Bad Oeynhausener Kardiologen entwickeln neues Atemtherapiegerät

Erholsamer Schlaf mit Maske. Nach einer Gewöhnungsphase empfinden Herzpatienten meist eine Besserung ihrer Beschwerden<br><br>(Foto: Armin Kühn)<br>

Der kleine, leichte und intelligente Automat ist auf spezielle Atemregulationsstörungen von Patienten mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ausgerichtet und mit dem bekannten Designpreis „Red Dot Award“ ausgezeichnet worden.

Herzkranke Menschen schlafen schlecht. Nächtliche Atemregulationsstörungen treten besonders häufig im Zusammenhang mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) auf. Sie sind gekennzeichnet durch die wechselnde Anzahl und Tiefe der Atemzüge und wiederkehrende Atempausen. Experten sprechen von einer sogenannten „Cheyne-Stokes-Atmung“. „Dabei können sich die Atemwege komplett verschließen und es kommt zu den gefürchteten Atemaussetzern“, erläutert Privatdozent Dr. Olaf Oldenburg, Oberarzt und Leiter des Schlaflabors in der Kardiologischen Klinik unter Prof. Dr. Dieter Horstkotte. Die Folge: Der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, der Schlaf ist gestört. Betroffene leiden unter Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Leistungsschwäche.

Insbesondere bei herzschwachen Patienten können diese Beschwerden mit einer effektiven Beatmungstherapie gebessert werden. Internationale Studien belegen eine spürbare Verbesserung der Herzfunktion, wenn das Gerät regelmäßig nachts angewendet wird. Es berechnet den erforderlichen Atemdruck und passt diesen individuell an.
Die neueste Generation dieser Gerätetechnik, der sogenannten adaptiven Servoventilation, hat Dr. Oldenburg in diesem Jahr erstmals vor internationalem Fachpublikum in Boston und München unter dem Namen „PaceWave“ vorgestellt. Der kleine Apparat ist ein Rechengenie: Über die Atemmaske des Schlafenden analysiert er die Anzahl und den Grad der Atemzüge und führt sodann über einen Filter das notwendige Maß an Raumluft zu. „Eine spezielle Software kann exakt ermitteln, wie weit die Atemwege zufallen und unmittelbar darauf mit der richtig angepassten Dosierung der Luft reagieren“, beschreibt Dr. Oldenburg die ausgefeilte Medizintechnik, die speziell für herzinsuffiziente Patienten vorgesehen ist, bei denen eine nächtliche Cheyne-Stokes-Atmung nachgewiesen wurde.

Bereits den Prototyp des heutigen Geräts haben die Bad Oeynhausener Kardiologen 2001 gemeinsam mit der Ruhrlandklinik in Essen getested. Er kam danach im Rahmen einer Zulassungsstudie bei Patienten in Bad Oeynhausen erfolgreich zum Einsatz. Das Beatmungs- und Atemtherapiegerät ist ein medizinisches Hilfsmittel, das über die Krankenkasse abgerechnet werden kann. Die Bad Oeynhausener Kardiologen empfehlen ihren Patienten mit einer schweren Herzerkrankung eine Überwachung im medizinischen Schlaflabor. Bei Vorliegen einer nächtlichen Atmungsstörung kann eine Therapie mit dem neuen Gerät die Herzfunktion verbessern und sich damit bei regelmäßiger Anwendung lebensverlängernd auswirken.

Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ist ein international führendes Zentrum zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen. Mit 38.000 Patienten pro Jahr, davon 15.000 in stationärer Behandlung ist das HDZ NRW ein führendes Spezialklinikum in Europa.

Die Kardiologische Klinik des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dieter Horstkotte ist spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und entzündliche Herzerkrankungen. In der Kardiologischen Klinik werden jährlich 10.000 Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. Über 7.000 Patienten pro Jahr kommen zur ambulanten Behandlung in die Klinik.

Modernste diagnostische und bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die Klinik ist Europäisches Exzellenz-Zentrum zur Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.

Media Contact

Anna Reiss idw

Weitere Informationen:

http://www.hdz-nrw.de/

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