WLAN-Hot Spots und die Komplexität der Abrechnung

Der drahtlosen Telekommunikation gehört ohne Zweifel die Zukunft. Kein hinderliches Kabel soll das Endgerät – ob Telefon, Handheld oder Notebook – und dem Anwender in seiner lokalen Freiheit behindern. War es noch im Jahr 2000 der bekannte Run auf die UMTS-Lizenzen, startete noch vor ersten UMTS-Versuchen mit „friendly customers“ bereits auch der Hype um Wireless LAN (WLAN) und dessen Anwendung an öffentlichen Orten. Technisch gesehen ist WLAN längst banaler Alltag, ob in der Version 802.11b mit bis zu 11 Mbit/s oder 802.11a und 802.11g mit bis zu 54 Mbit/s Datenübertragungsrate. Innerhalb von Unternehmen und Organisationen wird WLAN in der Breite eingesetzt, dank einfacher und kostengünstigster Installation, hoher Flexibilität und Mobilität der Benutzer. Und die WLAN-Rallye geht weiter: Die Ankündigungen von einigen großen Anbietern wie Microsoft auch im Home Entertainment auf WLAN setzen zu wollen, wird der weiteren Verbreitung von WLAN enorm zuträglich sein.

Früh lag daher die Überlegung nahe, WLAN auch an öffentlichen Plätzen und in Einrichtungen mit Publikum einzusetzen, den so genannten „Hot Spots“, als dediziertes Zugangsmedium für Datenübertragungen von Notebooks und Handheld. Der typische Hot Spot verfügt über eine hohe Dichte an Personen, die solche Geräte betreiben und sich über einen ausreichenden Zeitraum im Bereich des Hot Spots aufhalten. Dazu zählen Flughäfen, große Bahnhöfe, Messegelände, Hotels oder Business Parks. Technisch also kein Problem. Die eigentliche Herausforderung dieser öffentlichen Hot Spots liegt in der Zulassung und Abrechnung der Kunden. Gegenüber dem UMTS-Ansatz als quasi monolithisches und landesweites Netz, stellt sich der Hot Spot-Ansatz eher als eine Vielzahl von dezentralen und lokalen Einrichtungen dar. Damit stellen sich für den mobilen Kunden die Fragen: wie authentisiere ich mich, was kostet es, wer rechnet ab, wie bezahle ich?

Neben den Mobilfunkbetreibern Vodafone und T-Mobile, Carriern wie Swisscom (in Kooperation mit O2), die über Mobilfunk-SIM-Karten oder auch Kreditkarten abrechnen, gibt es eine Reihe kleinerer Betreiber mit unterschiedlichen Modellen. Damit der User mit einer Authentisierung und einer Abrechnung an möglichst vielen Hot Spots einbuchen kann, werden derzeit verschiedene übergreifende Systeme etabliert. Zum einen ist da Greenspot, die Eco-Initiative des Verbands der deutschen Internetwirtschaft e.V. Die Eco-Mitglieder reichen von AOL, AT&T über Cable & Wireless bis Tiscali. Greenspot versteht sich als Clearing House, betreibt eine Authentisierungs- und Billing-Plattform für WLAN-Betreiber. Die Greenspot-Plattform bildet dabei ein virtuelles privates Netz zwischen den verbundenen WLAN-Netzen.

Nach Tests im Zeitraum von Mai bis Dezember 2003 in verschiedenen Städten will Greenspot nun in diesem Jahr in der Fläche in Echtbetrieb gehen.

Beim Düsseldorfer Abrechnungsspezialisten acoreus sieht man die Eco-Initiative und Greenspot als eine mögliche Lösung, bemängelt aber die vor allem technische Ausrichtung und die schleppende Entwicklung. „Das Abrechnen ist für Kunden heute komplex und bleibt auch komplex, solange die einzelnen WLAN Anbieter nicht roamen wollen“,so Jürgen H. Stäudtner, Leiter Business Development von acoreus: Bei der von acoreus und Toshiba gemeinsam vorgestellten Yellex-Plattform handelt es sich um ein Dienstleistungspaket, das auch für die Betreiber von kleinen Hot Spots wirtschaftlich ist und gleichzeitig einen einfachen Vertrieb der WLAN-Zugänge wie etwa über Prepaid-Cards ermöglicht. Yellex steht dabei nicht unbedingt im Wettbewerb zu Greenspot, sondern stellt sich als ein einfaches Geschäftsmodell mit kalkulierbaren Kosten gerade auch für neue Hot Spot-Betreiber dar. Mittelfristig setzten wir nicht nur auf die Geschäftskunden, sondern auch auf Privatkunden. Dafür sind aus unserer Sicht drei Dinge wichtig: preisgünstige Angebote, guter Service und einfache Anwendbarkeit.

Stäudtner hält die weitere Entwicklung des WLAN-Marktes für spannend: „Die Landschaft der Hot Spots durchläuft die typischen Entwicklungsphasen neuer Dienste. Baustellen und Marktbereinigungen sind dabei ganz normal. Durchsetzen werden sich langfristig die Modelle, die ein Heer von Hot Spots mit einfacher Nutzerkennung und breiten Vertriebskanälen anbieten.“

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Gunnar Sohn www.NeueNachricht.de

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