Zylinder nach Maß

Wenn es um Hydraulik geht, ist der deutsche Maschinenbau weltweit führend. Dazu tragen einige Großkonzerne, die als Global Player tätig sind, ebenso bei wie viele mittelständische und inhabergeführte Unternehmen, die als Spezialisten in diesem Bereich engagiert sind. Zu diesen Unternehmen gehört auch die Büter Gruppe mit Hauptsitz in Haren an der Ems.

In den sechziger Jahren „entdeckte“ der Maschinen- und Anlagenbau die Vorteile der Hydraulik, die auf kleinem Raum hohe Kräfte aufbringen und übertragen kann. Diesen wachsenden Markt erkannte auch Josef Büter und gründete 1965 in Haren/Ems die Büter Maschinenfabrik, die Hydraulik- und Pneumatikzylinder herstellte. Heute findet man Büter-Hydraulikkomponenten weltweit in zahlreichen stationären und mehr noch in mobilen Maschinen. Hauptabnehmer sind die Förder- und Handhabungstechnik, der Landmaschinen- und Sonderfahrzeugbau sowie die Baumaschinenhersteller.

An zwei Standorten – Haren und Emmen/Niederlande – fertigt das Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern ein breites Zylinderprogramm, das auf einem kunden- und anwendungsübergreifenden Modulsystem basiert.

Als Auftragsfertiger von Klein- und Großserien produziert Büter die Zylinder immer auftragsbezogen just-in-time oder nach dem Kanban-Prinzip. Mit diesem Geschäftsmodell ist das Unternehmen erfolgreich – dafür sprechen die Betriebserweiterungen der vergangenen Jahre und das stetig erweiterte Produkt-Portfolio. Das Programm umfasst heute Hydraulikzylinder mit maximal 100 Millimeter Kolbendurchmesser; die meisten gefertigten Zylinder haben einen Kolbendurchmesser von 32 bis 80 Millimeter.

Dabei sind Hublängen bis 2.500 Millimeter möglich. Dass es auf der Büter-Homepage einen Teilekatalog mit direkter Bestellmöglichkeit gibt, steht nicht im Widerspruch zum Kanban-Prinzip: Bei diesen Standardzylindern handelt es sich um „virtuelle“ Komponenten mit gängigen Abmessungen, die bei Bedarf schnell produziert werden. Dabei arbeitet man mit vorkonfektionierten Modulen – etwa für die Gewindeanschlüsse, die Befestigungsart und die Ventilintegration. Auf diese Weise kann der Hersteller bei der Fertigung kundenspezifischer Zylinder rasch reagieren.

Ein echter Innovationssprung gelang dem Unternehmen vor rund zehn Jahren mit der Entwicklung vollverschraubter Hydraulikzylinder. Das (fertigungs-)technische Kunststück besteht darin, die Gewinde so herzustellen, dass sie bei einem definierten Punkt den Anschlag und das definierte Anzugsmoment erreichen – nur dann stehen die „Befestigungsaugen“ der Zylinder im richtigen Winkel. Den Entwicklern kam dabei das umfassende produktionstechnische Know-how zugute: Die Fertigungsanlagen werden weitestgehend im eigenen Haus entwickelt.

Die Schraubzylinder, die robotergestützt mit hohem Automationsgrad und größter Präzision hergestellt werden, bieten unter anderem den Vorteil, dass der Anwender sie selbst öffnen kann, um zum Beispiel die Dichtungssätze auszutauschen. Außerdem lässt sich bei der Produktion im Vergleich zu Schweißzylindern ein höherer Reinheitsgrad erreichen.

Für die hochgenaue spanende Fertigung und Schraubtechnik kommt dem Unternehmen zugute, dass es die für die Produktion benötigten Werkzeugmaschinen in Eigenregie entwickelt und fertigt. Die im Verbund arbeitenden Montageroboter, die vor allem bei der 1978 gegründeten Büter Hydraulics in Emmen/NL installiert sind, haben Vorteile in Bezug auf Produktionsqualität und Präzision. Und sie ermöglichen ein im Vergleich zu Schweißzylindern deutlich günstigeres Preisniveau. Seit der Umstellung auf das neue Fertigungsprinzip wurden etwa vier Millionen vollverschraubte Hydraulikzylinder ausgeliefert.

Die Schraubzylinder sind nicht die einzige Innovation des Unternehmens: Mehr als 200 Patente tragen den Namen des Firmengründers Josef Büter, der 2006 den Generationswechsel durch die Übergabe der technischen Geschäftsleitung an Ludger Rüther begonnen hat, aber noch in der Unternehmensgruppe tätig ist. Büter hat gleich mehrere patentierte Lösungen für die verschleißfreie Endlagendämpfung von Zylindern gefunden.

Ein weiterer technischer „Leckerbissen“ ist eine Luftaustauschsperre für Zugzylinder; ein System mit Feder und Dichtkugel sorgt für eine kontrollierte Belüftung und Rücksteuerung. Auch Zylinder mit integrierten Wegmesssystemen gehören zum Fertigungsprogramm. PR/pb

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