Heimkino auch ohne Leinwand

Projektionen sind nun auch auf farbigem und gemustertem Untergrund möglich

Mit dem an der Juniorprofessur Augmented Reality der Bauhaus-Universität Weimar entwickelten „SmartProjector“ erledigt sich die Frage, wo man die Leinwand für den Heimkinoabend mit Projektor hinstellen soll: Studenten entwickelten Prototypen, mit denen man auch auf farbige Wände, Vorhänge oder strukturierte Tapeten projizieren kann – ohne großen Qualitätsverlust der Bilder. Muster und Strukturen werden einfach weggerechnet, das Bücherregal wird zur Leinwand und das Kinderzimmer zum virtuellen Spielplatz.

Seit einem Jahr befassen sich Juniorprofessor Oliver Bimber und seine Studenten mit dem Korrekturverfahren, seit sechs Monaten konzentrieren sich die beiden Studenten Andreas Emmerling und Thomas Klemmer auf Bewegtbilder. Dabei verwenden Sie handelsübliche Technikbausteine: der Beamer kostet keine 1.000 Euro, ein Camcorder und ein Computer mit einer Spiele-Grafikkarte sind die Grundausstattung.

Über eine TV-Karte wird die Kamera an den Rechner angeschlossen, um die Projektionsfläche zu analysieren. In weniger als 30 Sekunden projiziert der Beamer verschiedene Testraster, anhand derer über die Videokamera die Eigenschaften der Projektionsfläche analysiert werden. Im Rechner wird dann jedes einzelne Pixel des Videosignals geometrisch und farblich so berechnet, dass nach entsprechender Korrektur die Projektion in Echtzeit in der richtigen Farbe und Helligkeit erscheint.

Dann wird der DVD-Spieler oder eine Spielkonsole angeschlossen und das Vergnügen kann beginnen: statt karierter Gardinen erscheinen Bilder wie auf einer weißen Leinwand. Auch grafische Verzerrungen, z. B. durch die Projektion in eine Zimmerecke oder auf unebene Oberflächen, können durch das System ausgeglichen werden.

Prinzipiell kann das Verfahren für beliebige Oberflächen verwendet werden, Einschränkungen gibt es aber derzeit durch die Auflösung von Projektoren und Kamera. Erste Schritte zum Lösen von Schwierigkeiten bei stärker strukturierten Oberflächen sind schon gemacht: so ist das System erweiterbar, mehrere Projektoren können gleichzeitig verwendet werden. Die wissenschaftliche Publikation dazu ist noch in Arbeit.

Um das Projekt auch in kommerzieller Richtung voranzutreiben, sind die Forscher an der Fakultät Medien jetzt auf der Suche nach Partnern aus der Industrie, erste Kontakte auch in die USA gibt es bereits. Insbesondere im neuen, projektorientierten Masterstudiengang Mediensysteme soll ab dem Wintersemester 2004 intensiv an der Weiterentwicklung der Technik gearbeitet werden – bewerben können sich Studieninteressenten noch bis zum 31. August.

Die Fakultät Medien wurde 1996 neu eingerichtet und hat sich in der Hochschullandschaft national wie international nachdrücklich etablieren können. Das Fächerangebot vereinigt die wissenschaftlichen, gestalterischen und technologischen Aspekte des Bereiches in den Studiengängen Medienkultur, Mediengestaltung und Mediensysteme. In einem besonders im Master-Studium stark selbstbestimmten und projektorientierten Studium werden gestalterische und analytische Lösungen für praxisorientierte Aufgabenstellungen erarbeitet.

Anwendungsbeispiele finden Sie auf den Seiten des Lehrstuhls über die unten angegebene Website-Adresse.

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