Pflanzenextrakt bringt Immunität gegen Masern auf den Tisch

Essbarer Impfstoff muss nicht gekühlt werden und ist kostengünstig produzierbar

Virologen des Macfarlane Burnet Institute in Melbourne sind in der Entwicklung eines essbaren Impfstoffes einen weiteren Schritt voran gekommen. Die Wissenschaftler versetzten Mäusen eine DNA-Masern-Impfung. Das Masern-Virus gilt als eines der gefährlichsten menschlichen Viren, das jährlich zu rund 800.000 Todesfällen in Afrika führt. Ein essbarer Impfstoff sei gerade für Entwicklungsländer eine Errungenschaft, da das Serum nicht gekühlt werden muss.

Forscher um den Virologen Steve Wesselingh injizierten Mäusen den DNA-Masern-Impftstoff. Die Muskelzellen der Nagetiere produzierten anschließend ein virales Protein an der Oberfläche und das Immunsystem der Mäuse startete die Antikörper-Produktion. Nach 21 bzw. 90 Tagen nach der Impfung wurde den Tieren die Flüssigkeit von Tabakpflanzen gefüttert, die das selbe virale Protein enthielten. Das Extrakt stammte von genetisch manipulierten Tabakpflanzen, die im Inneren ihrer Zellen Masern-Proteine bildeten.

Die Mäuse produzierten mehr Antikörper gegen Masern als Tiere, denen der Saft herkömmlicher Pflanzen gefüttert wurde, schreiben die Forscher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Nature. Die Kombination aus DNA und oraler Impfung erhöhte den Antikörper-Gehalt auf jenen Wert, der bei Menschen einen Schutz bewirkt. „Dass der Impfstoff bei Mäusen wirkt, heißt nicht, dass er dies auch bei Menschen tut“, erläuterte Gregory Poland, Direktor der Mayo-Impf-Forschungsgruppe in Rochester, Minnesota. Aber eine orale Impfung sei ökonomisch und praktisch. „Der Impfstoff ist kostengünstig zu produzieren und auch das Problem der Kühlung in Ländern, in denen Elektrizität Mangelware ist, ist gelöst“, so Poland.

Das Wesselingh-Team unternimmt bereits weitere Schritte für die Entwicklung eines essbaren Impfstoffes. Sie haben Salat und Reis mit dem Masern-Impfstoff ausgestattet. Der Impfstoff soll bei Pavianen getestet werden. Auch andere Forschergruppen rüsten sich für neue Impfstrategien. Forscher des Roswell Park Cancer Institute in Buffalo, New York, haben einen Kartoffel-Impfstoff entwickelt, der in Kombination mit einer Hepatits-B-Impfung zum Einsatz kommen soll. Die ersten Patienten wurden bereits geimpft. Aber selbst wenn sich ein essbarer Impfstoff als wirksam erweist, sind internationale Anstrengungen notwendig, um für genetisch modifizierte Saatguten eine Zulassung zu erhalten und für Zucht und Dosierung Richtlinien zu schaffen.

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Sandra Standhartinger pte.online

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