„Wir können über 80% aller Zerspanungsaufgaben lösen“

MM: Herr Witteczek, gut zwei Jahre nach dem Großbrand zieht die Werkzeugkörperfertigung von Weilheim zurück ins Stammwerk nach Tübingen. Welche Möglichkeiten hat der Neuanfang geboten?

Witteczek: Wir haben heute zwei getrennte Hallen für die Fertigung von Sonder- und Standardwerkzeugen und den neuesten Maschinenpark. Dadurch erreichen wir eine höhere Qualität und konnten die Durchlaufzeiten um ein Vielfaches reduzieren. Unsere Kapazität haben wir durch den Neubau mehr als verdoppelt. Zusammen mit dem Wendeschneidplattenwerk in Münsingen sind damit die Strukturen für unser gestecktes Umsatzziel bis 2010 geschaffen.

MM: Sie sprechen Ihr Programm „1b10“, eine Milliarde Umsatz bis 2010 an. Liegen Sie damit im Plan?

Witteczek: Wir haben unser letztes Umsatzziel „Double in Five“ erreicht und sind auch jetzt auf einem guten Weg. 2007 lag unser Auftragseingang bei 539 Mio. Euro und in diesem Jahr werden wir die 600 Mio. überschreiten.

Dabei wächst Walter weltweit in allen Regionen. Die größte prozentuale Steigerung haben wir in Asien, aber auch in Deutschland legen wir deutlich mehr zu als der Markt. Mit einem starken Wachstum rechnen wir bei PKD-Werkzeugen.

MM: In Ihren Planungen ist von 2009 auf 2010 ein besonders großer Wachstumssprung vorgesehen.

Witteczek: Wir planen im Rahmen unserer Wachstumsstrategie auch eine Akquisition mit ein. Ein Zukauf muss zu uns und unserer Philosophie passen. Dabei kann es sich um ein Unternehmen handeln, das in einer Nische stark ist oder in einer bestimmten Region.

MM: Werden Sie Ihr Investitionstempo beibehalten?

Witteczek: Walter hat in den vergangenen beiden Jahren über 130 Mio. Euro investiert. 2008 sind weitere 60 Mio. geplant. Davon bleiben rund 70% in Deutschland. Damit haben wir in drei Jahren 150 Mio. Euro in den Standort Deutschland gesteckt, so viel wie kein anderer Mittelständler hierzulande.

MM: Ein aktuelles Projekt ist die unternehmenseigene Ausbildungsakademie, für die derzeit ein neues Ausbildungszentrum in Tübingen errichtet wird. Was steckt dahinter?

Witteczek: Wir müssen das Personal für unsere Umsatzmilliarde rechtzeitig planen. Gute Mitarbeiter sind auf dem Markt teuer und rar, deshalb müssen wir mehr in Richtung Ausbildung unternehmen. Schrittweise wollen wir die Anzahl der Auszubildenden in der Walter-Akademie bis auf etwa 100 steigern.

MM: Der Zusammenschluss von Walter, Titex und Prototyp ist seit Januar abgeschlossen. Wie sind die Reaktionen Ihrer Kunden?

Witteczek: Der Merger wurde vom Markt sehr positiv aufgenommen. Unsere Kunden sind bestrebt, die Anzahl ihrer Lieferanten zu reduzieren – und genau dem kommen wir entgegen, indem wir über 80% aller Zerspanungsaufgaben lösen können.

Der Zusammenschluss der drei Marken war von vornherein auf Wachstum ausgelegt. Ziel war nicht Kostenreduzierung, sondern eine dichtere Marktbearbeitung und ein breiteres Produktspektrum. Und die Synergien sind noch lange nicht ausgeschöpft.

MM: Toolmanagement war lange Zeit ein viel diskutiertes Thema. Wie sieht es heute damit aus?

Witteczek: Die Euphorie ist nicht mehr vorhanden. Walter macht Toolmanagement nur, wenn mindestens 50 bis 60% der Werkzeuge von uns sind. Stattdessen bieten wir mit unserem Walter Productivity Service ein komplettes Paket an.

Durch die Analyse des gesamten Bearbeitungsprozesses, mit Aufspannung, Werkzeuggeometrie, NC-Programmen oder Verfahrwegen, sorgen wir für Produktivitätssteigerungen beim Kunden. Und diese Dienstleistung von Turn-Key-Projekten lassen wir uns bezahlen. Der Markt wird immer offener dafür und wir rechnen mit deutlichen Umsatzzuwächsen.

Media Contact

Rüdiger Kroh MM MaschinenMarkt

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