Mit weniger Stahl zu höherer Festigkeit und Crashsicherheit

Die Menschen waren ein wesentliches Kriterium für die Ansiedlung des Tochterunternehmens der Heitkamp-&-Thumann-Gruppe vor zehn Jahren in Sachsen. „Die Region ist von jeher Autogegend mit guten Fachkräften und einer kompetenten Hochschullandschaft“, sagt Mathias Schwarzendahl, Vorsitzender der Geschäftsführung des 160 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, und verweist auf eine Vision zur Gründung: „Wir haben damals mit der Produktion von Sitzschienen begonnen und hatten von Anfang an das Ziel, die Kompetenz für alle Metallstrukturen am Autositz aufzubauen.“

Sieben Hochleistungs-Transferpressen in Betrieb

Genau diese Vision und noch etwas mehr ist Realität. Heute werden Sitzschalen, Lehnen und Seitenelemente auf sieben Hochleistungs-Transferpressen mit Presskräften zwischen 630 und 1600 t hergestellt und in einem modernen Roboterpark zu Baugruppen verschweißt.

Hinzu kommen Karosseriestrukturteile und Fahrwerkskomponenten, die mittlerweile rund ein Viertel des Umsatzes ausmachen, der 2007 etwa 64 Mio. Euro betrug. Die Produkte aus Crimmitschau sind in allen Automarken der Welt zu finden.

Das konsequente Erschließen von Innovationspotenzialen und der Aufbau von Kernkompetenzen sind wesentlich für den Unternehmenserfolg. „Das Material ist für uns eine solche Kompetenz“, erklärt Jens Mogdans, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing.

Spezialist für das Umformen hochfester und höchstfester Stähle

Die Westfalia Presstechnik hat sich auf die Umformung von hoch- und höchstfesten Stählen mit einer maximalen Blechstärke von 3 mm spezialisiert. Mindestens 80% aller Produkte weisen diese hohen Festigkeiten auf.

„Nach vorn bringt uns hier die gute Zusammenarbeit mit Lieferanten wie Thyssen-Krupp Steel oder Bilstein“, betont Jens Mogdans. Mit Bilstein ist es der Westfalia Presstechnik beispielsweise gelungen, die Belastung für eine Sitzschiene zu verdoppeln und gleichzeitig die Materialdicke von 2 auf 1,5 mm zu reduzieren. An solchen Innovationen, die gleichermaßen zur Gewichtseinsparung und Crashsicherheit im Auto beitragen, wird konsequent gearbeitet.

Großes Potenzial sieht das Crimmitschauer Unternehmen in der Entwicklung der so genannten X-IP-Stähle, die bei hoher Festigkeit gute Umformeigenschaften besitzen und sich durch eine beträchtliche Energieaufnahme auszeichnen. Auch wenn diese Werkstoffentwicklung noch im Forschungsstadium steckt und Probleme wie eine Wasserstoffversprödung am Endprodukt zu lösen sind, arbeitet der Crimmitschauer Umformspezialist gezielt auf den Einsatz dieses Materials hin.

Komplizierte Umformwerkzeuge selbst hergestellt

Maschinen und Betriebsmittel sind eine weitere Kompetenz der Westfalia Presstechnik. Diese erwächst aus dem Verbund mit dem in direkter Nachbarschaft arbeitenden Schwesterunternehmen H&T Produktionstechnologie GmbH, einem Spezialisten für Werkzeug-, Sondermaschinen- und Prototypenbau. „Gemeinsam entwickeln wir beispielsweise komplizierte Werkzeuge, um das Know-how für hochfeste Werkstoffe im Haus zu halten. Einfachere Werkzeuge kaufen wir zu“, erklärt Mathias Schwarzendahl.

Die neueste Innovation ist eine Multiservopresse, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Umformtechnik und Werkzeugmaschinen Chemnitz (IWU) und der Sibea GmbH Zwickau entstand und auf der letzten Euroblech 2008 im Oktober in Hannover erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die serientaugliche Presse mit einer Presskraft von 65 t schaffte im Test mit einem Serienwerkzeug bei Westfalia Presstechnik 110 Hübe pro Minute.

Die Presse selbst ist in der Lage, 300 Hübe zu realisieren und besitzt damit bei Präzisionen im Bereich kleiner ein Hunderstelmillimeter etwa die dreifache Leistungsstärke von vergleichbaren Anlagen. Eine Presse mit 400 t Presskraft befindet sich gegenwärtig in Entwicklung.

Multiservopresse kann unterschiedlich schnell umformen

Die Geschwindigkeit des Umformvorgangs ist innerhalb der Multiservopresse variierbar. Damit eröffnen sich beispielsweise Möglichkeiten zur Verarbeitung von Metallen und Kunststoffen in einem Arbeitsgang.

„Solche Innovationspotenziale tragen dazu bei, nicht nur mit den First-Tier-Lieferanten, sondern auch direkt mit den Automobilherstellern ins Gespräch und ins Geschäft zu kommen“, betont Mathias Schwarzendahl. Westfalia Presstechnik hat diese Direktverbindungen bereits zum VW-Konzern, zu BMW und Daimler aufgebaut.

Kompetenz in den Prozessen ist eine weitere Stärke des Automobilzulieferers. Optimierung steht ständig auf der Tagesordnung. Die Arbeitsteilung mit dem Presswerk im tschechischen Hustopece, für das Crimmitschau als Hauptsitz der Westfalia Seat Parts Group genauso Verantwortung trägt wie für eine Niederlassung in Frankreich, ist insbesondere eine Antwort auf den Preisdruck der Branche. Während in Tschechien vor allem Kleinteile gepresst werden, hat sich Crimmitschau auf Großteile spezialisiert.

Media Contact

Ina Reichel MM MaschinenMarkt

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