Metall-Kunststoff-Technologieverbund als Königsdisziplin

Die Verbindung Metall-Kunststoffe scheint eine gute Zukunft vor sich zu haben. „Es geht in der Verfahrensintegration darum, das so genannte Technologieloch zu stopfen“, erklärt Michael Kerber, Werkleiter der Firma FCI Connectors Deutschland GmbH. Bei einem Rundgang durch die Hochgeschwindigkeitsstanzproduktion des weltgrößten Lieferanten für Airbagsteckverbindersysteme zeigt er eindrucksvoll, wie FCI sich mit dem Thema der Verfahrensintegration auseinandergesetzt hat.

„Das Ziel muss es sein, dass am Ende der Produktionskette einbaufertige Bauteile stehen. Eine der Königsdisziplinen dabei ist der Technologieverbund unterschiedlicher Materialien, vor allem der Verbund von Metall- und Kunststoffkomponenten.“ Im Produktionsalltag von FCI werden so beispielsweise Steckerleisten in einem gemeinsamen Verfahren mit Kunststoff umspritzt. Angefangen hat man in Nürnberg schon vor mehr als zehn Jahren mit dem Thema der Verfahrensintegration. Der Wunsch nach einbaufertigen Bauteilen entsprang den wirtschaftlichen Anforderungen eines internationalen Marktes.

Transportkosten per Spedition von Werk zu Werk entfallen, und die Personalkosten pro Fertigungsteil können gesenkt werden. Bei FCI Nürnberg machen die direkten Personalkosten weniger als 5% der Gesamtkosten aus. So stellt man sich den globalen Herausforderungen und kann der Diskussion einer Produktionsverlagerung in Billiglohnländer entgehen. Es wird geschätzt, dass bislang lediglich 10 bis 20% der deutschen Produktionsbetriebe umfänglich auf Verfahrensintegrationen umgestellt haben. Der Nachholbedarf ist enorm.

Schwerpunkt liegt auf dem Mittelstand

Der Schwerpunkt der integrierten Ausrichtung liegt bei mittelständischen Unternehmen. Aber auch bei den Großunternehmen werden die Produktionsprozesse überdacht. Von der Entwicklung weitgehend noch ausgenommen sind kleinere Unternehmen. Denn Verfahrensintegration spart zwar Geld, aber in einem ersten Schritt ist auch ein hohes Investitionsvolumen einzubringen. Ist ein Unternehmen aber in der Lage, eigene Patente aufzuweisen oder verfügt es über besondere Verfahren oder liefert die Stammproduktion einen siebenstelligen Umsatz, dann lohnt es sich, den getrennten Produktionsablauf zu hinterfragen.

Für Unternehmen, die sich mit Themen der Verfahrensintegration auseinandersetzen, gibt es mit der neuen Messe Proform in Dortmund vom 10. bis zum 13. Juni erstmals eine Veranstaltung, die sich auf die Bedürfnisse der Industrie im Bereich der Verfahrensintegration von Spritzgieß-, Dreh- und Stanztechnik einstellt. Fachlicher Berater der Messe ist Adolf Edler von Graeve, vormals geschäftsführender Gesellschafter von Bruderer. Auf die Frage, wie sich die Proform von anderen Messen unterscheiden soll, sagt er: „Die neue Proform soll endlich mal als Messe-Typ ganz andere Ziele verfolgen als bisherige Industriemessen. Der Besucher will nicht nur Exponate und Neuheiten sehen, sondern vor allen Dingen Informationen über Problemlösungen, Produktionsverfahren und Prozessabläufe erhalten.“

Fachforum Verfahrensintegration mit hochkarätigen Referenten

In die neue Fachmesse integriert ist das „Fachforum Verfahrensintegration“, das sich während der Messetage wissenschaftlich und praxisnah mit innovativen Prozessen der integrierten Verfahrenstechnologie auseinandersetzen wird. Dabei handelt es sich um ein Kongressangebot, das die Technologien des Drehens und Stanzens und des Kunststoffspritzgießens gemeinsam darstellen und eine öffentliche Plattform für Ausblicke auf die zukünftigen Entwicklungen in diesem derzeit wichtigsten Technologieverbund schaffen wird.

Zu den Referenten zählen hochkarätige Vertreter der Wirtschaft und der Wissenschaft, unter anderen Dr. Hans-Josef Haepp (ehemaliger Leiter Produktions- und Werkstofftechnik der Daimler AG, Sindelfingen), Marius Fedler (Kunststoff-Institut Lüdenscheid), Prof. Dr. A. Erman Tekkaya (Institut für Umformtechnik und Leichtbau, TU Dortmund) und Prof. Dr. Hartmut Hoffmann (Institut für Werkstoffe und Verarbeitung, TU München). Die Auswahl der Vorträge reicht von „Erfahrungsberichten und Zukunftsvisionen der Automobilindustrie“ über „Systemlösungen und Automatisierungspotenziale im Metall-Kunststoff-Verbund“ bis hin zu produktionsspezifischen Ausführungen des „elektromagnetischen Fügens von Metall und Kunststoff“.

Das Idealziel der Verfahrensintegration ist eine einstufige Fertigung. Theoretisch. Dr. Helmut Becker, freier Berater für die Umform-, Stanz- und Schmierungstechnik, erklärt, dass auch der Verfahrensintegration in der Praxis Grenzen gesetzt sind: „Eine hundertprozentige Integration aller Verfahrenswege gibt es nicht. Einige Produktionen in der Herstellung zum marktreifen Endprodukt werden weiterhin von Spezialfirmen betrieben. Kein Kontakthersteller wird beispielsweise ein Walzwerk für seine Stahl- und Edelstahlbänder betreiben oder eine Vergolderei für seine Kontakte. Letztlich zählt der zu erzielende Profit und die Kosten-Nutzen-Analyse.“

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Guido Müller MM MaschinenMarkt

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