Fraunhofer ISI erstellt Leitfäden zum Innovationsmanagement von Biotechnologieunternehmen

Probleme junger und etablierter Unternehmen sind sich teilweise ähnlich / Kenntnis des Marktumfeldes selten ausreichend / einige wenige Methoden helfen den meisten Firmen

Sowohl junge als auch etablierte Biotechnologieunternehmen führen meist keine systematische Technologie-, Wettbewerbs- und Kundenanalyse durch. Das zeigen jüngste Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, zum Innovationsmanagement in Biotechnologieunternehmen. Die Untersuchung wurde von der Stiftung Industrieforschung finanziell unterstützt.

Unternehmensgründer respektive das Management junger Biotechnologie-Start-ups haben demnach zwar einen relativ guten Überblick über den „State of the Art“ in ihren Fachgebieten. Doch verhindern die vielfältigen Aufgaben in der Gründungsphase eine effiziente Analyse des technologischen Umfelds. Bei etablierten Biotechnologieunternehmen stellt sich dagegen das Problem, technologisch „über den eigenen Tellerrand“ hinaus zu blicken und die Erkenntnisse angrenzender Technikfelder in das eigene Portfolio zu integrieren.

Das Fraunhofer ISI hat daher eine Reihe von Konzepten und Instrumenten für das Innovationsmanagement junger sowie etablierter Biotechnologieunternehmen ausgearbeitet und dazu zwei Leitfäden erstellt, die beim Institut als CD-Rom zu beziehen sind. Sie zeigen, dass einige wenige Konzepte und Instrumente die meisten Unternehmen beim Innovationsmanagement unterstützen können. Das notwendige Know-how und die dazu erforderlichen personellen und materiellen Ressourcen können selbst kleine und mittelständische Unternehmen bereitstellen. Die Methoden versprechen zudem eine deutliche Steigerung der Effizienz.

Beim Technologiemanagement fiel den Fraunhofer-Forschern beispielsweise das Fehlen geeigneter Instrumente des FuE-Controllings auf. Außerdem haben junge wie bereits länger bestehende Biotechnologieunternehmen Schwierigkeiten, neue technologische Entwicklungen zu bewerten und erfolgversprechende Forschungsprojekte herauszufiltern.

Die meisten jungen Firmen verfügen ferner über zu geringe Erfahrungen in der Marktforschung und Analyse der Kundenbedürfnisse. Dies gilt insbesondere für Märkte, die aufgrund der Neuartigkeit der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen erst im Entstehen begriffen sind, was typisch ist für die moderne Biotechnologie. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen in der Marktbearbeitung sind etablierte Unternehmen davon nicht in so starkem Maße betroffen. Besondere Probleme haben viele Neulinge bei der Erschließung von Märkten in Übersee. Den Start-ups fehlen oftmals Informationen über die zu wählende Strategie. Häufig mangelt es auch an geeigneten Distributionspartnern sowie an Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung.

Das schnelle Wachstum vieler Unternehmen erfordert zudem eine relativ schnelle Anpassung der Organisationsstruktur. Bei 20 bis 30 Beschäftigten ist der Wechsel von einem flexiblen, selbstorganisierenden Unternehmen zu einer stärker geregelten Organisation von Nöten. Manchmal auch schon früher. Dieser Wechsel klappt oftmals nicht reibungslos.

Da die meisten Biotechnologieunternehmen mit anderen Firmen oder Einrichtungen in Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten, ist ferner ein effizientes Kooperationsmanagement wichtig. Doch bestehen häufig Schwierigkeiten bei der Suche und Auswahl geeigneter Partner. Die Gründe sind oft unterschiedliche Arbeitsweisen oder Interessenslagen. Hinzu kommt die Furcht vor dem Abfluss des Know-hows aus dem eigenen Unternehmen.

Schließlich fällt es den jungen wie etablierten Biotechnologieunternehmen schwer, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Den Kandidaten mangelt es meist an ausreichenden Managementerfahrungen, an erforderlichen Spezialkenntnissen beispielsweise in der Bioinformatik oder an Erfahrungen über moderne Verfahren der Bio- und Gentechnik. Außerdem ist die Personalentwicklung zahlreicher Unternehmen noch stark rudimentär.

Auf diese und weitere Details gehen die Leitfäden explizit ein. Sie sind insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen geeignet. Die Leitfäden können auf der Internet-Seite vom Fraunhofer ISI  eingesehen werden.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

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Gerhard Samulat idw

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