Die Tonspur führt zum Täter

Noch nicht im Kino, aber schon auf Internet-Tauschbörsen: Was vor Jahren mit Krieg-der-Sterne-Filmen seinen Anfang nahm, ist heute zum Leidwesen der Filmindustrie die Regel und droht, die Wirtschaftlichkeit von Filmproduktionen so zu beeinträchtigen wie Napster und andere Tauschbörsen die Gewinne der Musikindustrie in Mitleidenschaft gezogen haben.

Doch im Gegensatz zu Kopien digitaler Medienträger wie CD und DVD, die nach wie vor fast jeder technisch bewanderte Käufer in halbwegs brauchbarer Qualität anfertigen und auch illegal weitergeben kann, erfordern elektronische Kopien von aktuellen Kinofilmen einen deutlich höheren technischen Aufwand, weil die zugehörige DVD beim Kinostart noch nicht im Handel erhältlich ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland möglicherweise wie in den USA ein Teil der verfügbaren Raubkopien von Insidern stammt. Hier setzen der Darmstädter Fraunhofer-Forscher Dr. Martin Steinebach und sein Team mit ihrer Technologie des digitalen Wasserzeichens an, das sie sowohl für Filmbilder wie den Ton entwickelt haben.

„Mit dem unsichtbaren und unhörbaren digitalen Wasserzeichen können wir sehr frühzeitig in der Postproduktions- und Verwertungskette die Produkte so impfen, dass ein Leck hin zu den Tauschbörsen sehr genau identifiziert werden kann. Mit Wasserzeichen können sich Kinos, Kopierwerke, Product-Placement-Partner, Transportunternehmer etc. vom Vorwurf freihalten, das Sicherheitsleck zu sein“, so Steinebach.

Besonders interessant für den deutschen Markt ist bei Hollywoodfilmen und anderen internationalen Importen das Audiowasserzeichen für die deutsche Tonspur. „Die Filme werden mit englischem Ton häufig schon als Raubkopien angeboten, während die Synchronstudios noch mit Hochdruck an der deutschen Sprachversion arbeiten. Also kann man sich auf den Schutz des deutschen Tons konzentrieren“, meint Steinebach. Der deutsche Film- und Videokonsument bestehe nun einmal auf deutschem Ton – bei der Raubkopie genauso wie im Kino oder bei der Kauf-DVD.

Steinebach hat deshalb am Fraunhofer-Institut IPSI für den Verband der Filmverleiher (VdF) einen „passiven Schutz“ entworfen, getestet und empfohlen, der die Tonspur mit einer nicht mehr entfernbaren Markierung versieht. Das „digitale Wasserzeichen“ ist unhörbar und verschlechtert deshalb nicht die Tonqualität, was Toningenieure und automatische Testsysteme bestätigt haben. Auch Kopiersysteme, Dolby-Mastering und Projektoren haben keine Schwierigkeiten mit dem Schutzmechanismus, der die Umwandlung nach Dolby und das Konvertieren in verlustbehaftete Kompressionsformate übersteht und selbst in analogen Mikrofonaufnahmen aus einem Kinosaal vollständig nachgewiesen werden kann.

Ausführlich wird über die Filmtonwasserzeichen, Bildwasserzeichen und andere digitale Schutzmechanismen wie „partielle Verschlüsselung“, „Fingerabdruck“ und Crawler-Software im Fraunhofer-Zukunftsmagazin „InnoVisions“ berichtet, das am 4. September mit dem Schwerpunktthema „Digitale Medien“ erscheint und in Deutschland, Österreich und der Schweiz an allen größeren Verkaufsstellen zum Preis von 5,80 Euro erhältlich ist. Die Online-Ausgabe kostet im Jahresabonnement 12 Euro: www.innovisions-magazin.de .

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Michael Kip IPSI Fraunhofer

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