Atlas zu resistenten Krankheitserregern und Antibiotikaverbrauch für Deutschland erschienen

Zahlreiche bakterielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Enterokokken sind unempfindlicher gegen Antibiotika geworden, so dass die durch sie ausgelösten Krankheiten bei Menschen wie Tieren immer schwieriger zu behandeln sind.

Dies ist das Ergebnis einer heute in Bonn vorgestellten, gemeinsamen Veröffentlichung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie und der Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg.

Mit dem vorgelegten Antibiotika-Resistenz und -Verbrauchsatlas stehen erstmals für Deutschland in einer Zusammenschau Informationen zur Resistenzhäufigkeit bakterieller Erreger und zum Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zur Verfügung. Der Atlas ist ein erster Schritt, um die Risiken bestehender und potenzieller Resistenzentwicklungen zu bewerten und Empfehlungen für die Behandlung von Menschen und Tieren mit Antibiotika zu entwickeln.

Aus Sicht der Fachleute muss der Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen in Deutschland mit größerem Nachdruck entgegengetreten werden. Die Projektpartner kritisierten, dass Fehler bei der Verschreibung und dem Umgang mit Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin, aber auch bei Landwirten und Patienten die Entstehung antimikrobieller Resistenzen begünstigt. Jede überflüssige Antibiotikatherapie begünstigt die Entwicklung von Resistenzen. Besonders beim Einsatz von Antibiotika in großen Nutztierbeständen erinnerten die Projektpartner daran, dass Antibiotika nicht verwendet werden dürfen, ungeeignete Haltungsformen und Mängel bei der betrieblichen Hygiene auszugleichen. Darüber sind weitere Untersuchungsprogramme in der Human- und Veterinärmedizin notwendig, um die Resistenzentwicklung fortlaufend zu verfolgen und Risiken frühzeitig zu erkennen.

Der Antibiotika-Resistenzatlas „GERMAP 2008“ stellt auf rund 160 Seiten Daten zu zahlreichen relevanten Infektionserregern und zum Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin dar. Die zusammengeführten Daten stammen aus unterschiedlichen Monitoringprogrammen, Einzelprojekten, Krankenhäusern und aus dem ambulanten Bereich.

ANSPRECHPARTNER
Für Fragen im Bereich Humanmedizin steht zur Verfügung: Prof. Dr. Eberhard Straube (PEG), Telefon: 0170 2322762

Für Fragen im Bereich Veterinärmedizin steht zur Verfügung: Dr. Jürgen Wallmann (BVL), Telefon: 0173 6071484

BEZUG DES ANTIBIOTIKA-RESISTENZATLAS „GERMAP 2008“
Der Antibiotika-Resistenzatlas 2008 steht online zur Verfügung unter
http://www.bvl.bund.de/germap2008 oder http://www.p-e-g.org/econtext/germap2008
Der Antibiotika-Resistenzatlas 2008 kann auch in gedruckter Fassung zu einem Preis von 25 Euro incl. Versandkosten gegen Rechnung bezogen werden bei der
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie
Campus Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg
von-Liebig-Straße 2, 53359 Rheinbach
Telefon: 02226 9089-16, Telefax: 02226 9089-18
E-Mail: geschaeftsstelle@p-e-g.org
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie ist mit nahezu 1.000 Mitgliedern die größte deutschsprachige Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und ihrer Therapie. Zu den Aktivitäten der Gesellschaft gehören die regelmäßige Erhebung von Resistenzdaten bei klinisch wichtigen Bakterienspezies in Deutschland und im mitteleuropäischen Raum sowie die Erstellung von Leitlinien und Empfehlungen.

Die Infektiologie Freiburg wurde 2002 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Universitätsklinikum Freiburg als Klinische Forschergruppe unter der Leitung von Professor Winfried Kern eingerichtet. Die Forschergruppe hat sich intensiv mit Analysen zum Antibiotikaverbrauch in Deutschland beschäftigt und ist Partner im europäischen Projekt zur Beobachtung des Antibiotikaverbrauchs (ESAC) der europäischen Gesundheitsbehörde. Die Infektiologie Freiburg betreut Patienten mit den unterschiedlichsten Infektionen und forscht im Bereich Antibiotikaresistenzen.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist zuständig für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt das BVL umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. Im Zusammenwirken mit nationalen Behörden in anderen Mitgliedstaaten der EU setzt sich das BVL für den wirtschaftlichen Schutz der Verbraucher ein.

Viren, Bakterien, Einzeller und Pilze können Eigenschaften entwickeln, die die Wirkung antibiotisch aktiver Substanzen abschwächen oder vollständig außer Kraft setzen. Dies wird als Antibiotika-Resistenz bezeichnet. In der Human- wie der Veterinärmedizin hat die unkritische Verschreibung von Antibiotika zur Bildung von Resistenzen geführt, so dass im Krankheitsfall bei einem echten Bedarf die Antibiotika dann nicht mehr wirken. Antibiotika sollten deshalb nur eingesetzt werden, wenn ihre Verabreichung eindeutig angezeigt ist. Auch ein zu früher Abbruch der Antibiotikatherapie oder eine zu niedrige Dosierung können beim Menschen wie in der Tierhaltung die Entstehung von Antibiotikaresistenzen begünstigen. Die Therapie muss konsequent zu Ende geführt werden. Eine weitere wichtige Quelle resistenter Erreger ist nach wie vor in der intensiven Nutztierhaltung zu sehen.

Media Contact

Jochen Heimberg idw

Weitere Informationen:

http://www.bvl.bund.de/germap2008

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