EU-Projekt soll Breitbandzugang in entlegenen Regionen über Luftschiffe und Flugzeuge herstellen

Ein von der EU finanziertes Projekt soll das Testen verschiedener Arten von Höhenplattformen (High-Altitude Platform Systems – HAPS) an Bord von Flugzeugen oder in Luftschiffen in der Hochatmosphäre (etwa 20 km) vorbereiten, um zu bewerten, welches System am besten geeignet ist, um eine Breitbandabdeckung in ländlichen Regionen sicherzustellen.

Die im Capanina-Projekt – benannt nach dem italienischen Restaurant, in dem die ersten Projektverhandlungen stattfanden – eingesetzte Technologie „ist das Modernste, was es derzeit gibt“, so David Grace, wissenschaftlicher Projektleiter und Vertreter der britischen Communications Research Group. Zum Einsatz kommen Lenkantennen und die neuesten digitalen Signalverarbeitungs-Tools.

Da weder unterirdische Kabel noch Masten oder Satellitenkommunikation erforderlich sind, wären HAPS ein preiswerteres und effizienteres Mittel, um insbesondere in schwer zugänglichen Regionen sowie für mobile Benutzer einen Breitbandzugang anzubieten. Über diese Technologie können Breitbandverbindungen hergestellt werden, die 2.000 Mal schneller sind als herkömmliche Modemverbindungen und 200 Mal schneller als heutige Breitbandverbindungen über das Festnetz.

Im Rahmen des Projekts, das unter dem vorrangigen Themenbereich Technologien der Informationsgesellschaft (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wird, werde das Capanina-Konsortium das Potential verschiedener Typen von Stratosphärenplattformen für die kommerzielle Nutzung testen und demonstrieren, erläutert Dr. Grace. Die Plattformen kreisen bei Tag mithilfe solarbetriebener Propeller über einem bestimmten Gebiet und werden nachts über Brennstoffzellen oder Lithium-Batterien angetrieben. Diesen Aspekt beschreibt Dr. Grace als „eine der zentralen Herausforderungen des Projekts“.

Eine weitere Herausforderung für das Konsortium wird darin bestehen, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das zeigt, inwieweit HAPS kosteneffizienter sind als terrestrische oder satellitengestützte Systeme. Es ist jedoch davon auszugehen, dass beträchtliche Einsparungen möglich sind.

Auf die Frage, warum eine solche Technologie angesichts der enormen Vorteile nicht schon früher in Betracht gezogen wurde, spricht Dr. Grace von fehlendem Mut zum Risiko. „Grundsätzlich steht man neuen Technologien skeptisch gegenüber und ist nicht bereit, sie zu finanzieren. Dann wird man jedoch nie in den Genuss ihrer Vorteile kommen. Wir sind der Kommission für ihre Unterstützung sehr dankbar“, so Dr. Grace gegenüber CORDIS News.

Die Plattformen werden einen Radius von mindestens 60 km abdecken. Dr. Grace führt als Beispiel York in Großbritannien als eine Region an, die von der neuen Technologie profitieren könnte. York sei zwar eine große Stadt, sie sei jedoch von kleinen, verstreut liegenden Dörfern umgeben, in denen man von einer Breitbandabdeckung bislang nur träumen könne.

Capanina vereint Forscher aus Großbritannien, Slowenien, Italien, Spanien, Ungarn, Deutschland, der Schweiz und Japan. Die japanische Beteiligung beschreibt Dr. Grace als „entscheidend“. „Sie sind als Partner extrem hilfreich. Das ist eine Win-Win-Situation für Europa und Japan. Die japanischen Partner haben Zugang zu unseren Erkenntnissen und wir zu ihren“, erklärt er.

Auch wenn das Capanina sich noch in der Anfangsphase befindet, sind die Arbeiten bereits in vollem Gange. Das Konsortium bewertet derzeit eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Projekten unter dem RP5 und RP6 und bereitet die ersten Tests vor, die in diesem Sommer stattfinden sollen.

Media Contact

cn

Weitere Informationen:

http://www.capanina.org

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