Brandschutzpanzer besteht Feuerprobe

Lack schützt vor Verbrennen: links die beschichtete Probe nach der Brennerprüfung, rechts: die unbeschichtete Vergleichsprobe. © Fraunhofer IFAM

Wenn es brennt, ist jede Sekunde kostbar. Bereits wenige Minuten nach Ausbruch eines Feuers können Rauch, Hitze und Flammen lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Um einen Brand zu verhindern oder den Brandverlauf zumindest zu verzögern, sind viele Holzprodukte, Kunststoffe oder Textilien mit Flammschutzmitteln ausgerüstet. Sie ersticken das Feuer, fördern die Verkohlung, bilden Sperr- oder Dämmschichten oder fangen Radikale ab.

Viele klassische Brandschutzmittel sind allerdings gesundheits- oder umweltschädlich. Oder sie verändern ab einer bestimmten Konzentration die mechanischen, elektrischen beziehungsweise chemischen Eigenschaften des Materials, dem sie beigefügt werden. „Will man beispielsweise auf ökologisch bedenkliche Halogene wie Chlor oder Brom verzichten und mischt stattdessen Phosphorester in einen Brandschutzlack, wird dieser Lack nicht mehr fest genug“, erklärt Dr. Andreas Hartwig vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen.

Die derzeit üblichen Flammschutzmittel lassen sich jedoch zumindest teilweise ersetzen – beispielsweise durch Nanopartikel: Bereits ein Anteil von fünf Prozent der winzigen Teilchen aus Silizumdioxid oder Tonerde reicht aus, um die Menge der bisher verwendeten Mittel spürbar zu verringern. Die Nanopartikel sorgen dafür, dass sich um das brennende Material eine Kruste bildet ,und verhindern damit, dass sich die brandhemmenden Substanzen zu schnell verflüchtigen.

Wie gut die Rezeptur funktioniert, zeigt ein neuer, am IFAM entwickelter Brandschutzlack. Das Epoxidharz wurde durch die Kombination von organisch modifizierten Nanopartikeln mit einem phosphororganischen Flammschutzmittel brandfest gemacht. Die Phosphorverbindung entzieht dem Feuer den Sauerstoff und bildet zusammen mit den Nanopartikeln eine Kruste, die den beschichteten Gegenstand vor dem Verbrennen schützt. Seine erste Feuerprobe hat der Lack bereits bestanden. „Das Prinzip lässt sich auf alle gängigen Kunststoffe wie Polyurethane und Acrylate übertragen“, sagt Dr. Hartwig, „die Rezeptur muss allerdings bei jedem Material neu eingestellt werden.“

Media Contact

Marion Horn Fraunhofer-Gesellschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer