Selbsttest hilft Frühgeburten zu verhindern

Durch die moderne Medizin haben sich die Chancen für sie in den letzten Jahrzehnten zwar gravierend verbessert, dennoch ist eine Frühgeburt zumeist eine große Belastung für die Familie und stellt hohe Anforderungen an die betreuenden Mediziner und Pflegekräfte: Die Frühgeborenen sind oft nicht fähig, die wichtigsten Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten.

In manchen Fällen müssen deshalb medizinische Hilfsmittel wie Brutkästen, Sauerstoffbeatmung oder künstliche Ernährung eingesetzt werden. „Ernsthaft gesundheitlich gefährdet sind alle Babys, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden“, erklärt Darius Michna, Leitender Arzt der neonatologischen Intensivstation des Elisabeth-Krankenhauses Essen. „Diese Neugeborenen wiegen zumeist weniger als 1.500 Gramm. Wir können sie heute zwar am Leben halten, doch ca. 30 Prozent dieser Frühchen sind von bleibenden Störungen betroffen. Seh- und Hördefizite sind nicht selten und auch Epilepsie, Entwicklungs- und Konzentrationsstörungen treten bei diesen Kindern später häufiger auf.“

Dabei könnte die Zahl der Früh- und Fehlgeburten durch gezielte Prävention drastisch gesenkt werden. Gynäkologen klären werdende Mütter deshalb über individuelle Risikofaktoren auf: Dazu gehören das Rauchen, psychische Belastung, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung oder ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes. „Man geht derzeit allerdings davon aus, dass etwa 70 Prozent aller Früh- und Fehlgeburten durch aufsteigende Genitalinfektionen bei der Mutter ausgelöst werden“, erklärt Prof. Dr. Stefan Niesert, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Elisabeth-Krankenhauses. „Um erste Anzeichen einer Infektion in der Scheide rechtzeitig diagnostizieren zu können, gibt es heute einen einfachen Test, den die Schwangern – unabhängig vom Arzt – zu Hause durchführen können.“

Säuregehalt entscheidend

Normalerweise herrscht in der Scheide ein saurer – also niedriger – pH-Wert, der von Milchsäurebakterien aufrecht erhalten wird. Diese Bakterien unterstützen die körpereigene Abwehr, indem sie Milchsäure produzieren. Die Säure sorgt dafür, dass sich krankmachende Keime nicht so leicht ausbreiten können. Wenn dieser natürliche Schutz aus irgendeinem Grund gestört ist, steigt der pH-Wert und infektionsauslösende Keime können sich in der Scheide vermehren. „Oft wird eine solche Scheideninfektion von den Frauen gar nicht bemerkt und daher auch nicht behandelt. Die Keime können dann in die Gebärmutter aufsteigen und dort Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung hervorrufen“, so Prof. Niesert.

„Um eine Störung des Säuregehaltes frühzeitig zu erkennen, können Schwangere heute mit einem speziellen Einmalhandschuhe eine Messung des ph-Werts ihrer Scheidenflüssigkeit durchführen. Diese Messung ist einfach und ungefährlich. Der Zeigefinger mit dem Handschuh wird etwa drei Zentimeter in die Scheide eingeführt. Auf der Fingerspitze des Handschuhes befindet sich ein Messfeld, das entsprechend des Säuregehaltes seine Farbe verändert. Anhand einer Vergleichsskala kann dann der pH-Wert abgelesen werden.“

Die Verfärbung bietet also Aufschluss über eine eventuell vorliegende Infektion. Ist der Säuregehalt der Scheidenflüssigkeit zu niedrig, sollte der behandelnde Frauenarzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und ggf. mit einer Behandlung zu beginnen. „Je später bei einer Infektion therapeutisch eingegriffen wird, umso schwieriger wird es, eine Frühgeburt zu vermeiden,“ erklärt der Gynäkologe. „Deshalb ist es wichtig, öfter zu kontrollieren als nur einmal im Monat bei der ärztlichen Vorsorgeuntersuchung.“

Verschiedene wissenschaftliche Studien in Deutschland haben den Nutzen des Handschuhtests belegt: Bei den untersuchten Frauen ist es gelungen, die Zahl der Frühgeburten vor der 32. Schwangerschaftswoche fast zu halbieren. Die Testhandschuhe gibt es in der Apotheke. Ein Set kostet etwa 50 Euro und reicht für eine ganze Schwangerschaft aus. Einige Krankenkassen übernehmen für ihre Versicherten bereits die Kosten dieses Selbstvorsorgetests.

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EKE

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