Vom BIBB evaluiert – die vier neuen IT-Berufe in der Praxis

Gut vier Jahre nach ihrem Start kann festgestellt werden: Die 1997 neu erlassenen vier IT-Berufe „Fachinformatiker/in“, „IT-System-Elektroniker/in“, „IT-System-Kaufmann/frau“ und „Informatikkaufmann/frau“ haben sich bewährt! Trotz Nachlassen des Booms in der IT-Branche ist die Nachfrage nach ihnen immer noch ungebrochen – bei den Jugendlichen ebenso wie bei den Betrieben. 2001 konnte die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gegenüber dem Vorjahr nochmals um 12% gesteigert werden, so dass jetzt in den IT -und den neuen Medienberufen zusammen 60 000 Ausbildungsplätze verzeichnet werden können – eine Zahl, die vom Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit erst für das Jahr 2003 angepeilt war.
Wie aber ist die IT-Branche mit der inhaltlichen Ausgestaltung der IT-Berufe zufrieden? Sind Korrekturen erforderlich? Muss eine Überarbeitung der Ausbildungsordnungen eingeleitet werden? Im Rahmen der Studie „Evaluation der neuen IT-Berufe“ ist das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) diesen und vielen weiteren Fragen nach Akzeptanz und Umsetzung der neuen IT-Berufe nachgegangen: 600 Betriebe mit über 1 000 Auszubildenden wurden befragt und ergänzende Fallstudien durchgeführt.
Die entscheidenden Ergebnisse lauten:

Die Ziele und Inhalte der neuen IT-Berufe treffen bei den Betrieben auf breite Zustimmung.

Die Praxis sieht keinen aktuellen Handlungsbedarf hinsichtlich einer Novellierung der vier Berufe. Es besteht vielmehr die Ansicht, dass die Berufe sich „in Ruhe“ entwickeln müssten; eine Änderung störe den Aufbau von Ausbildungsplätzen und führe zu Verunsicherungen bei den Unternehmen.

Auch dem neuen Prüfungskonzept wird zugestimmt. Die Betriebe räumen allerdings ein, dass es Probleme bei der praktischen Durchführung und Umsetzung gibt. Sehr kritisch beurteilt wird der Prüfungsteil „ganzheitliche Aufgaben“. Das Ziel, über ganzheitliche Aufgaben die Fähigkeit zu übergreifendem Denken und zur Lösung berufstypischer Aufgaben zu ermitteln, werde nicht erreicht. Kritisiert wird hier sowohl die Aufgabenstellung, die nicht etwa komplexe Sachverhalte sondern vielmehr nachschlagbares Detailwissen abfrage, als auch die Menge der Aufgaben, die den vorgegebenen Prüfungszeitrahmen sprenge.

Der Unterricht in der Berufsschule muss verbessert werden. Bemängelt wird die zu geringe Zahl kompetenter Lehrkräfte, das niedrige Anspruchsniveau und der dürftige Umfang der Ausbildungsinhalte im Berufsschulunterricht.

Weitere Ergebnisse der Evaluation der neuen IT-Berufe sind u.a.:

Seit Einführung der vier neuen IT-Berufe hat eine Umorientierung im Nachfrageverhalten der Betriebe stattgefunden: Die „alten“ Ausbildungsberufe Mathematisch-technischer Assistent/ Mathematisch-technische Assistentin und Kommunikationselektroniker/in sind für die Betriebe zunehmend weniger interessant; ein neuer Nachfrageboom entwickelt sich statt dessen beim neuen Beruf Fachinformatiker/in.

Abiturienten sehen die vier Berufe als Alternative zum Studium: Mit Ausnahme des Berufs IT-System-Elektroniker/in weisen die Berufe einen Abiturientenanteil von ca. 50% auf.

Nicht gelungen ist es, junge Frauen für die IT-Berufe zu interessieren: Der Frauenanteil liegt – je nach Beruf unterschiedlich – zwischen 5% (IT-System-Elektroniker/in) und 30% (IT-System-Kaufmann/frau).

Zwei Drittel aller Ausbildungsverhältnisse sind in der IT-Branche angesiedelt. Ein erhebliches Potential an neuen Ausbildungsplätzen scheint in den IT-Anwendungsbranchen zu liegen: Auf dem Arbeitsmarkt werden in diesen Branchen die meisten freien Stellen angeboten.

Und außerdem: Seit gut zwei Jahren gibt es nicht nur vier, sondern fünf neue IT-Berufe. 1999 wurde für den Bereich des Handwerks der IT-Beruf Informationselektroniker/in erlassen, ein Handwerksberuf, der mit den anderen vier IT-Berufen konkurriert und den Jugendlichen ebenfalls gute Arbeitsmarkchancen bietet.

Eine Zusammenfassung der gesamten Evaluationsergebnisse zur Akzeptanz und Umsetzung der neuen IT-Berufe in die Praxis sowie weitere Texte zur Konzeption und Entwicklung der IT-Berufe und den mit ihrer Einführung verbundenen Problemen wurden jetzt vom BIBB veröffentlicht. Die von Hans Borch und Hans Weißmann
herausgegebene Broschüre „IT-Berufe machen Karriere“ ist zum Preis von Euro 16,50 zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11,
Fax: 0521/911 01-19, E-Mail: service@wbv.de

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Dr. Ilona Zeuch-Wiese idw

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