Segelnder Roboter trainiert für Atlantiküberfahrt

Die Überquerung des Atlantiks mit einem unbemannten Segelboot ist das Ziel der Roboat-Teams der österreichischen Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften. In Kroatien testeten die Techniker ihr Boot, die ASV Roboat, in den vergangenen Wochen auf Hochseetauglichkeit.

„Im Meer können wir all das testen, was wir auf der Donau oder am Neusiedlersee nicht überprüfen können“, erklärt Projektleiter Robert Stelzer im Gespräch mit pressetext. So ging es am Mittelmeer hauptsächlich darum, die Robustheit des Bootes bei starkem Wind sowie die Salzwasserfestigkeit der Komponenten im Hinblick auf die sechs bis acht Wochen dauernde Reise über den Atlantik zu testen.

Die ASV Roboat ist ein Segelboot, das jedes beliebige Ziel ohne menschliches Zutun ansteuert. Lediglich die Zielkoordinaten müssen eingegeben werden. Die optimale Route wird anhand von Wetterdaten berechnet und laufend adaptiert. Selbst die Segel werden vom Boot selbst getrimmt, Wende und Halse führt der Bordcomputer vollautomatisch aus. Ein wichtiger Punkt im Rahmen der Testwoche war die Prüfung des Energiekonzepts, das die Forscher einem Langzeittest unterzogen haben. Mit Strom wird das Boot durch ein hybrides System aus Photovoltaik sowie einer Brennstoffzelle versorgt. Die Direkt-Methanol-Brennstoffzelle dient dabei als Notfallsystem und lädt die Batterien der ASV Roboat immer dann auf, wenn die Solarzellen nicht genügend Energie liefern. Grundsätzlich ist das System jedoch so konzipiert, dass es mit Sonnenenergie allein auskommt und somit energietechnisch vollkommend autark ist, betont Stelzer.

Ende 2005 begannen die Techniker mit der Konstruktion ihres Bootes, wobei das aktuelle bereits die zweite Generation ist. Die Atlantiküberquerung „Microtransat“ ist für 2009 geplant. Die Regatta für vollautomatische Segelboote mit einer Länge von maximal vier Metern hat zum Ziel, die technologische Entwicklung in einem freundschaftlichen Wettbewerb voranzutreiben. Die Österreicher rechnen sich dabei gute Chancen aus, zumal die Microtransat-Vorläufe 2006 sowie 2007 gewonnen und der Weltmeistertitel 2008 geholt werden konnte. „Die Stärke unsere Bootes ist das Segeln. Wir haben als Informatiker das Segeln sehr gut am Computer abbilden können und somit eine hohe Systemintelligenz bei ASV Roboat erreicht. Hier sind wir der Konkurrenz sicherlich um einiges voraus“, meint Stelzer.

Die Technik eignet sich jedoch nicht nur für sportliche Wettkämpfe, sondern findet natürlich auch in anderen Bereichen Einsatzmöglichkeiten. Die Segeltechnologie kann beispielsweise als Sicherheitssystem auf Schiffen eingesetzt werden. In Gefahrensituationen könnte der Computer dem Skipper helfen, das Boot wieder unter Kontrolle zu bringen. Mithilfe von Segelbooten kann des Weiteren eine CO2-neutrale Frachtbeförderung über die Weltmeere umgesetzt werden, wobei das Schiff nicht einmal bemannt sein muss. Als Versorgungsschiff könnte es zudem abgelegene Regionen mit geringer Einwohnerzahl mit Lebensmitteln und Medikamenten beliefern.

Eine offensichtliche Verwendung in naher Zukunft sieht Stelzer jedoch für Forschungszwecke. „Vollautomatische Segelroboter können als Alternative für Sensorbojen eingesetzt werden. Die Bojen haben den Nachteil, dass sie ausgesetzt, verankert, gewartet und zuletzt wieder eingeholt werden müssen. Zudem treiben sie oft ab, wenn eine Verankerung im Boden nicht möglich ist“, erläutert Stelzer. Ein Roboat kann von Land aus befehligt werden. Es segelt zu den angegebenen Koordinaten, sammelt Daten und Proben und bringt sie automatisch zum Heimathafen zurück. Im Fall der Notwendigkeit einer Wartung entscheidet das System selbst, den nächsten Hafen anzusteuern, sagt Stelzer. Sollten sich die Zielkoordinaten ändern, so können die neuen Daten dem System jederzeit über Satellitenkommunikation übermittelt werden.

Media Contact

Andreas List pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.innoc.at http://www.roboat.at

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