"Der Mensch nimmt den dreidimensionalen Raum verzerrt wahr"

Die Göttinger Physikerin und Psychologin Dr. Julia Trommershäuser ist in das Emmy-Noether-Pogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden. In ihren interdisziplinär ausgerichteten Forschungsarbeiten untersucht Dr. Trommershäuser, die derzeit am Department of Psychology an der New York University in den USA arbeitet, die Struktur des subjektiv wahrgenommenen visuellen Raumes. Die Wissenschaftlerin möchte dabei klären, unter welchen Bedingungen Verzerrungen in der Wahrnehmung des Raumes entstehen.

 „Der Mensch nimmt den dreidimensionalen Raum verzerrt wahr: Die subjektive Wahrnehmung deckt sich nicht mit dem physikalischen Raum“, sagt Dr. Julia Trommershäuser. Die Göttinger Physikerin und Psychologin, die diese Unstimmigkeit zwischen Realität und Wahrnehmung des Räumlichen zu ihrem Forschungsthema gemacht hat, ist jetzt in das Emmy-Noether-Pogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden. Teil der insgesamt sechsjährigen Förderung für besonders qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs ist die Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes. So forscht Dr. Trommershäuser derzeit am Department of Psychology an der New York University in den USA.

Mit ihren interdisziplinär ausgerichteten Forschungsarbeiten, die mathematisch-theoretische Ansätze, Neurowissenschaften und kognitive Psychologie verbinden, möchte Dr. Trommershäuser die Struktur des subjektiv wahrgenommenen visuellen Raumes untersuchen und dabei klären, unter welchen Bedingungen Verzerrungen in der Wahrnehmung des Raumes entstehen. Die Wissenschaftlerin geht davon aus, daß nicht nur die visuelle Wahrnehmung des Raumes verzerrt erfolgt, sondern auch situationsspezifische Faktoren wie der Kontext und die Aufgabenanforderung die Gedächtnisrepräsentation des Raumes verändern. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie sich die Wahrnehmung von Entfernungen verändert, wenn Menschen nicht mehr nur zu Objekten hinsehen, sondern auch nach ihnen greifen. „Ich werde Experimente durchführen, um verschiedene Verzerrungsfaktoren zu identifizieren“, so die Wissenschaftlerin, die gleichzeitig an einem mathematisch-theoretischen Rahmen für ihre Untersuchungen arbeitet. Damit soll es unter anderem möglich sein, Vorhersagen in Bezug auf Fehler bei Entfernungseinschätzungen zu treffen.

Julia Trommershäuser studierte in Gießen und Göttingen Physik und schloss im Jahr 2000 ihre Promotion mit Auszeichnung ab. Darin entwickelte sie unter Betreuung von Leibnizpreisträgerin Prof. Dr. Annette Zippelius mathematische Modelle zur synaptischen Übertragung von Aktivität im Zentralen Nervensystem und arbeitete mit der Arbeitsgruppe des Nobelpreisträgers Prof. Dr. Erwin Neher am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (Göttingen) und dem Zentrum für Physiologie der Universität Göttingen zusammen. Das parallel zusätzlich aufgenommene Psychologiestudium beendete sie im Oktober 2001 mit einer Diplomarbeit zu „Fehlern im visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis“.

Mit ihrem nach der bedeutenden Göttinger Mathematikerin Emmy Noether benannten Förderprogramm will die Deutsche Forschungsgemeinschaft insbesondere die Stellung von Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen verbessern. In diesem Herbst wurden 18 neue Bewilligungen ausgesprochen. Die Zahl der zur Zeit im Emmy-Noether-Programm geförderten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler stieg damit auf 277.

Kontaktadresse:
Dr. Julia Trommershäuser
E-Mail: trommer@cns.nyu.edu

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Marietta Fuhrmann-Koch idw

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