EuCN – das Erfolgsrezept für deutsch-niederländischen "Lackcocktail"

Alles zusammen ergibt die Mixtur für ein erfolgreiches Rezept zum Wissenstransfer für oberflächenbehandelnde Betriebe und Zulieferer in der Euregio Rhein-Maas Nord. Dass es in der Provinz Limburg und am Niederrhein jetzt immer öfter „Good Lack“ heißt, ist dem von der Europäischen Union, den Niederlanden und dem Land NRW mit knapp 2 Millionen Euro geförderten Euregio Coatings Net (EuCN) zu verdanken. Nach dreijähriger Laufzeit wurde es jetzt mit einem Symposium in der Hochschule Niederrhein abgeschlossen, an dem Vertreter von 30 Unternehmen teilnehmen.

Die Vorgabe war: Lösemittel – nein danke! Aber viele Betriebe waren und sind nicht ausreichend vorbereitet oder informiert zum Verarbeiten umweltfreundlicher Materialien. „Hier konnten wir ihnen Wege zeigen, wie sie Rohstoffe einsparen, die Umwelt schonen und zugleich wirtschaftlich arbeiten“, sagt Prof. Dr. Thomas Brock, der Projektleiter. An der Hochschule Niederrhein in Krefeld waren er und sein Team vorwiegend für Forschung und Entwicklung zuständig, das aber gelegentliches „Trouble Shooting“ nicht ausschloss. Im Lacklabor im Fachbereich Chemie wurden neue Varianten für umweltverträglichere Lacke mit verbesserter Kratzbeständigkeit „zusammengerührt“ und getestet. Dabei entstanden neue Pulverlackrezepturen, neue wässrige Heimwerkerlacke und neuartige Lacke auf Kunststoffbasis. Ein weiteres Feld war die Qualitätssicherung wie etwa die Verbesserung der Lagerstabilität von Nasslacken. Schließlich wurden auch innovative Techniken zum Lackieren entwickelt wie etwa elektrisch leitende Zwischenschichten oder die elektro

statische Lackierung mineralischer Untergründe. Die Spezialisten für Oberflächenprobleme kümmerten sich aber auch um akute Notlagen wie Abplatzungen von Kunststoff-Stoßfängern oder Wulste und Öltröpfchen in Lackierungen. Wie abhängig viele Produkte von einem soliden Oberflächenschutz sind, zeigen der Korrosionsschutz an Windgeneratoren, neuartige Untergründe und Verbundsysteme für Eisenbahnwaggons oder wetterbeständige Holzlasuren.

Ziel des Projektes war es, den Betrieben wirtschaftlich nicht kurzfristig über die nächste Klippe zu helfen, sondern gemeinsam mindestens fünfjährige Strategien für das Bestehen im Wettbewerb zu schaffen. Zwei Drittel der Fördergelder gingen darum in den Personalbereich. Die Schulung, Information, Beratung und Unterstützung bei der Problemlösung oblag dem niederländischen Unternehmernetzwerk Syntens (Roermond) und der Deutschen Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung (DFO) in Düsseldorf. „Die Probleme sind oft grenzüberschreitend die gleichen, da können die Betriebe voneinander lernen“, so Rim Stroeks von Syntens. Beteiligt am know-how-Transfer, vor allem bei betriebswirtschaftlichen Fragen, war auch die Fachhochschule Münster. Die kundenorientierte Produktentwicklung stand dabei im Vordergrund. „Die meisten Führungskräfte in der Lackbranche sind technisch geprägt und haben Defizite beim Marketing und der Betriebswirtschaft. Hier wurden Methoden und Werkzeuge entwickelt, die kleine Unternehmen leicht anwenden können, etwa Benchmarking und Kennzahlensysteme. Direkte Projekte mit Unternehmen haben geholfen, sich besser am Markt zu positionieren“, sagt Dr. Josef Gochermann, Dozent an der FH Münster.

Als Vorstandsmitglied des European Center for Coatings and Surface Technology (ECCS), aus dem das Euregio Coatings Net hervorging, blickt er zuversichtlich in die Zukunft des Netzwerks: Das ECCS bereitet Euregio-übergreifend weitere Projekte im Rahmen des Interreg-IV-Förderprogramms vor. Sie stehen auch den Unternehmen offen. Schon jetzt ist aber die Saat aufgegangen, die mit dem Netzwerk gelegt wurde: Über bestehende Sprach- und Mentalitätsbarrieren hinweg helfen sich immer mehr Unternehmen gegenseitig. So auch beim Abschluss -Symposium, bei dem an guten Beispielen für erfolgreiches Operieren am Markt gelernt werden konnte. „Nachhaltige Effekte“ konstatierte der zuständige Projektkoordinator Michael Reichartz von der Euregio, für die das Lacknetzwerk ein „Aushängeschild“ ist.

Media Contact

Rudolf Haupt M.A. idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-niederrhein.de/

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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