Untersuchungsfeld Operationssaal


Kooperation und Sicherheit in komplexen soziotechnischen Systemen "KOSIS" – erster interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt der TU Berlin


Technischer und organisatorischer Fortschritt führen dazu, dass unsere Welt zunehmend „perfekter“, aber auch komplizierter wird. Damit wachsen die Erwartungen an Sicherheit und Zuverlässigkeit. Bei Systemen mit hohem Versagensrisiko wie bei Kernkraftwerken oder in der Luftfahrt kann man durch streng geregelte Prozessabläufe und umfassende Kontrollsysteme ein sehr hohes Sicherheitsniveau erreichen. Wie aber verfährt man bei der Vielzahl individueller, jedoch nicht minder komplexer Arbeitssysteme wie z.B. im Krankenhaus oder im Verkehrsbereich? Mit diesen Problemen wird sich der erste interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt (IFS) der TU Berlin befassen. Im Mittelpunkt stehen die „Kooperation und Sicherheit in komplexen soziotechnischen Systemen“ (KOSIS).

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf Teildisziplinen der TU Berlin untersuchen
Arbeitssituationen und -abläufe, um eine gemeinsame Optimierung von Technikeinsatz, Organisation und dem Einsatz von Humanressourcen zu erreichen. Angestrebt wird ein in sich schlüssiges und seine Aufgaben sicher erfüllendes Arbeitssystem, in dem Fehler erst gar nicht entstehen. Der Schwerpunkt der Analysen liegt dabei in der Betrachtung von Kooperationen zwischen verschiedenen Menschen, wie auch zwischen Mensch und Technik sowie Technik und Technik und ihren Auswirkungen auf die zu erreichende Systemsicherheit. Hierbei werden die Kompetenzen und Methoden verschiedener ingenieurwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Fachgebiete insofern integriert, als dass menschbezogene, technikbezogene und Mensch-Technik-bezogene Aspekte ein gemeinsames Wirkungssystem bilden.

Als exemplarische Fallstudie des Interdisziplinären Forschungsschwerpunkts soll der heutige Operationssaal (OP) dienen. Dieser stellt im Arbeitssystem Krankenhaus das Kernstück und damit auch den kostenintensivsten und sicherheitskritischsten Arbeitsbereich dar. Derzeit befindet sich insbesondere das stationäre klinische Arbeitssystem unter massivem Kostendruck. Die Forderung nach höherer Effizienz folgt daraus. Außerdem stellt das Arbeitssystem OP ein äußerst dynamisches Feld des technologischen Fortschritts dar. Mikrotechnologie sowie moderne Informations- und Kommunikationstechnologien finden verstärkt Einsatz. Diese Dynamik und Komplexität machen den OP zu einem Anwendungsfeld, das sowohl hinsichtlich der Theoriebildung und Methodenentwicklung ein großes Potenzial in sich birgt sowie eine große aktuelle und in den nächsten Jahren weiter wachsende gesellschaftliche Brisanz besitzt.
Durch die disziplinübergreifende Erforschung komplexer soziotechnischer Systeme soll eine methodische Grundlage für einen allgemeinen Betrachtungsansatz geschaffen werden. Hierzu arbeiten Wissenschaftler aus den Fachgebieten Arbeitswissenschaft sowie Arbeits- und Organisationspsychologie zusammen. Die Einbindung der Semiotik verspricht im Zusammenspiel der Projektpartner ein besonderes Innovationspotenzial zu besitzen, das vor allem auf die Gestaltung der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine wie auch zwischen Maschine und Maschine abzielt. Die Sozialwissenschaften, vertreten durch das Fachgebiet Techniksoziologie, erhalten im Rahmen der Forschungsarbeiten eine intensive wissenschaftliche Verbindung zu den Ingenieurwissenschaften und der Informatik, welche die Erkenntnisse mit geeigneten Modellierungsmethoden in einen gemeinsamen Rahmen fügt.

Der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt hat eine Laufzeit von drei Jahren, beginnend zum Januar 2001 und soll die Grundlage für weitere Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet bilden.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gerne der Sprecher des IFS: Prof. Dr. Wolfgang Friesdorf, TU Berlin, Institut für Arbeitswissenschaften, Steinplatz 1, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-79506, Fax: 030/314-79507, E-Mail: wolfgang.friesdorf@awb.tu-berlin.de, Internet: http://uebb.cs.tu-berlin.de/kosis/.

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Ramona Ehret idw

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