Forscher treiben Tumorzellen in den Selbstmord

Mit einer speziellen Methode wollen Forscher um Martin Schuler vom Westdeutschen Tumorzentrum in Essen die Erfolgschancen bei Lungenkrebs deutlich heben. Damit die Chemotherapie den gewünschten Erfolg erzielt, sollen spezielle Eiweiße in die Krebszellen gebracht werden. Über die Forschungsarbeit haben die Mediziner im Wissenschaftsmagazin Nature berichtet.

Lungenkrebs gehört zu den am häufigsten tödlich verlaufenden Tumorerkrankungen. Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 35.000 Menschen daran. Weltweit schätzen die Experten die Zahl der Todesopfer sogar auf über eine Million. Ein großes Problem der Erkrankung ist, dass sie meist erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Zur Behandlung kommen dann Chemo- und Strahlentherapie zum Einsatz. „Leider sprechen die nicht-kleinzelligen Lungentumoren nur eingeschränkt auf diese Behandlung an“, so Schuler, Direktor der Inneren Klinik (Tumorforschung) des Universitätsklinikums Essen. Doch fast 80 Prozent der Betroffenen leiden an dieser Art der Krebsform. „Umso wichtiger ist es daher, hier zu forschen. So können wirkungsvollere Therapien entwickelt werden“, erklärt Schuler.

Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Schuler hat jetzt Erkenntnisse gewonnen, die tatsächlich Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer und wirksamerer Behandlungen sein können. „Wir konnten herausfinden, dass eine der Ursachen, warum die Chemotherapie bei manchen Patienten nicht wirkt, ein spezielles Eiweiß namens pp32 ist.“ Das Eiweiß beeinflusst, wie empfindlich die Lungentumore auf Medikamente reagieren, die ihren Selbstmord auslösen können. Dieses Selbstmordprogramm – auch „Apoptose“ genannt – ist an der Wirkung der meisten Zytostatika und der Strahlentherapie beteiligt.

Das Interessante an der Erkenntnis der Wissenschaftler war, dass Patienten, deren Lungenkrebszellen einen hohen pp32-Eiweißgehalt aufwiesen, besonders positiv auf die Chemotherapie reagierten. Sie überlebten dadurch auch deutlich länger. Lungenkrebszellen, die nur geringe Mengen des Eiweißes enthielten, zeigten hingegen eine starke Widerstandsfähigkeit gegenüber der Behandlung.

Im Laborversuch konnten Schuler und sein Team dann tatsächlich nachweisen, was es mit dem Eiweiß auf sich hat. Mit Hilfe molekularer Technologien übertrugen die Mediziner das pp32-Eiweiß in Lungenkrebszellen. Diese zeigten dann sowohl ein gestörtes Wachstum als auch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber der Chemotherapie. Die verabreichten Zytostatika konnten das Selbstmordprogramm der Lungentumore auslösen. „Diese Beobachtungen sind ein wichtiger Schritt hin zu besseren Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Lungenkrebs. Sie bilden den Grundstein für die Entwicklung neuer, wirksamerer Medikamente“, meint Schuler.

Die Betreuung von Patienten mit Lungenkrebs ist einer der Schwerpunkte des Westdeutschen Tumorzentrums am UK-Essen und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Ärzten der Ruhrlandklinik in Essen-Heidhausen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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