Hubert Haut hilft heilen

Was passiert, wenn sich Designer mit dem Thema Medizin auseinandersetzen, lässt sich derzeit in Kiel beobachten.

Nicht Packungen oder Pillen werden gestaltet, sondern Produkte, die Patienten helfen, Ihre Krankheiten besser zu verstehen und sie so in Ihren Therapien unterstützen.

Um Kindern mit Neurodermitis zu helfen, wurde Hubert Haut entwickelt, ein Tamagotchi, das jungen Patienten einen altersgerechten Umgang mit Ihrer Erkrankung ermöglicht. Durch einen spielerischen Therapieansatz verdeutlicht Hubert Haut betroffenen Kindern den Nutzen und die Wirkung Ihrer Therapie und erhöht so die Chancen einer Heilung.

Neurodermitis zählt zu den großen Volkskrankheiten unserer Zeit. Sie ist die häufigste chronisch entzündliche Hauterkrankung im Kindesalter. Fast jedes fünfte Kind ist betroffen. Bei Erwachsenen liegt der Prozentsatz der Betroffenen bei etwa 5 Prozent. Ihre Hauptsymptome umfassen trockene, schuppige, gerötete Haut und einen unerträglichen Juckreiz. Die Krankheit tritt meist in Schüben auf und erfordert eine regelmäßige Hautpflege.

Es gibt mittlerweile wirksame medizinische Pflegeprodukte, jedoch fällt es gerade jüngeren Patienten häufig schwer, die Pflege ihrer Haut konsequent einzuhalten. Kindern fehlt oft das Verständnis dafür, dass auch in einer nahezu gesunden Phase weiter konsequent gecremt werden muss, um neue Schübe zu verhindern. Sie empfinden den Eincremvorgang oft als Behinderung und „Zeitfresser“ und wollen der negativ besetzten Krankheit nicht noch mehr Raum in Ihrem Tagesablauf einräumen. Hier setzt das Konzept Hubert Haut an.

Hubert Haut, ein Tamagotchi (hier treffend: Dermagotchi), ist ein Elektronikspielzeug. Ein täglicher Begleiter, der ähnlich einem Haustier nach Fürsorge und Pflege verlangt. Wird Hubert gepflegt, so stellt sich die kleine Figur auf dem Display als prall gefüllt und glücklich dar. Wird über einen längeren Zeitraum die Pflege vernachlässigt, verändert Hubert Haut Aussehen und Gemüt. Er leidet auf dem Display und meldet sich durch lautes Piepen zu Wort. Eine virtuelle Pflege ist notwendig.

Um einen Verbindung zwischen der Therapie des Kindes und der des Dermagotchis herzustellen, wird der Pflegeansatz gekoppelt. Hubert Haut wird gepflegt, indem der Tubendeckel der Pflegecreme per Schlüssel-Schloss-Prinzip in die Rückseite des Dermagotchis gesteckt wird. Der junge Patient cremt sich zur selben Zeit aus der nun offenen Cremetube ein, der Vorgang wird durch fröhliche Tänzchen und Melodien von Hubert Haut untermalt. Die negative besetzte Hautpflege wandelt sich in ein spielerisches Prinzip. Das Kind lernt, die virtuellen Pflegeprozesse des Hubert Haut auf den eigenen Körper zu übertragen. Es wird altersgerecht angeregt, Verantwortung für die eigene Haut zu übernehmen und eine Therapie über einen langen Zeitraum einzuhalten.

Zusätzlich bietet Hubert Haut Anreize zur kontinuierlichen Verbesserung der Hautpflege. Eine Gewinnsumme auf dem Display erhöht sich mit jedem Cremevorgang – fällt jedoch wieder, wenn nicht gepflegt wird. So wird Huberts Besitzer angeregt, sich auch über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu pflegen und dem behandelnden Arzt bietet die Zahl eine zusätzliche Therapiekontrolle. Wird Hubert über lange Zeit gut und regelmäßig gepflegt, überrascht er seinen Besitzer zur Belohnung mit zusätzlichen, virtuellen Verkleidungen (Sonnenbrillen, Hüte, Blumen etc.).

Hubert Haut ist ein Projekt der Produktdesignerin Anette Ströh und wurde in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Regina Fölster-Holst und der Neurodermitis-Sprechstunde der Universitäts-Hautklinik Kiel entwickelt. Das Produkt ist zum Patent angemeldet. Anette Ströh studierte Produktdesign und Medical Design an der Bauhaus-Universität Weimar, dem Pratt Institute New York City und der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Sie lebt und arbeitet in Kiel und Berlin.

Dipl. Des. Anette Ströh
Stadtfeldkamp 9 D-24114 Kiel
Mail. contact@anette-stroeh.com
Tel. 0049 (0) 179 1196902
Prof. Dr. Regina Fölster-Holst
UKS-H, Campus Kiel, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Mail. rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de
Tel. 0049 (0) 431- 597 1536

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