Bundesamt für Naturschutz und Universität Hannover stellen Interaktiven Landschaftsplan vor

Verbesserte Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger

Im Erprobungs- und Entwicklungsprojekt (E+E) des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) „Interaktiver Landschaftsplan Königslutter am Elm“ ist es gelungen, die Anwendungsmöglichkeiten für den innovativen Einsatz neuer Medien in der Umweltplanung zu verbessern. Die entwickelten Werkzeuge wie das digitale Beteiligungsinstrument sind auch für andere Planungsaufgaben als die Landschaftsplanung einsetzbar. Die wissenschaftliche Abschlusstagung des Projektes am Donnerstag, 6. und Freitag, 7. April 2006 an der Universität Hannover hat nun das Ziel, die Erfahrungen aus dem Projekt vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen – hierzu gehören beispielsweise die zunehmende Verbreitung des Internets, die Einrichtung einer Geodateninfrastruktur oder die Qualitätssicherung am Beispiel des niederländischen „e-Citizen Programme“ – zu diskutieren

Der Präsident des BfN, Prof. Hartmut Vogtmann sagt dazu: „Im Bereich der Umweltinformation wurden unter anderem durch die im Jahre 2001 in Kraft getretene Aarhuskonvention und die EG-Richtlinie über den Zugang der Öffentlichkeit zu Umweltinformationen moderne Beteiligungsformen der Öffentlichkeit unabdingbar. Elektronische Medien nutzen wir deshalb offensiv auch für eine verbesserte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, um die Wirksamkeit und Akzeptanz von Naturschutzinstrumenten zu steigern.“

Der Bedarf an Forschung und praktischer Erprobung ist weiterhin groß. Immer neue Funktionen und Möglichkeiten werden entwickelt und müssen in die Planungs- und Kommunikationskonzepte sowie interne Arbeitsabläufe der Kommunen eingefügt werden. „Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen wie der räumlichen Planung, eLearning oder Informatik loten Möglichkeiten aus und verständigen sich über die neuen Herausforderungen und künftige Qualitätsstandards für den Einsatz neuer Medien“, erklärt Prof. Bettina Oppermann, Leiterin der Begleitforschung am Institut für Freiraumentwicklung der Universität Hannover.

Ein Nutzen durch den Einsatz elektronischer Medien in der räumlichen Planung ist sowohl für die Kommunen als auch für die Bürgerinnen und Bürger vorhanden: mehr Effizienz bei der Datenverarbeitung, eine transparente und adressatengerechte Darstellung von Planung über das Internet oder der Zugriff auf aktuelle Informationen rund um die Uhr. „Der interaktive Landschaftsplan Königslutter am Elm hat als „Best Practice-Beispiel“ den Einsatz der neuen Medien in der räumlichen Planung vorangebracht“, sagt Prof. Christina von Haaren, Institut für Umweltplanung der Universität Hannover, und verweist auf Planungen, in denen das Instrument inzwischen eingesetzt und weiterentwickelt wurde. Auch international stößt das Projekt auf Interesse – beispielsweise in den Niederlanden und in Russland.

Seit kurzem ist der Abschlussbericht zum Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Interaktiver Landschaftsplan Königslutter am Elm“ für 22 Euro erhältlich. Im Internet ist er zu beziehen unter www.bfn.de/neuerscheinungen.html.

Hintergrundinformationen

Die Stadt Königslutter am Elm hat in Zusammenarbeit mit der Universität Hannover sowie dem Planungsbüro entera einen interaktiven Landschaftsplan erstellt. Landschaftsplaner, Multimediaexperten und Informatiker der Universität Hannover begleiteten den Planungsprozess in den Jahren 2002 bis 2005. Sie entwickelten und erprobten neue Instrumente für die interaktive Planung. Im Mittelpunkt des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Interaktiver Landschaftsplan“, das vom Bundesamt für Naturschutz sowie vom Land Niedersachsen gefördert wurde, stand eine Internet-Plattform (www.koenigslutter.de/landschaftsplan.php).

Visualisierungen wie Fotomontagen oder Computersimulationen veranschaulichten bei Bürgerversammlungen mögliche Landschaftsentwicklungen. Befragungen und Rückmeldungen von Bürgern trugen wesentlich dazu bei, adressaten- und bedarfsgerechte Softwarebausteine zu entwickeln. Die im Projekt entwickelten Softwarebausteine sind frei verfügbar (open source) und können auch bei anderen Planungen und öffentlichen Aufgabenbereichen eingesetzt werden – beispielsweise in der Bauleitplanung oder in Auskunfts- und Meldesystemen wie für Straßenschäden, Müllablagerungen oder Baukataster. Den Transfer der Erkenntnisse aus dem Projekt „Interaktiver Landschaftsplan“ betrachtet die wissenschaftliche Begleitforschung, die im Sommer 2006 endet.

Stichwort: Landschaftsplan

Der Landschaftsplan ist das zentrale, vorsorgeorientierte Planungsinstrument von Naturschutz und Landschaftspflege auf Gemeindeebene. Er stellt in Text und Karten Informationen über den Zustand der Umwelt dar und entwickelt Vorschläge zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft. Den Gemeinden ermöglicht der Landschaftsplan als Gesamtkonzept für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen mehr Planungssicherheit in der Bauleitplanung, eine attraktive Standortsicherung und eine bessere Tourismusentwicklung. Bürger und Grundstückseigentümer können den Landschaftsplan als umfassende Informationsquelle über den Zustand von Natur und Landschaft vor Ort nutzen. Im neuen Bundesnaturschutzgesetz ist eine flächendeckende Landschaftsplanung verankert. In Niedersachsen hat der Landschaftsplan einen empfehlenden Charakter. Eine Umsetzung der dargestellten Maßnahmen erfolgt durch die Integration in die Bauleitplanung sowie das Engagement der Gemeinde, der Bürger, der Natur- und Umweltschutzgruppen oder durch Förderprogramme des Landes und der EU.

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Franz August Emde idw

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