Atemmuskelstimulation hilft ALS-Patienten

Chirurgen der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben erstmals in Europa einen Zwerchfellschrittmacher bei zwei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) implantiert. In Zusammenarbeit mit der ALS-Ambulanz führten die Klinik für Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie und die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin den Eingriff durch.

Bei der ALS handelt es sich um eine chronische und fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu einer Muskellähmung am ganzen Körper führt. ALS ist unheilbar, aber die neuartige Operation aus den USA könnte den Patienten ein längeres Überleben ermöglichen. Der Schrittmacher stimuliert das Zwerchfell und wirkt so dem fortschreitenden Muskelschwund des Organs entgegen.

Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel des Menschen. Beim Einatmen zieht es sich zusammen und senkt sich ab. Dadurch wird Luft in die Lungen eingesogen. ALS lähmt das Zwerchfell und führt so zu einer lebensbedrohlichen Atemminderung. Der Schrittmacher reduziert die ALS-bedingte Atmungsschwäche, so dass Patienten länger ohne künstliche Beatmung leben können.

Der Zwerchfellschrittmacher wird in einem minimal-invasiven Verfahren eingesetzt. Dabei befestigen die Operateure vier Elektroden an der Unterseite des Zwerchfells. Die Kabel der Elektroden werden durch die Bauchwand nach außen geführt und dort mit einem elektronischen Stimulationsgerät verbunden. Dieses sendet Impulse an die Elektroden im Zwerchfell, wodurch sich der Muskel zusammenzieht. Die Stimulation regt die Muskelaktivität an und verzögert so die Lähmung des Zwerchfells.

Während der Operationen stand der Entwickler der Methode, Dr. Raymon Onders von der Universitätsklinik Cleveland (USA), den Charité-Chirurgen Dr. Sven-Christian Schmidt und Dr. Robert Eisele beratend zur Seite. Beide Eingriffe verliefen komplikationslos. Nach der Operation werden die Patienten jetzt ambulant weiter behandelt. Zehn Tage nach dem Eingriff wird der Schrittmacher in der ALS-Ambulanz eingestellt und aktiviert. Die Patienten führen die Stimulationen dann selbst zu Hause durch: Viermal täglich trainieren sie jeweils eine halbe Stunde das Zwerchfell.

„Momentan handelt es sich um ein experimentelles Verfahren. Noch gibt es keine Studien, die die therapeutische Wirksamkeit der direkten Stimulation des Zwerchfells bei ALS-Patienten belegen“, erklärt Prof. Thomas Meyer, der Leiter der ALS-Ambulanz. Bislang haben US-amerikanische Chirurgen bei 50 Patienten den Zwerchfellschrittmacher eingesetzt und damit erste positive Ergebnisse erzielt.

Damit ALS-Patienten auch weiterhin gut betreut werden können, veranstaltet die Charité gemeinsam mit dem Berlin Marriott Hotel am 3. April 2008 eine Benefizgala. Die Erlöse aus den Eintrittsgeldern und Spenden der „Charity for Charité“-Gala kommen der ALS-Ambulanz zugute. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.charity-for-charite.de. Für Kartenanfragen steht Sabine Ruck vom Berlin Marriott Hotel unter sabine.ruck@marriotthotels.com zur Verfügung.

Kontakt
Prof. Thomas Meyer
Leiter der ALS-Ambulanz
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Tel.: 030 – 450 560 032
thomas.meyer@charite.de

Media Contact

Kerstin Endele idw

Weitere Informationen:

http://www.charite.de

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