Potsdamer Wissenschaftler präsentieren in "Nature Materials" neuestes Forschungsergebnis

Einen neuen Ansatz zur Herstellung dünner Schichten aus mehreren Polymerkomponenten haben Wissenschaftler der Universität Potsdam und des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung entwickelt. Damit wird es erstmals möglich, die Struktur solcher Schichten auf der Sub-Mikrometerskala gezielt zu beeinflussen.

Mehrkomponentige Polymerschichten sind von großem Interesse, da sich ihre mechanischen, optischen oder elektronischen Eigenschaften durch Kombination der verschiedenen Polymere einstellen lassen. So sind etwa mechanische Beschichtungen denkbar, die gleichzeitig hart und elastisch sind. Ein weiteres Anwendungsgebiet liegt bei elektronischen Bauelementen, zum Beispiel Solarzellen oder Transistoren auf „Plastikbasis“.

Wesentlichen Einfluss auf das Verhalten einer Schicht hat die räumliche Trennung – die Phasenseparation – der Polymerkomponenten, wie sie meist während der Herstellung der Mischschicht auftritt. Bisherige Verfahren, die die verschiedenen Polymere gleichzeitig aus einem Lösungsmittel auf das Trägermaterial aufbringen, arbeiten dabei häufig nach dem „trial and error“-Verfahren und erzielen bei Verwendung unterschiedlicher Lösungsmittel unterschiedliche Ergebnisse.

In der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Nature Materials präsentieren die Potsdamer Wissenschaftler um Prof. Dieter Neher, Dr. Katharina Landfester und Prof. Ullrich Scherf nun erstmals ein Verfahren, mit dessen Hilfe die Größe der Phasenseparation gezielt festgelegt werden kann. Dabei nutzen sie einen „Umweg“, der bereits vor der Herstellung einer Schicht die Größe der Bereiche mit den unterschiedlichen Polymeren vorgibt. Die Wissenschaftler stellen zunächst winzige Polymerpartikelchen (30 – 70 Nanometer) in einer wässrigen Dispersion her, die dann zu ultradünnen Schichten verarbeitet werden. Die Größe der dabei entstehenden Phasenseparation wird exakt durch die Partikelgröße definiert. Der neue Ansatz ermöglicht nicht nur eine gezielte Manipulation der Schichteigenschaften, er ist im Gegensatz zu anderen Verfahren auch auf viele, fast beliebige, Kombinationen von Polymeren anwendbar.

Erste organische Solarzellen aus solchen Nano-Polymerpartikeln erreichten Wirkungsgrade, die mit konventionell hergestellten Zellen vergleichbar waren. Durch den Einsatz noch kleinerer Partikel hoffen die Potsdamer Wissenschaftler, die Effizienz von Solarzellen auf Polymerbasis deutlich zu erhöhen. Diese ist heute generell noch geringer als die der verbreiteten Siliziumsolarzellen. Allerdings versprechen Polymersolarzellen eine einfachere, kostengünstigere Herstellung und völlig neue Designs, wie sie zum Beispiel durch Beschichtung von flexiblen, biegsamen Materialien möglich werden.

Media Contact

Andrea Benthien idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-potsdam.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer