Babys erkennen Gefahren im Voraus

Sobald Babys mit dem Krabbeln beginnen, lernen sie, auf sie zukommende Gefahren zu erkennen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Trondheim in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Naturwissenschaften. Sie beobachteten, wie Gehirn und Augen von 18 Babys im Alter von fünf, acht und elf Monaten auf herannahende Objekte reagieren.

Dabei zeigte sich, dass das Gehirn erst gegen Ende des ersten Lebensjahres die notwendigen Voraussetzungen entwickelt, um Gefahren differenziert wahrzunehmen. „Die Entwicklung der motorischen Nervenzellen geschieht gleichzeitig mit jener für die visuelle Wahrnehmung“, berichtet Studienleiter Ruud van der Weel im pressetext-Interview.

Gegenstände, die direkt auf uns zukommen, erzeugen auf der Retina des Auges ein sich ständig vergrößerndes Bild. Dabei werden nicht bloß Informationen weitergeleitet, sondern auch Stimuli aktiviert, die diese als drohende Gefahr erkennen lassen. Bei Erwachsenen rufen die Stimuli Wellen der Neuronenaktivität in der Sehrinde hervor. Um den Effekt bei Babys zu untersuchen, setzten die Forscher die Babys vor einen großen Bildschirm, der einen sich stets vergrößernden, mehrfarbigen Punkt zeigte, der mit verschiedenen Geschwindigkeiten direkt auf die Babys zukam. Gleichzeitig beobachtete ein Gerät zur Elektroenzephalographie (EEG) mit hoher Sensorendichte die Aktivität des Gehirns, wie auch die Blickrichtung beider Augen aufgezeichnet wurde.

Eine Aktivität in der Sehrinde konnten die Forscher bei allen untersuchten Altersstufen feststellen, wie auch äußere Reaktionen deutlich waren. „Schon kleine Babys blinzelten, pressten die Köpfe zurück oder begannen sogar zu weinen, wobei in diesen Fällen der Versuch natürlich unterbrochen wurde“, so van der Weel. Dennoch zeigten sich deutliche Unterschiede nach den Lebensmonaten. „Mit fünf Monaten zeigten die Sehrinden der Babys auf alle Geschwindigkeit des Näherkommens die stärkste Abwehrreaktion, und brauchen dafür länger. Je älter sie sind, desto besser und schneller können sie die Gefahr differenzieren.“ Schließen könne man auf die Weiterentwicklung neuronaler Netze, die drohende Kollisionen detailliert registrieren lassen. Dieser Vorgang geschieht im Alter von rund acht Monaten, da die Forscher im Gehirn dieser Babys ein Zwischenstadium feststellen konnten.

„Gefahrenerkennung beginnt mit dem Krabbeln“, so die Vermutung des norwegischen Forschers. Kinder brauchten diese Fähigkeit somit erst dann, wenn sie ihre Fortbewegung aktiv kontrollieren können. Für die Erziehung bedeute diese Erkenntnis, dass man auf spielerische Weise Babys schon früh mit Bewegungsreizen auseinandersetzen sollte, da dies die Ausbildung neuronale Netzwerke fördere. „Aus Versuchen mit Ratten weiß man, dass die Tiere weitaus schneller bestimmte Gehirnstrukturen entwickeln, wenn sie nach der Geburt in einem Umfeld voller Stimulationen leben, als wenn man sie in einen Käfig einsperrt“, berichtet van der Weel.

Link zum Originalartikel:
http://www.springerlink.com/content/82p042342l026p33/?p=123a70d4daeb41a198849e7db5e6eb2c&pi=0

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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