Metallische Gläser werden neuer Schwerpunkt in Saarbrücker Werkstoffwissenschaft

Bedeutend fester als Stahl und doch verarbeitbar wie Kunststoffe: Dies sind die besonderen Eigenschaften der neuartigen metallischen Massivgläser. Professor Dr. Ralf Busch ist einer der Forscher-Pioniere auf dem Gebiet dieser glasartigen Metalle. Eine Spende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ermöglichte es nun, Prof. Busch, der zuletzt an der Oregon State University in den USA forschte und lehrte, als Nachfolger von Professor Dr. Jürgen Breme für den Lehrstuhl Metallische Werkstoffe zu gewinnen.

Schiffe, Hochhäuser, Brücken erheblich größer und höher als heute – das ist die Zukunftsvision, die sich mit den neuartigen Werkstoffen, den metallischen Massivgläsern, verbindet. Schon heute ist es möglich, kleinere Gegenstände wie Golfschläger oder Handyhüllen mit Hilfe dieser neuen Legierungen herzustellen: Sie sind bedeutend fester als konventionelle Stähle, können aber in Form gegossen werden ähnlich wie Kunststoffe. Alles, was derzeit noch aus Kunststoffen hergestellt wird, wird einmal aus metallischem Glas geformt werden können – mit dem Vorteil, dass diese Produkte nahezu unzerstörbar sind.

Professor Ralf Busch, der jetzt an der Saar-Uni forscht und lehrt, ist Spezialist auf dem Gebiet neuartiger metallischer Strukturwerkstoffe und hat sich als einer der Pioniere in Sachen metallischer Massivgläser früh internationale Anerkennung erworben.

Metallische Gläser sind prinzipiell schon seit etwa 40 Jahren bekannt, jedoch konnte man bislang nur dünne Folien aus ihnen herstellen. Busch forschte als Humboldt-Stipendiat am renommierten US-amerikanischen California Institute of Technology in Pasadena, als dort 1993 ein Durchbruch gelang, den Experten als Revolution für die Metallurgie des 21. Jahrhunderts bewerten: Erstmals konnten die Forscher den Werkstoff so weiterentwickeln, dass er massiv verarbeitet, also in alle Formen gegossen werden konnte. Busch konnte seither seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet neuartiger metallischer Massivgläser in zahlreichen internationalen Artikeln veröffentlichen.

In Saarbrücken will Busch jetzt daran arbeiten, diese strukturellen Werkstoffe weiterzuentwickeln und im Hinblick auf ihre Eigenschaften weiter zu charakterisieren. So sollen etwa die Kosten der Herstellung der metallischen Gläser gesenkt, die herstellbare Menge vergrößert und damit gleichzeitig die neuen Werkstoffe für die Industrie interessant gemacht werden.

Professor Busch für die Saar-Uni zu gewinnen, hat entscheidend die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützt. Eine Spende in sechsstelliger Höhe ermöglicht dem Forscher hier optimale Bedingungen. Der Saarbrücker Werkstoffwissenschaftler Professor Frank Mücklich, der 1997 den Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer erhielt, hatte sich besonders für diese Förderung des Lehrstuhls Metallische Werkstoffe und die damit verbundene Etablierung des neuen Schwerpunktes metallischer Strukturwerkstoffe in der Saarbrücker Werkstoffwissenschaft eingesetzt.

Wissenschaftlicher Werdegang von Professor Dr. Ralf Busch

Professor Dr. Ralf Busch, 1963 in Bad Gandersheim geboren, studierte und promovierte an der Universität Göttingen, wo er anschließend als wissenschaftlicher Assistent arbeitete. 1993 ging er als Feodor Lynen Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung an das California Institute of Technology in Pasadena / USA. Dort begann er seine Arbeiten auf dem Gebiet der metallischen Massivgläser zunächst bis 1996 als Research Fellow und bis 1999 als Senior Research Fellow. Im Jahr 1999 übernahm er eine Assistenzprofessur für Materials Science im Department of Mechanical Engineering an der Oregon State University in den USA und wurde dort 2004 Associate Professor.

Sie haben Fragen? Dann setzen Sie sich bitte in Verbindung mit
Professor Dr. Ralf Busch, Tel: 0681/302-3208; Email: r.busch@mx.uni-saarland.de

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Claudia Ehrlich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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