Smarte Jacken erfolgreich getestet

Die Displays sollen das Fahrradfahren im Straßenverkehr sicherer machen. Hochschule Landshut

Wer im Dunklen zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs ist, wird leicht übersehen. Um die Sicherheit dieser Personen zu erhöhen, entwickelte Prof. Dr. Artem Ivanov von der Hochschule Landshut im Rahmen des Projekts „Smart Foil Display“ smarte Jacken mit integrierten Displays, die als Blinker oder Bremslicht fungieren.

Ein Jahr lang untersuchen Probanden in Feldtests, wie zuverlässig die eingesetzte Technik im Alltag funktioniert und wie langlebig die Displays im Dauereinsatz sind. Nun stellt der Professor vom Forschungsschwerpunkt Elektronik und Systemintegration die ersten Ergebnisse dieser Tests vor:

„Schon während der Tests zeigte sich ein positiver Trend bezüglich der Stabilität des Display-Systems. Es gab bisher nur wenige Systemausfälle.“

Stabiles System – ausreichende Lebensdauer

Während der Testphase prüfen zwölf Personen seit März 2019 die Jacken im alltäglichen Gebrauch und führen Protokoll, wann und unter welchen Bedingungen Fehlfunktionen auftreten. Aktuell sind die Tests aufgrund der Coronakrise unterbrochen.

Die ersten Zwischenergebnisse wurden jedoch bereits ausgewertet und im Tagungsband des 2. Symposiums Elektronik und Systemintegration „Intelligente Systeme und ihre Komponenten: Forschung und industrielle Anwendung“ ( www.symposium-esi.de ) veröffentlicht.

„Die Displays zeigten sich sehr stabil gegenüber den Umwelteinflüssen und mechanischen Beanspruchungen, die mit dem alltäglichen Einsatz verbunden sind. Auch die Lebensdauer ist nach unseren Betrachtungen ausreichend“, freut sich Ivanov. So betrug die maximale Tragedauer fast 200 Stunden, die maximale Einsatzdauer 75 Stunden.

Präsentation der finalen Ergebnisse im Oktober

Kam es zu Fehlfunktionen, konnten die Ursachen (z.B. durch feuchtigkeitsbedingte Korrosion) geklärt und zum Teil durch Reparaturen gleich beseitigt werden. Ivanov plant, die Feldtests noch bis Oktober 2020 fortzuführen.

Gleichzeitig untersucht er die Leuchtkraft der Displays in Dauertests und wertet diese Daten aus. Die Ergebnisse will Ivanov dann auf der LOPEC Konferenz präsentieren, die als wichtigster Kongress im Bereich gedruckte Elektronik gilt.

Steuerung per Bluetooth

Das Blinker-System besteht aus einem leuchtenden, flexiblen, gedruckten Elektrolumineszenz-Display (ELD) mit einer Pixelmatrix. „Die Displays lassen sich im Siebdruckverfahren auf Kunststoffsubstraten günstig herstellen und stellen derzeit die einzige technologische Möglichkeit dar, selbstleuchtende flexible Anzeigen mit einer Gesamtdicke von nur ca. 0,1 Millimeter im Druckverfahren zu produzieren“, erklärt Ivanov.

Angesteuert wird das System über ein Bluetooth Low Energy Modul, entweder über eine Elektronik im Fahrradlenker oder über das Smartphone, das am Lenker befestigt ist. Je nach Kommando zeigt ein leuchtender Pfeil auf dem Display an, in welche Richtung der Fahrradfahrer abbiegen will.

Zudem kann der Schriftzug BRAKE oder ein beliebiger Text eingeblendet werden. Mittels Druckknöpfe oder Reißverschlüsse werden die Displays auf den Jacken angebracht und können im Falle einer Reinigung einfach wieder abgenommen werden. Nach dem gleichen Prinzip ist auch die Verwendung für Taschen oder Rucksäcke möglich.

Leichte Herstellung

Mit seinem Projekt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr entspricht Ivanov dem aktuellen Zeitgeist. So entwickelt auch der Automobilhersteller Ford gerade eine LED-Jacke, die durch Lichtzeichen die Kommunikation verbessern soll.

Ivanov erklärt den Unterschied: „Diese LED-Jacke ist zwar heller als unsere, aber dafür schwieriger in der Herstellung und nicht so flexibel einsetzbar. Indem wir die Displays im Siebdruckverfahren herstellen, liegen die Kosten sogar bei kleinen Stückzahlen bei unter zehn Euro pro Display.“ Damit seien auch für Start-Ups die finanziellen Risiken überschaubar.

Media Contact

Thomas Simon idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.haw-landshut.de

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