Sensortechnik schützt Orgelpfeifen

Forscher des Istituto di Scienze dell' Atmosfera e del Clima und des ebenfalls zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto di Fisica Applicata haben ein System zur Überwachung des technischen Zustandes von Orgelpfeifen entwickelt. Mit Hilfe von Sensoren werden die von Kondenswasser und Frosteinwirkung betroffenen Stellen im Inneren der Metallzylinder ermittelt.

„Die in Kirchengebäuden üblichen Temperaturschwankungen bewirken die Bildung von Rost, der zu Veränderungen des Klangbildes und auf Dauer zum Kollabieren der Orgelpfeifen führen kann“, erklärt der Isac-Mitarbeiter Dario Camuffo. „Der unter Labor- und Feldbedingungen von uns getestete Sensor beruht auf der Fähigkeit der Glasfaserfäden, das Licht nicht nur zu transportieren, sondern im Kontakt mit Wassertropfen oder Eiskristallen auch zu streuen. Jeder Lichtleiter hat den Durchmesser eines Haares und kann deshalb an den Zylinderwänden angebracht werden, ohne die Klangformung zu beeinflussen.“

„Kondenswasser entsteht in der Regel dann, wenn die Kirche mit Menschen gefüllt ist und die Orgelpfeifen noch kalt sind“, so Camuffo. Dasselbe passiere, wenn die Kirche künstlich beheizt wird. Hinzu komme die Tatsache, dass die Temperaturen in vielen Kirchen im Winter unter Null sinken. Das Wechselspiel zwischen Frieren und Auftauen hat schädliche Folgen für Stabilität und Klangqualität. Nicht nur das Metall, sondern auch die verwendeten Holzteile sind den Tücken des Mikroklimas ausgesetzt. Die Folge seien Klangveränderungen bei hölzernen Orgelpfeifen oder das gleichzeitige Erklingen mehrerer Orgelpfeifen bei Rissen in dem ebenfalls aus Holz bestehenden Register.

„Außerdem weiß man inzwischen, dass natürlich gealtertes Holz im Laufe der Jahre verschiedene Säuren, vor allem Essig- und Ameisensäure, erzeugt. Bei Orgeln wandern diese Säuren in das Innere der Pfeifenzylinder. Rostbildung und Klangveränderungen sind dann die unausweichliche Folge“, so der italienische Wissenschaftler abschließend. Die Sensortechnik ist bereits in Schweden und Polen im Einsatz.

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Harald Jung pressetext.austria

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