Dynamik im Markt: Pay-TV kommt

„Alle großen Player sind im Markt unterwegs und 2007 wurde ordentlich Geld ausgegeben“ erklärte der Duisburger Technologie-Professor Torsten J. Gerpott am 26. Februar auf der Euroforum-Konferenz „Kabel TV-Netze“ in Köln vor rund 120 Teilnehmern. Pay-TV wird für die Kabelnetzbetreiber weiter an Bedeutung gewinnen: „Da ist Dynamik drin.“

Derzeit haben bei Kabel Deutschland (KDG) 730.000 Kunden (rund 8,1 Prozent) Bezahlfernsehen abonniert, bei dem zweitgrößten Provider Unitymedia sind es 430.000 (rund 8,6 Prozent). Gerpott rechnet allerdings damit, dass die Kabelnetzbetreiber pro Jahr zwischen 0,5 bis 1 Prozent der Kunden verlieren werden. Gründe hierfür seien der Wechsel zur Konkurrenz und demographische Effekte.

Internet und Telefonie seien weitere Wachstumsfelder, so der Wissenschaftler. Derzeit haben die Kabelnetzbetreiber über eine Million Internetkunden, Ende 2008 könnten dies 1,7 Millionen, 2009 wären sogar bis zu 2,3 Millionen realistisch. „DSL ist das dominante Breitband-Zugangssystem, aber das Kabel holt auf“, diagnostizierte Gerpott. Künftig werden neue Verbreitungswege wie das Fernsehen über Internet-Protokoll (IPTV) an Bedeutung gewinnen, ist sich der TK-Experte sicher und meint weiter: „IPTV und Web TV sind ein Generationenthema“.

Für die 14-bis 19-Jährigen sei dies ein bedeutendes Medium. „Das Thema Interaktivität wird kommen.“ Im viel diskutierten Mobile TV sieht Gerpott kein kurzfristig relevantes Wachstumsfeld. Es werde zwar kommen, aber derzeit sei das Geschäft mit mobilen TV-Angeboten sehr schleppend. Auch die Anteile der Haushalte in Deutschland, die HDTV-Programme sehen, liegen derzeit bei nur drei Prozent. Hier werden nach Gerpotts Ansicht auch noch drei bis fünf Jahre vergehen, bis sich ein HDTV-Massenmarkt entwickeln wird.

Unitymedia will Netz bis Jahresende zu 80 Prozent ausbauen
Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia, aktiv in Hessen und Nordrhein-Westfalen, will bis Ende 2008 80 Prozent seines Netzes für Triple Play, also Fernsehen, Telefonie und Internet aus einer Hand, aufrüsten. Dies kündigte Unitymedia-Chef Parm Sandhu in Köln an und machte deutlich, dass die Zukunft allein im Triple Play liege. Wichtig sei aber, dass die Kundenwünsche die Business-Strategie bestimmen müssten.

„In vielen Regionen sind wir – noch vor Arcor – zweitwichtigster Provider nach der Telekom“, sagte Sandhu. Nicht zuletzt deshalb habe das Unternehmen seit 2005 den Pro-Kopf-Umsatz von monatlich 7,47 Euro auf 11,72 Euro steigern können. Die Voraussetzungen für Wachstum seien nun gegeben und das Potenzial der Kabelnetzbetreiber sei viel größer ein als das der Telekommunikationsunternehmen, betonte Sandhu. Während das Marktvolumen der Kabelunternehmen rund 2,9 Milliarden Euro beträgt, umfasst es bei den Telcos 39,9 Milliarden Euro. „Das Bundeskartellamt muss erkennen, dass die Telekom der Wettbewerber der Kabelunternehmen ist“, meinte der Unitymedia-Chef weiter.

Kein Gebot für Bundesliga TV-Rechte
Mit hohen Investitionen plant der größte deutsche Kabelnetzbetreiber, Kabel Deutschland (KDG), auf dem Markt für schnelle Internetzugänge neue Kunden gewinnen. KDG-Chef Adrian von Hammerstein erklärte dazu: „Wir befinden uns ohne Zweifel in einer Aufholjagd – und wir haben gerade erst angefangen.“ Deutschland liege mit der Breitband-Nutzung auf Platz 17 im OECD-Ländervergleich, für ein Industrieland sei das keine gute Ausgangsposition, so Hammerstein. Hier müsse man deutlich aufholen. 2008 will KDG rund 330 Millionen Euro in den Ausbau seiner Netze investieren. „Derzeit sind 11 Millionen Haushalte aufgerüstet", sagte von Hammerstein. Bis Ende März sollen 75 Prozent, bis 2009 90 Prozent der angeschlossenen Haushalte fit sein für Triple Play. Insgesamt beliefen sich die Investitionen auf 500 Millionen Euro. Strategisch ganz wichtig sei der angestrebte Erwerb von 1,2 Orion Cable-Kunden. Hier stehe eine Beurteilung des Bundeskartellamtes noch aus, die im Frühjahr erwartet wird. Zur bevorstehenden Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte sagte Hammerstein: „Wir werden sicherstellen, dass unsere Kunden weiterhin die Bundesliga sehen können, müssen das aber nicht selbst machen.“

Tele Columbus-Chef sieht Potenzial für Breitband-Anschlüsse
„Die Telekom ist am Ende, was die DSL-Bandbreite angeht“, erklärte Tele Columbus-Chef Markus Schmid auf der Euroforum-Tagung. Er sieht für das Kabel großes Potenzial bei Breitband-Zugängen, Tele Coumbus (TC) selbst habe erst 20 Prozent des Umsatzpotenzials in diesem Bereich realisiert. Auch in anderen Bereichen will TC sein Engagement intensivieren, zum Beispiel mit der kürzlich angekündigten Eutelsat-Kooperation, mit ersten Video on Demand-Tests in Berlin sowie über gestartete Sondierungsgespräche zu Quadruple Play – TV, Telefon, Internet und Mobilfunk aus einer Hand.

Regulierung unerwünscht
Eine Regulierung des Marktes hält Schmid für überflüssig: „ Lieber ein Markt, der sich reguliert, als ein regulierter Markt.“ Es gäbe genügend Spieler am Markt, die für Wettbewerb sorgten. „Wer nicht konsolidiert, verliert“, machte der TC-Chef deutlich.

Pay TV als Kundenbindungsinstrument
Internet und Telefonie sind auch für Kabel BW Chef Klaus Thiemann Wachstumsgeschäfte. Pay TV sieht er als Kundenbindungsinstrument und Triple Play werde der neue Wachstumsmarkt. Das Internetgeschäft sei in zwei Jahren aufgeteilt, deshalb engagiere man sich hier verstärkt: „Das ist für uns der Megamarkt bis maximal Ende 2010.“ „Das Glasfasernetz ist das Netz der Zukunft“, stellt Thiemann weiter fest. Die Zielgruppe der Kabel BW finde sich besonders in ländlichen Gebieten. „Wir greifen da an, wo der Wettbewerb schwach ist“, erklärte Thiemann und zeigte sich zufrieden mit 25 Prozent Marktanteil im Breitband-Neukundengeschäft. Damit nimmt Kabel BW den zweiten Platz hinter der Deutschen Telekom ein. Das bedeute aber nicht, dass der Provider grundsätzlich als „billiger Jakob“ am Markt platziert werde, sondern das Motto sei „Leistung erhöhen statt Preise senken“. Erst ab 2010 möchte Kabel BW verstärkt über Pay-TV-Pakete wachsen. Geplant seien Premium-Angebote auf Griechisch, Italienisch und Polnisch und im Sommer sollen zudem Erotik- und Sportprogramme aufgenommen werden.

Der komplette Pressebericht: www.euroforum.de/bericht-kabel08
Fotos zur Tagung: www.konferenz.de/fotos-kabeltv08-pr

Die nächste EUROFORUM-Tagung über Kabel TV-Netze findet statt am 3. – 4.3.2009 in Köln.

Claudia Büttner
Leiterin Presse/Internet
EUROFORUM Deutschland GmbH – ein Unternehmen der Informa Group
Tel.: +49 (0) 211/96 86- 3380
Fax: +49 (0) 211/96 86- 4380
Mailto:presse@euroforum.com

Media Contact

Claudia Büttner EUROFORUM Deutschland GmbH

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Kommunikation Medien

Technische und kommunikationswissenschaftliche Neuerungen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der medienübergreifenden Kommunikation.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Interaktive Medien, Medienwirtschaft, Digitales Fernsehen, E-Business, Online-Werbung, Informations- und Kommunikationstechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer