Augenklinik des UKSH bringt mit Netzhaut-Chip Licht ins Dunkel

Netzhaut-Chip unter der Netzhaut des Patienten

An der Klinik für Ophthalmologie (Direktor: Prof. Dr. Johann Baptist Roider) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, wurde erstmalig ein seit zwölf Jahren durch eine genetische Erkrankung erblindeter Patient mit einem Netzhaut-Chip versorgt. Durch die Operation ist es ihm jetzt möglich, Lichtquellen zu lokalisieren und bestimmte Objekte zu erkennen. Die in Kiel durchgeführte Operation ist die erste dieser Art in Norddeutschland. Weltweit wurden mit diesem Netzhaut-Chip bisher rund 30 Patienten versorgt, u.a. in Tübingen, Dresden, Oxford, London, Singapur und Hongkong.

In einer aufwändigen und komplizierten chirurgischen Operation der Netzhaut und des Glaskörpers wurde dem Patienten vor rund vier Wochen ein Mikrochip (Retina Implantat Alpha IMS) über die Aderhaut unter die Netzhaut eingesetzt. Er ersetzt bei Blinden die Funktion degenerierter Fotorezeptoren durch elektronische Lichtempfänger (Fotodiode). Der Mikrochip ist nur 17 Mikrometer dünn (0,017 mm) und mit drei mal drei Millimeter ungefähr so klein wie ein Stecknadelkopf. „Durch die Platzierung unter der Netzhaut können erstmals die natürlichen Blickzielbewegungen und Blickrichtungen des Auges genutzt werden, um ein Bild zu erzeugen. So können Gegenstände ohne Kopfbewegungen erfasst werden“, erklärt Prof. Roider.

Da der durch die Fotodioden des Mikrochips erzeugte Strom, der an die Netzhaut weitergleitet wird, nur sehr gering ist, muss dieser Strom zusätzlich verstärkt werden. Die dazu notwendige Energie wird durch eine hinter dem Ohr lokalisierte Induktionsspule und eine externe Stromversorgung geliefert. Dieser Teil der Operation wurde in Kooperation mit der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Campus Kiel, durchgeführt.

Die Auflösung des Chips beträgt 40 x 40 Pixel. Einzelne Patienten können dadurch eine Sehschärfe von 3,7 % erreichen. Das Sehen selbst ist auf Grautöne beschränkt, da der Chip in gleicher Weise empfindlich für alle Farben des Lichtes ist. Der in Kiel operierte Patient war seit zwölf Jahren aufgrund einer erblichen Erkrankung (Retinitis pigmentosa) erblindet. „Durch die durchgeführte Operation ist es ihm jetzt möglich, Licht zu sehen und die Lichtquelle zu lokalisieren“, sagt Prof. Roider. „Darüber hinaus kann er Objekte erkennen, wie zum Beispiel in einer Alltagssituation ein Messer neben einem Teller, und dies schon vier Wochen nach der Operation.“

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Ophthalmologie, Sekretariat Prof. Dr. Roider,
Tel.: 0431 597-4834, E-Mail: office@auge.uni-kiel.de

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Oliver Grieve Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

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