Auch am Rücken: Nervenschmerzen genau messen!

„Bislang hatten wir alters- und geschlechtsbezogene QST-Normwerte für Gesichts-, Hand- und Fußareale. Diese konnten wir nun mit über 160 gesunden Probanden um den Rücken erweitern. Damit lässt sich jetzt auch bei Schmerzen, Überempfindlichkeiten und Missempfindungen im Bereich des Rückens schnell einordnen, ob und welche Werte innerhalb der Norm liegen.“, so Dr. Doreen Pfau, Universität Heidelberg, die die Netzwerkstudie federführend mit Dr. Elena Krumova, Ruhr Universität Bochum, durchgeführt hat.

Typische Sensibilitätsprofile bei postherpetischer Neuralgie

Im zweiten Teil der Studie dienten die neuen Normwerte zur Bewertung der QST-Daten von über 70 Patienten, die eine veränderte Schmerzempfindlichkeit der Haut nach Gürtelrose aufwiesen. Diese so genannte postherpetische Neuralgie befällt meist den Rücken. Krumova erläutert: „Interessanterweise konnten wir bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie im Bereich des Rückens bestimmte Muster an Sensibilitätsveränderungen beobachten, die sich von anderen Nervenschmerzerkrankungen unterscheiden. Dabei war fast die Hälfte der Patienten überempfindlich auf leichte Berührungen.“ Die beiden typischen Sensibilitätsprofile fanden sich bei etwa 50 Prozent der Patienten: Eine Kombination aus verminderter Wahrnehmung von Kälte, Wärme, Berührungen mit Nylonfilamenten und Vibration mit oder ohne einer Überempfindlichkeit auf Druck, spitze Reize und leichte Berührungen, die beim Gesunden keinen Schmerz auslösen. Die QST nach DFNS-Standard prüft mit sieben Tests die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte, Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck und dauert pro Testareal etwa 30 Minuten.

Optimierte Diagnostik – zielgerichtete Therapie

Prof. Christoph Maier, Ruhr Universität Bochum, zu den Ergebnissen: „Die neuen QST-Normwerte ermöglichen uns, Sensibilitätsveränderungen bei verschiedensten Schmerzerkrankungen des Rückens detailliert zu analysieren. Und das erlaubt Rückschlüsse auf die Nervenschädigung, also ob feine oder dickere Nervenfasern oder das zentrale oder periphere Nervensystem betroffen sind. Letztlich helfen uns solche Informationen, eine möglichst zielgerichtete mechanismenbasierte Therapie für den individuellen Patienten zu finden.“

Über den DFNS e.V.:

Ziel des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen grundlegend zu verbessern. Im Fokus stehen die Optimierung einer qualitativ hochwertigen Diagnostik sowie der Therapie- und Versorgungsforschung neuropathischer Schmerzen. Der gemeinnützige Verein ist Nachfolger des DFNS, der von 2002 bis 2012 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt.

Literatur (doi: 10.1016/j.pain.2014.02.004):
Pfau DB, Krumova EK et al.(2014) Quantitative sensory testing in the German Research Network on Neuropathic Pain (DFNS): reference data for the trunk and application in patients with chronic postherpetic neuralgia. Pain. 2014 Feb [Epub ahead of print]

Kontakt:

Dr. med. dent. Doreen B. Pfau
Lehrstuhl für Neurophysiologie
Medizinische Fakultät Mannheim
Universität Heidelberg
Ludolf-Krehl-Str. 13-17
68167 Mannheim
Tel.: +49-0621-383-3861
e-mail: doreen.pfau@medma.uni-heidelberg.de

Pressekontakt:

Vedrana Romanovic
DFNS e.V.
Neurologische Klinik
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel.: +49 89 4140 – 7915
Fax: +49 89 4140 – 4655
e-mail: romanovic@lrz.tum.de
http://www.neuropathischer-schmerz.de

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Tanja Schmidhofer idw

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