Volkskrankheit Vorhofflimmern: Kompetenznetz liefert wichtige Erkenntnisse für bessere Versorgung

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, insbesondere bei älteren Menschen. In Deutschland gibt es rund eine Million Vorhofflimmer-Patienten, Tendenz steigend. Und das ist mit Risiken verbunden:

Die Pumpfunktion des Herzens ist eingeschränkt, zudem haben Betroffene ein deutlich erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Jeder fünfte Schlaganfall geht auf die gefährliche Störung zurück. Über Forschungserfolge des Kompetenznetzes Vorhofflimmern berichten Experten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die am 27. März in Mannheim beginnt. Erwartet werden mehr als 6.000 Teilnehmer aus 25 Ländern.

Forschung für bessere Versorgung

Im Kompetenznetz Vorhofflimmern arbeiten seit fünf Jahren Wissenschaftler und Ärzte zusammen, um die Behandlung und Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Finanziert wird das Forschungsnetzwerk vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „In den vergangenen Jahren wurden im Kompetenznetz Vorhofflimmern rund 20 Forschungsprojekte entwickelt, vorbereitet und durchgeführt“, berichtet dessen Sprecher Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Breithardt (Münster).

Flec-SL-Studie: Viel versprechende neue Kurzzeitbehandlung

Ein Beispiel ist die aktuelle Flec-SL-Studie, in der Experten des Netzwerks eine neue antiarrhytmische Kurzzeitbehandlung testen. Erste Ergebnisse präsentierte in Mannheim Projektleiter Prof. Dr. Paulus Kirchhof (Münster).

Durch eine elektrische Kardioversion, also einen kurzen Elektroschock in Narkose, kann Vorhofflimmern in vielen Fällen erfolgreich beendet werden. Allerdings tritt die Rhythmusstörung bei vielen Patienten in den ersten Wochen oder Monaten danach wieder auf. „Dieses Wiederkehren der Rhythmusstörung lässt sich in vielen Fällen durch eine Behandlung mit so genannten Antiarrhythmika verhindern, doch diese Medikamente sind vor allem bei längerer Einnahme mit gefährlichen Nebenwirkungen verbunden“, sagt Prof. Kirchhof. „Im Rahmen der Flec-SL-Studie untersuchen wir ein neues Behandlungskonzept mit kürzerer Therapiedauer, die nicht nur Patienten weniger belastet, sondern darüber hinaus auch Kosten spart.“ Die Studie, an der 40 Zentren beteiligt sind, wurde im März 2005 gestartet und läuft noch bis 2009.

Pathophysiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Umbauvorgänge im Vorhof sich innerhalb von vier Wochen innerhalb des Vorhofflimmerns wieder erholen. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass eine Behandlung vor allem in der ersten Zeit nach einer Kardioversion sinnvoll ist. Üblich ist derzeit aber noch eine Langzeitbehandlung, da bisher keine Daten zur optimalen Behandlungsdauer vorlagen.

Eine erste Zwischenauswertung der Daten von 242 Patienten hat jetzt gezeigt: Eine Kurzzeitbehandlung mit dem Wirkstoff Flecainid über vier Wochen kann das Wiederauftreten von Vorhofflimmern jedenfalls vermindern. Prof. Kirchhof: „Bei den Patienten, die mit der Substanz behandelt wurden, lag die Rezidivrate nach vier Wochen bei 30 Prozent, in der Kontrollgruppe ohne Flecainid erlitten rund 50 Prozent der Patienten einen Monat nach der Kardioversion einen Rückfall.“

Der zweite Analyseschritt, der die Kurzzeit- mit der Langzeittherapie vergleicht, ist nach Studienende im Jahr 2009 geplant. „Schon heute können die weiteren Analysen dazu beitragen, Patienten für eine Kardioversion und eine Therapie mit Antiarrhythmika gezielter auszuwählen“, so Prof. Kirchhof. „Wenn sich die Hypothese der Studie bestätigt, könnte die Behandlung mit Antiarrhythmika nach Kardioversion für viele Patienten einfacher und kürzer werden.“

Kontakt:
Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK, Tel.: 0211- 600 692 – 61; Fax: 0211- 600 692 – 67; limberg@dgk.org ; Tel. im Kongresszentrum 0621-41065002

Roland Bettschart, B&K Medien- und Kommunikationsberatung, mobil 0043 676 6356775

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 6450 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

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Christiane Limberg idw

Weitere Informationen:

http://www.dgk.org

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