Industrie sieht bei Stahlpreisen rot

Zusätzliche Belastungen durch politisch begründete Eintrittsbarrieren auf dem europäischen Markt und Zusammenschlüsse auf den Erz- und Kokskohlemärkten befürchten der Hauptverband der deutschen Bauindustrie, der Verband der Automobilindustrie, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, der Verband für Schiffbau und Meerestechnik, der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung, der Wirtschaftsverband Stahlbau und Energietechnik und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.

In einer gemeinsamen Mitteilung appellierten sie am Mittwoch an die Politik, ihre industriepolitische Aufgabe für faire Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb wahrzunehmen. Die Europäische Kommission und die Bundesregierung seien gefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Stahl, der mit Abstand wichtigste Rohstoff der industriellen Fertigung in Deutschland, muss verfügbar bleiben, heißt es weiter. Der Wettbewerb dürfe im Interesse der konjunkturellen Entwicklung und der Stabilität der Lieferbeziehungen nicht künstlich eingeschränkt werden. Die geforderten Schutzzölle für Flachstahl gefährdeten den Industriestandort Deutschland zusätzlich.

Entwicklung der Rohstoffpreise belastet Mittelständler besonders

Gerade für den industriellen Mittelstand bleibe die Entwicklung der Rohstoffpreise eine enorme Herausforderung. Die Verbände fordern die Stahlindustrie daher auf, ihre Rolle als Entwicklungs- und Lieferpartner, als Teil der industriellen Wertschöpfung in Deutschland und Europa wahrzunehmen.

Für die Stabilisierung der Konjunktur ist die deutsche Industrie auf die unbeschränkte Verfügbarkeit wichtiger Roh- und Grundstoffe zu angemessenen Preisen angewiesen, erläutern die Verbände. Anlass zur Sorge bereite derzeit vor allem die Entwicklung der Stahlpreise. Die europäische Stahlindustrie, seit Jahren Partner der stahlverwendenden Unternehmen, habe dabei nicht zuletzt von der Innovationsdynamik und der globalen Präsenz der Kunden profitiert.

In der Vergangenheit sei die partnerschaftliche Beziehung unserer Mitglieder zur Stahlindustrie Teil des gemeinsamen Erfolgs gewesen. Diese Partnerschaft werde aktuell auf eine harte Probe gestellt, mit nicht mehr kalkulierbaren Risiken für die gesamte Industriekonjunktur Deutschlands.

Stahlhersteller fordern mehr Wettbewerb unter den Minengesellschaften

Die Stahlindustrie ist durch die erhöhten Forderungen ihrer Vorlieferanten ebenfalls stark belastet, räumen die Verbände ein. Sie unterstützten die Stahlhersteller in ihrer Forderung nach mehr Wettbewerb unter den Minengesellschaften. Ihnen sei sehr wohl bewusst, dass die fehlende Wettbewerbsdynamik und enorme Verhandlungsmacht auf den weltweiten Eisenerz- und Kokskohlemärkten auch die Stahlindustrie vor Herausforderungen stelle. Daher fordern die Verbände die Europäische Kommission auf, dem Zusammenschluss der Unternehmen BHP Billiton und Rio Tinto nicht zuzustimmen.

Der Stahlindustrie sei es jedoch in jüngerer Zeit gelungen, die Preissteigerungen der Vorstoffe voll auf die Kunden abzuwälzen. Allerdings seien die aktuellen Stahlpreiserhöhungen nicht mehr nur mit den gestiegenen Vormaterialkosten und der enormen Nachfrage aus den Schwellenländern zu erklären.

Die von der Stahlindustrie initiierten handelspolitischen Untersuchungen vor allem bei Flachstahlprodukten verhinderten bereits jetzt den Markteintritt potenzieller neuer Wettbewerber. Die Verfügbarkeit von Stahl aus Drittländern sei seit der Eröffnung der Untersuchungen drastisch gesunken.

Handelspolitische Instrumente sollen fairen Handel sichern

Die deutsche Industrie sehe allerdings eine Notwendigkeit, die verfügbaren Stahlmengen in Europa auszudehnen. Der Stahlmarkt sei in der Vergangenheit durch ein sehr knappes Angebot, ausgelastete Kapazitäten und steigende Preise charakterisiert gewesen. Dies stehe im Widerspruch zu den Forderungen der europäischen Stahlindustrie nach Markteintrittsbarrieren durch die Einführung von Schutzzöllen für Flachstahl.

Anti-Dumping Zölle auf Stahlflachprodukte sind laut Stahlverbrauchern sachlich nicht gerechtfertigt. Die Verbände sprechen sich für den Einsatz von handelspolitischen Instrumenten zur Sicherung eines fairen und freien Handels aus, nicht zur Verfestigung der geringen Wettbewerbsintensität auf dem europäischen Stahlmarkt.

Die stahlverarbeitenden Unternehmen in Deutschland brauchen unternehmerische Planungssicherheit auf der Beschaffungsseite, heißt es. Ein ungebremstes Abwälzen der Preissteigerungen auf die Kunden sei im globalen Wettbewerbsumfeld keine Option. Auf Rahmenvereinbarungen über Mengen, Laufzeiten und Preise mit der Stahlindustrie müsse Verlass sein. Immer höhere Preisforderungen, reduzierte Mengen und Laufzeitveränderungen in laufenden Verträgen würden an Zusagen in Folgegeschäften gekoppelt. Dies stelle die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der stahlverarbeitenden Industrien auf eine sehr gefährliche Probe.

Media Contact

Stéphane Itasse MM MaschinenMarkt

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