Übertragung durch Alkoholmoleküle statt Wellen

Biene: Profi der molekularen Kommunikation<br>(Foto: pixelio.de/Radka Schöne)<br>

Forscher der University of Warwick in Großbritannien und der York University in Kanada haben ein neues Datenübertragungssystem entwickelt, das bis dato nur Tiere und Pflanzen in natürlichen Prozessen verwendet haben. Die molekulare Kommunikation überträgt Informationen dort, wo elektromagnetische Wellen nur eingeschränkt funktionieren.

Die Natur als Vorbild

„Signalübertragung oder Hinweisreize sind etwas, das wir die ganze Zeit über in der Natur beobachten können. Bienen verwenden zum Beispiel Chemikalien in ihren Pheromonen, um andere zu warnen, wenn der Bienenstock in Gefahr ist“, erklärt Weisi Guo von der University of Warwick.

Die Kommunikation und Datenübertragung mittels Molekülen bietet enorme Vorteile: Beispielsweise in Tunnels, Pipelines oder unter Wasser funktionieren elektromagnetische Wellen nicht. Hier könnte die molekulare Kommunikation eingesetzt werden, bei der den Forschern nun der Durchbruch gelungen ist.

Über mehrere Meter übertragen

Die Studienautoren haben es geschafft, eine Nachricht in einen binären Code umzuwandeln, der dann in verdunstete Alkoholmoleküle übersetzt wurde. Das erste Signal war „O Canada“ aus der kanadischen Nationalhymne. Es wurde über mehrere Meter übertragen, bevor es von einem Empfangsgerät wieder dekodiert wurde. Die Hardware ist aus handelsüblichen elektronischen Bauteilen und kostet etwa 100 Dollar.

„Wir glauben, dass wir die erste Textnachricht der Welt gesendet haben, die vollständig über molekulare Kommunikation übermittelt wurde“, sagt der Leiter der Studie, Nariman Farsad. Dabei wird Bit 1 in Alkoholspray übersetzt, Bit 0 bedeutet kein Spray.

Anwendungspotenzial in der Medizin

Die Anwendungsgebiete der Methode betreffend machen sich die Forscher große Hoffnungen: „Sie kann auch verwendet werden, um im Nanobereich zu kommunizieren, beispielsweise in der Medizin, wo kürzlich erfolgte Fortschritte es möglich machen, Sensoren in Organen einzubauen oder kleinste Roboter zu kreieren, die spezifische Aufgaben wie die Zielausrichtung von Medikamenten auf Krebszellen übernehmen“, so Weisi Guo.

Dem Experten zufolge wird die neue Methode in der modernen Menschenwelt elektromagnetische Wellen zwar nicht ersetzen, die den Großteil der Daten übertragen. Es gäbe aber manche Gebiete, in denen konventionelle Kommunikationssysteme nicht besonders gut angepasst seien.

Media Contact

Marie-Thérèse Fleischer pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://warwick.ac.uk http://yorku.ca

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Kommunikation Medien

Technische und kommunikationswissenschaftliche Neuerungen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der medienübergreifenden Kommunikation.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Interaktive Medien, Medienwirtschaft, Digitales Fernsehen, E-Business, Online-Werbung, Informations- und Kommunikationstechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer