Fehleranalyse in 3D: industrielle Computertomographie an der Hochschule Hamm-Lippstadt

Mit der im Raum Südwestfalen einzigartigen Hochschulausstattung lokalisieren Stiftungsprofessor Dr. Jörg Meyer und sein Team kleinste Abweichungen und Bauteilfehler. Die dreidimensionalen Aufnahmen ermöglichen Fehlersuche oder Qualitätskontrollen am Bildschirm, ohne die Werkstücke für die Untersuchung zu zerstören.

Was einige Bürgerinnen und Bürger nur vom Arztbesuch kennen, ist an der Hochschule Hamm-Lippstadt nun für Bauteile und Werkstoffproben möglich: die Computertomographie. Mit der im Raum Südwestfalen einzigartigen Hochschulausstattung lokalisieren Stiftungsprofessor Dr. Jörg Meyer und sein Team kleinste Abweichungen und Bauteilfehler. Die dreidimensionalen Aufnahmen ermöglichen Fehlersuche oder Qualitätskontrollen am Bildschirm, ohne die Werkstücke für die Untersuchung zu zerstören.
„Wir erreichen mit dem Computertomographen extrem hohe Auflösungen im Nanometerbereich und können so genaue Darstellungen der Innen- und Außengeometrie von industriellen Bauteilen liefern“, erklärt Prof. Meyer die Neuanschaffung. 3D-Aufnahmen einer defekten Leuchtdiode zeigen zum Beispiel, dass der Bonddraht – ein zentrales Bauteil im Inneren – Ursache für den Funktionsfehler ist. Entsprechend der Analyse können Schäden behoben oder Produktionsprozesse optimiert werden.

Seinen Einsatz findet der Computertomograph in Forschung, Entwicklung und Lehre der Hochschule. Hier ergeben sich Synergien mit der heimischen Industrie so Meyer: „Für unsere anwendungsbezogene Forschung benötigen wir praktische Fälle. Die Industrie profitiert wiederum von qualifizierten Untersuchungen ihrer Werkstücke und -stoffe.“ Der Automobilzulieferer HELLA KGaA Hueck & Co und der Zulieferer für Leichtmetallkomponenten Martinrea Honsel Germany GmbH nutzten als erste Unternehmen die neue Technologie der Hochschule für spezifische Fragestellungen. „Wir freuen uns auf weitere Kooperationen mit der Industrie“, so der Stiftungsprofessor, der als Ansprechpartner für Unternehmen zur Verfügung steht.

Die Analysen mit dem Computertomographen sind aufwändig und variieren in ihrer Dauer je nach Fragestellung von einer Stunde bis zu einer Woche. Zum Einsatz kommt die zerstörungsfreie Analysemethode in der Materialwissenschaft, Mikromechanik oder Elektronik. Die angehenden Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure sowie Studierende des Studiengangs Mechatronik können das Gerät im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten zur Werkstoff- und Bauteilprüfung einsetzen. Sie erhalten damit die Möglichkeit, bereits während des Studiums eine industrielle Spitzentechnologie kennenzulernen und sich so auf die Anforderungen im späteren Berufsleben vorzubereiten. „Die Arbeit mit dem Computertomographen bietet auch Potential für Fragestellungen, die in Promotionen bearbeitet werden können“, wagt Prof. Meyer einen Blick in die mögliche Zukunft. Promotionen an Fachhochschulen sind in Deutschland zurzeit in Kooperationsverfahren mit Universitäten möglich.

Die Anschaffung des neuen Computertomographen wurde inklusive der erforderlichen Spezialrechner mit rund 400.000 Euro aus den Sachmitteln von Meyers Stiftungsprofessur, Lehrgebiet „Photonik und Materialwissenschaften“, finanziert.
Über die Hochschule Hamm-Lippstadt:
Mit der Entscheidung der nordrhein-westfälischen Landesregierung, eine neue Fachhochschule in Hamm und Lippstadt aufzubauen, wurde 2009 der Grundstein für eine Hochschule neuen Profils gelegt. Präsident Prof. Dr. Klaus Zeppenfeld und Vizepräsident Karl-Heinz Sandknop haben gemeinsam mit ihrem Team praxiserfahrener Professorinnen und Professoren ein innovatives Studienangebot im Bereich der Ingenieurwissenschaften entwickelt. Derzeit werden sechs Bachelorstudiengänge angeboten, die sich durch Marktorientierung und hohen Praxisbezug auszeichnen.

Wachstum wird in den nächsten Jahren die Entwicklung der Hochschule Hamm-Lippstadt bestimmen. Weitere Bachelorstudiengänge und Masterangebote werden hinzukommen. Mit der Errichtung der beiden Neubauten in Hamm und Lippstadt werden zeitgleich auch gebäudetechnisch ideale Voraussetzungen geschaffen, um Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft auszubilden.

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Kerstin Heinemann idw

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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