Wenn Bäume in Rohren Wurzeln schlagen

Eine "durchwurzelte" Rohrverbindung (Muffe)

Interdisziplinäre Ursachenforschung: Schäden an Leitungsnetzen

Was ist Schuld daran, wenn Bäume mit ihren Wurzeln in Rohrleitungen eindringen – und das nicht nur dort, wo das Rohr beschädigt ist, sondern häufig an den Rohrverbindungen ordnungsgemäß verlegter, intakter Rohrleitungen? Jährliche Schäden in Millionenhöhe sind die Folge. Nach den Ursachen suchen Forscher am Lehrstuhl für Spezielle Botanik der RUB und am IKT-Institut für unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen (An-Institut der RUB) in einem gemeinsamen, vom Land NRW finanzierten Projekt. Bereits jetzt können die Biologen ausschließen, dass es der bislang vermutete Drang der Wurzel hin zum Wasser ist, der sie gezielt in Richtung Rohr und schließlich in das Rohr einwachsen lässt.

Geheimnisvolles Wurzelwachstum

Zunächst werden die durchwurzelten Rohrverbindungen vorsichtig ausgegraben und komplett geborgen, bevor Biologen um Prof. Dr. Thomas Stützel (Lehrstuhl für Spezielle Botanik) sie im Labor untersuchen. Bereits die ersten Ergebnisse überraschen: Die Wurzeln wachsen parallel und dicht am Rohr entlang. Wenn sie eine Rohrverbindung (Muffe) erreichen, verzweigen sie sich dort und füllen alle Hohlräume aus, bevor sie oberhalb des mittleren Wasserstandes in das Rohr eindringen. Zudem können Jahre vergehen, bis die Wurzeln ausgehend von der Muffe in den Innenraum des Rohres wachsen. Das verraten die Jahresringe, die auch das Holz der Wurzeln bildet. Was stimuliert die Wurzeln dann aber zum plötzlichen Angriff? Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass es nicht das Wasser in den Rohren oder mögliche Sickerverluste sind, die die Wurzeln „anlocken“.

Suche nach den wahren Gründen

Im weiteren Verlauf des Projektes untersuchen die Forscher nun das Verhalten der Wurzeln an sog. Substratgrenzen, z. B. wenn die Wurzeln Bodenschichten unterschiedlicher Dichte durchwachsen, und vergleichen das Wurzelwachstum bei Schmutz-, Regen- und Mischwasserkanälen. So werden Wurzeln im Schmutzwasser stark geschädigt – es kommt damit als Anreiz für die Durchwurzelung der Rohrverbindungen kaum in Frage. Auch scheinen unterschiedliche Bodendichten und Hohlräume um die Rohrleitungen herum einen Einfluss auf das Wachstum der Wurzeln zu haben: Die Wurzeln wachsen quasi in Richtung des geringsten Bodenwiderstandes. Mit Hilfe eines Modellsystems wollen die Forscher nun die wirklichen Ursachen für die Wurzelschäden an Leitungsnetzen herausfinden. Sie vermuten, dass diesen Erkenntnissen letztlich eine Anpassung der Prüfnorm für Rohrverbindungen folgen muss.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Thomas Stützel, Lehrstuhl für Spezielle Botanik der RUB, Tel.: 0234/32-25574, E-Mail: thomas.stuetzel@ruhr-uni-bochum.de

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Dr. Josef König idw

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