Rohstahlproduktion bricht dramatisch ein

In Deutschland ist die Rohstahlproduktion im ersten Quartal um knapp 40% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. „Die gegenwärtigen Frühindikatoren deuten nicht darauf hin, dass mit einer Verbesserung im zweiten Quartal zu rechnen ist“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender Stahlinstitut VDEh.

Deutscher Auftragseingang bricht um 50% ein

Die Auftrageingänge lagen im Januar und Februar mehr als 50% unter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Lagerabbau bei Händlern und Verarbeitern ziehe sich aufgrund der Rezession länger hin, als ursprünglich vermutet wurde. Die Kapazitäten seien bei vielen Fertigerzeugnissen nicht einmal zur Hälfte ausgelastet.

Für etwa 45000 Mitarbeiter von insgesamt 94000 Beschäftigten der Stahlindustrie in Deutschland wurde Kurzarbeit beantragt und bewilligt, heißt es weiter. Auch in vielen Kundenbranchen werde kurzgearbeitet. Fünf von insgesamt 15 Hochöfen in Deutschland seien vorübergehend stillgesetzt. Die übrigen produzierten durchschnittlich nur etwa 60% ihrer Kapazität.

In den vergangenen Wochen haben sich laut Angaben der Wirtschaftsvereinigung die Aussichten für die Gesamtwirtschaft wie auch für die Entwicklung in wichtigen stahlverarbeitenden Branchen in Deutschland und Europa weiter eingetrübt. Dies habe auch Auswirkungen auf den Ausblick für die Rohstahlerzeugung in Deutschland. „Wir erwarten für 2009 einen Rückgang um mehr als 25%“, sagt Kerkhoff.

Rohstahlproduktion so niedrig wie Anfang der 60er Jahre

Im Jahr 2008 lag die Rohstahlproduktion noch bei 45,8 Mio. t. Die Rohstahlproduktion in Deutschland dürfte somit 2009 auf das niedrige Niveau zu Beginn der 60er Jahre zurückfallen. Präzise Aussagen über die weitere Entwicklung der Mitarbeiterzahlen seien vor dem Hintergrund der noch bestehenden Unsicherheiten kaum möglich.

„In der Stahlindustrie spiegelt sich die dramatische Situation besonders einiger exportorientierter Kundenbranchen wieder“, erläutert Kerkhoff. „Die Unsicherheit über den weiteren Konjunkturverlauf ist weiterhin groß, doch im zweiten Halbjahr wird die Gesamtwirtschaft voraussichtlich in einer Verfassung sein, die eine bessere Sicht auf die weitere Zukunft ermöglicht.“

Stahlbranche sieht erste Zeichen einer Trendwende

Eine Reihe von Frühindikatoren nährt inzwischen die Hoffnung auf eine Bodenbildung im zweiten Halbjahr. Im Februar hat sich der Rückgang der Bestelltätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe etwas verlangsamt. Die Geschäftserwartungen, die das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut ifo ermittelt, sind im März das dritte Mal in Folge gestiegen. Inzwischen erwarte die Mehrzahl der befragten Stahlunternehmen, dass sich die zurzeit schwierige Lage in den kommenden sechs Monaten wieder verbessern wird. Nach der Sommerpause dürften dann auch die Konjunkturprogramme positive Impulse liefern.

Insgesamt befinden sich aber Teile der industriellen Wertschöpfungsketten aufgrund von aktuellen Liquiditäts- und Finanzierungsproblemen noch immer in einer Schockstarre. Die hierdurch entstehenden negativen Rückwirkungen auf die Stahlnachfrage werden durch die positiven Impulse aus der Umweltprämie nicht ausgeglichen.

Stahlindustrie leidet unter schwacher Liquidität

Die Industrie erwartet, dass in der gegenwärtigen Situation der Lösung des Liquiditätsproblems höchste Priorität eingeräumt wird. Die Kreditvergabekonditionen in wichtigen stahlverarbeitenden Branchen haben sich signifikant verschärft, wie Umfragen von Kundenverbänden belegten.

Hinzu kommt laut Angaben der Wirtschaftsvereinigung, dass die Warenkreditversicherer ihre Ausfallgarantien für bestimmte Sektoren – häufig ohne Einzelfallprüfung – gekürzt oder zum Teil gänzlich zurückgezogen haben. Eine ausreichende Liquiditätsversorgung in der stahlverarbeitenden Industrie sei Grundvoraussetzung für jede wirtschaftliche Erholung, auch auf dem Stahlmarkt.

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Stéphane Itasse MM MaschinenMarkt

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