Das Genom-Projekt – auch in der Musik
Seit es Programme gibt, die allen Personen mit Internet-Zugang das Übermitteln und Austauschen von Dateien ermöglichen, ist die Zahl der Verstöße gegen das Urheberrecht dramatisch gestiegen. Deshalb wird jetzt mit verschiedenen neuen Technologien versucht, das vermeintlich „kostenlose“ Laden von Musiktiteln zu erschweren.
Das von der EU finanzierte Projekt RAA (Recognition and Analysis of Audio) ist ein solches Konzept, bei dem Technologien zum Einbetten von elektronischen „Wasserzeichen“ (Watermarking-Technologien) zur Anwendung kommen. Diese haben zu einem Anwendungsprogramm namens AudioDNA geführt. Bei AudioDNA wird ein spezielles Verfahren zur Auswertung elektronischer Fingerabdrücke angewandt, das gerade einmal 5 bis 60 Sekunden benötigt, um Urheberrechts- und Identitätsangaben von Musiktiteln oder Werbebotschaften zu ermitteln, die entweder über das Internet oder live per Rundfunk verbreitet werden.
Zwar gibt es bereits zahlreiche Urheberrechts-Schutzprogramme, doch sie alle haben mit denselben Problemen zu kämpfen. Zu den banalsten gehört das Problem der Signalvarianz. Wird ein Musiktitel per Internet-Radio oder Live-Rundfunk übertragen, schwankt das zugehörige Signal entsprechend. Auch sein Originalformat weist eine Signalvarianz auf, was zu recht unterschiedlichen Registrierungen eines MP3-Formats und eines Standard-CD-Audioformats führt. Benötigt wird daher ein Programm, das nicht nur alle Weitergabevorgänge eines Musiktitels verfolgt, sondern auch über Möglichkeiten verfügt, seine Signalvarianz zu interpretieren und daraus Aussagen über seine Legalität zu gewinnen.
Angesichts der Tatsache, dass durch die Einführung neuer Technologien die illegale Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte ihre legale Nutzung inzwischen überflügelt hat, ist der Bedarf an Kontrollmöglichkeiten enorm. Daher ist die Fähigkeit des Anwendungsprogramms AudioDNA zur Überwachung von drei Audio-Eingangssignalen gleichzeitig ein entscheidender Schritt zur Wahrung von Urheberrechten. Da das Programm einen Musiktitel oder Werbespot nur wenige Sekunden lang zu verfolgen braucht, um seine Legalität zu ermitteln, kann es innerhalb einer einzigen Stunde Tausende solcher Audiodarbietungen registieren.
AudioDNA ist in C++ geschrieben und setzt sich aus mehreren Funktionalitäten zusammen. Beim AudioDNA Extractor handelt es sich um die Basis-Engine zum Suchen, Überwachen und Analysieren von Eingangssignalen. Der AudioDNA Music Monitor kann bis zu 50.000 Titel speichern und einzelne Titel nach einer Überwachungsdauer von mindestens 10 Sekunden identifizieren. Der AudioDNA Commercial Monitor verhält sich ähnlich, wird jedoch zum Identifizieren von Audio-Werbespots im Rundfunk oder Fernsehen eingesetzt.
Was diese Lösung vielleicht am attraktivsten macht, ist nicht allein die Technologie, die ihr zugrunde liegt, sondern auch die Tatsache, dass sie ein umfassendes System zum Schutz der europäischen Musikindustrie darstellt. AudioDNA ist ein Anlauf zur wirksamen Bekämpfung der schlimmsten Bedrohung dieser Branche: Medienpiraterie.
Kontajt
Walter PLASCHZUG
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