Dem Blutkrebs auf der Spur – Nachwuchs-Forscherteam an der Uniklinik Köln gegen Leukämie

Die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) ist eine jener Krebserkrankungen, die Menschen meist erst im Alter trifft. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung droht diese Leukämieform künftig weit häufiger als bisher aufzutreten. Kölner Wissenschaftler versuchen daher, die Ursache dieser bislang unheilbaren und individuell äußerst variabel verlaufenden Erkrankung zu verstehen, um wirksame und nebenwirkungsarme Behandlungen zu entwickeln. Derzeit wissen die Forscher nur wenig über die kritischen molekularen Signalwege, die das Überleben der Tumorzellen bei der CLL bewirken sowie das Fortschreiten der Erkrankungen auslösen.

Genau hier möchte der 34-jährige Dr. Marco Herling und sein ambitioniertes Team an der Klinik I für Innere Medizin ansetzen. In seiner Nachwuchsgruppe will er verschiedene Expertisen bündeln, vom Mediziner, über den Pharmakologen, Molekularbiologen, Immunologen und Proteinstrukturchemiker. „Ich möchte nicht nur einfach ein Labor aufbauen, sondern ein Forschungsprogramm etablieren, bei dem sich die besten Köpfe aus mehreren Disziplinen mit gemeinsamem Ziel in einem Team ergänzen.“

„Die CLL ist eine spezielle Form von Blutkrebs“, erläutert der Mediziner: „Anders als bei vielen anderen Tumoren teilten sich die Mehrzahl der entarteten Krebszellen zunächst nicht häufiger als normale Körperzellen. Sie leben einfach länger, als sie sollen.“ Dieser verhinderte Zelltod ist ein Charakteristikum der CLL und erklärt ihren oft schleichenden und für Patienten zunächst oft symptomlosen Verlauf. So können sich entartete CLL-Zellen allmählich im Blut und Knochenmark ansammeln, bevor erste Lymphknotenschwellungen spürbar werden oder sich das Blutbild verändert. Wenn aber die klinische Diagnose erfolgt, ist die Tumor-Evolution der Krebszellen oft genetisch schon so weit fortgeschritten, dass die treibenden molekularen Kräfte hinter der Erkrankung im Dunkeln bleiben.

In den Frühstadien der CLL, davon ist Herling überzeugt, treibt die Krebszellen häufig schon ein Molekül namens TCL1 an. Ursprünglich entdeckt in T-Zellen der Immunabwehr, spielt das bisher wenig verstandene Protein offenbar auch bei der Entstehung der CLL eine zentrale Rolle, bei der meist B-Zellen der Immunabwehr entarten. So entwickeln Mäuse, in deren B-Zellen TCL1 gezielt überaktiviert werden, nach einigen Monaten alle Anzeichen einer humanen CLL.

„Uns Jüngeren wird immer wieder eingeredet, man müsse sich für einen Weg entscheiden, entweder Arzt oder Laborforscher“, so Herling. Damit würden aber gerade diejenigen, die mit beidseits fundierten Kenntnissen die zwischen Labor und Klinik immer nötiger werdenden Brücken schlagen können, strukturell demotiviert. „In der Vergangenheit wurde diejenigen, die eine klinische Notwendigkeit auf kurzem Wege experimentell angehen können nicht genügend gefördert. Dabei gingen aber die meisten medizinischen Entwicklungen den Weg vom Patientenbett ins Labor und dann zurück in die Anwendung – nicht umgekehrt.“ Die jetzigen Hilfestellungen für Infrastruktur seitens der medizinischen Fakultät sowie die Entscheidung der Deutschen Krebshilfe eine neue derartig ausgerichtete Nachwuchsforschergruppe an der Kölner Uniklinik zu fördern, sind ein zukunftsweisender Schritt.

Das Max-Eder-Programm der Deutschen Krebshilfe
Ziel des Max-Eder-Nachwuchsprogramms der Deutschen Krebshilfe ist es, hochqualifizierte junge Krebsforscher im Anschluss an ihre Ausbildung zu fördern und ihnen bei dem Aufbau einer eigenständigen Arbeitsgruppe zu unterstützen. Mit diesem Projekt versucht die Deutsche Krebshilfe auch dem so genannten „Brain Drain“ entgegenzuwirken, also dem Abwandern von guten ausgebildeten Forschern aus Deutschland. Durch die knappen öffentlichen Förderungen wandern meist junge Forscher aus ab, da sie hier für sich keine Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Daher werden vor allem junge Onkologen bis zum 35-Lebensjahr bei der Etablierung einer eigenständigen Arbeitsgruppe unterstützt und erhalten eine vier- bis siebenjährige Förderung für eine Nachwuchsgruppe. Ziel geförderter Projekte ist eine Übertragung grundlegender Forschungsergebnisse in diagnostische oder therapeutische Anwendungen der klinischen Onkologie. Ausdrücklich steht hierbei die patientennahe Forschung im Mittelpunkt. Außerdem soll das Umfeld der Nachwuchsgruppe die erfolgreiche Durchführung eines klinisch ausgerichteten onkologischen Projektes gewährleisten. Max Eder war ein Pionier der Deutschen Krebsforschung. 1998 verstarb Professor Eder im Alter von 73 Jahren.

Media Contact

Sina Vogt idw

Weitere Informationen:

http://www.medizin.uni-koeln.de/

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