Jenseits von gut und böse

Forschergruppe der TU Chemnitz untersucht die Internetnutzung im Alltag

Für viele Deutsche gehört der Computer mit Internetanbindung zum Alltag wie der Fernseher oder die Kaffeemaschine. In der Medienwissenschaft aber ist man sich uneins: Überwiegen die schier unglaublichen Möglichkeiten einer globalen Online-Kommunikation? Oder versinken wir bald in den Abgründen einer totalen Mediendiktatur? Mit dem Buch „Neue Medien im Alltag: Die Vielfalt individueller Nutzungsweisen“ tritt eine Chemnitzer Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Beweis an, dass die Wahrheit einmal mehr in der Mitte liegt. In zehn kurzen Aufsätzen wird die Bedeutung des Internets tatsächlich auf den Boden der Tatsachen gestellt: Information, Unterhaltung, Lernen, Arbeiten und Sozialkontakt sind die fünf Lebensbereiche, aus denen sich die virtuelle Kommunikation nicht mehr wegdenken lässt.

Unter verschiedenen Blickwinkeln wird diese Hauptaussage anhand alltäglicher Nutzungsweisen beschrieben. So gewährt das Buch interessante Einsichten in die virtuelle Welt der Computerspiele und fiktiven Texte, verrät Tricks zur Gestaltung informativer Hypertexte und erörtert die sozialen und organisatorischen Besonderheiten eines Telearbeitsplatzes. Selbst darüber, wie Computer Englisch lernen, gibt ein Aufsatz Auskunft.

Die Auswahl der Autoren, die in der Chemnitzer Forschergruppe „Neue Medien im Alltag“ mitwirkten, ist Garant für die Praxisnähe des Buches: Soziologen aller Fachrichtungen, Kommunikationswissenschaftler, Informatiker, Sprachwissenschaftler der Germanistik und Amerikanistik und selbst Musikpädagogen haben gemeinsam einen vielschichtigen und interdisziplinären Ansatz vorgelegt, der mit überholten Denkweisen aufräumt: „Noch immer trifft man in der öffentlichen Diskussion um neue Medien auf technikfixiertes Denken“, schreiben die Herausgeber, der Chemnitzer Soziologieprofessor Klaus Boehnke und die Ilmenauer Kommunikationswissenschaftlerin Nicola Döring im Vorwort des Buches. „Wenn wir Katastrophen- oder Heilserwartungen der Technik zuschieben, verleugnen wir jedoch die Verantwortung von Einzelnen, Gruppen und Organisationen, mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in sozialverträglicher und konstruktiver Weise umzugehen.“

So unterschiedlich die Blickwinkel auf das Thema, so einheitlich fällt das Resümee aus: Internet-Nutzer sind, wie auch dessen Verweigerer, ein bunt gemischter Haufen mit ganz individuellen Bedürfnissen, Motiven und Ängsten. Das WorldWideWeb ist informativ und verwirrend zugleich, es unterhält und isoliert jenseits von gut und böse.

Klaus Boehnke, Nicola Döring (Hrsg.): Neue Medien im Alltag: Die Vielfalt individueller Nutzungsweisen. DFG-Forschergruppe „Neue Medien im Alltag“ – Band 2, 2001. Pabst Science Publishers: Lengerich, Berlin, Riga, Rom, Wien, Zagreb.

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