WSL ist erste Prüfstelle für Steinschlagnetze mit eigener Testanlage

Am 19. Oktober führte sie die erste Typenprüfung in dieser Eigenschaft durch: in ihrer Anlage bei Walenstadt wurde ein Schutzsystem nach Europanorm getestet, das bis zu 16 Tonnen schwere Felsbrocken zurückhalten kann.

Der Brocken, der heute von der Felswand eines stillgelegten Steinbruchs bei Walenstadt herunterdonnerte, ist ein Meilenstein der praxisorientierten Forschung an der WSL. Aufgrund ihrer Erfahrung bezüglich aufwändiger Prüfverfahren und dank der nach internationalen Standards betriebenen Testanlage für Steinschlag-Schutznetze wurde die WSL nämlich als offizielle Prüfstelle in Brüssel anerkannt. Die erhobenen Messdaten werden nun durch die Empa, die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt, evaluiert, wonach die EU-weite Zulassung des geprüften Systems erfolgen kann.

In immer mehr Ländern werden neuartige, möglichst kostengünstige Schutzsysteme gegen Steinschlag verwendet. Die offizielle Typenprüfung ist für deren Hersteller ein bedeutendes Ereignis. Dass eine Prüfstelle gleich selbst eine Testanlage betreibt, wie es in Europa bislang nur die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL tut, vereinfacht das Zulassungsverfahren.

Die WSL erforscht seit vielen Jahren experimentell und rechnerisch das dynamische Tragverhalten von Schutzkonstruktionen. Schon bisher prüfte sie im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU und der Expertenkommission für Lawinen und Steinschlag (EKLS) Schutzsysteme verschiedener Hersteller, die in der Schweiz eingesetzt und in den meisten Fällen auch von der öffentlichen Hand subventioniert wurden. Die WSL wird durch ihre neue Funktion als EU-notifizierte Prüfstelle auch international eine attraktive Prüfinstitution. Ihre langjährige Erfahrung ermöglicht der WSL als Forschungsanstalt des ETH-Bereichs einen optimalen Technologietransfer beim Schutz vor Naturgefahren.

Steinschlagschutz-Konstruktionen werden im Gebirge entlang von Verkehrswegen und zum Schutz von Menschen und Gebäuden eingesetzt. Die heutigen Schutzbauwerke können Blöcke mit einer Energie von bis zu 5000 kJ aufhalten. Das entspricht einer Masse von 16 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von 90 km/h. Die in Walenstadt getesteten flexiblen Systeme sind bei gleicher Leistung weniger schwer, in stark geneigtem Terrain einfacher zu installieren und letztlich günstiger als kompakte Stahlbetonbauten. Aktuell wurde eine Konstruktion der Firma Geobrugg AG geprüft, die aus zusammenhängenden Drahtringnetzen besteht, welche im Hang durch Stahlseile und -stützen aufgespannt werden.

Media Contact

Gottardo Pestalozzi idw

Weitere Informationen:

http://www.wsl.ch/pruefstelle

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