Haushaltsgeräte barrierefrei: BaSys-Studierende entwickeln Assistenzsystem für gehörlose Menschen

„Das System erfasst alle elektronischen Geräte und benachrichtigt die Benutzerin oder den Benutzer nach Beendigung des Gerätevorgangs mit Licht- und Vibrationssignalen, aber auch Text und Piktogrammen. Ist beispielsweise der Waschvorgang der Waschmaschine beendet, blinkt ein Licht und es geht eine Nachricht ein“, erklärt Ronald Winter, Mechatroniker im Projekt. Für das Projekt arbeiten Studierende aller drei fachlichen Ausrichtungen des BaSys-Studiengangs – Planen und Bauen, Intelligente Systeme sowie Case Management – zusammen.

Die Studierenden Olga Gisik, Pflegefachkraft, und Meike Wambold, Soziale Arbeit, führten zuerst eine gebärdensprachlich begleitete Befragung mit gehörlosen Menschen durch. Sie thematisierten unter anderem Hindernisse durch Nicht-Hören akustischer Signale und Erfahrungen mit bereits existierenden Hilfssystemen. Um Wohnsituationen „simulieren“ zu können, entwickelten die Studierenden eine Beispielwohnung und verorteten dort die wichtigsten elektronischen Geräte.

„Das Assistenzsystem muss flexibel auf die verschiedenen Gegebenheiten individueller Wohnsituationen anpassbar sein“, so Informatiker Jonas Heil. „Je nach Aufteilung der Wohnräume bestehen zwischen den einzelnen elektronischen Geräten teilweise Distanzen über mehrere Geschosse“, ergänzen Ann-Kathrin Lorek und Ina Hinz, Architektinnen im Projekt. So ergeben sich bauphysikalische Barrieren, die das System überwinden muss. Für die Installation des Assistenzsystems müssen daher zuvor Messungen in den Wohnungen vorgenommen werden, um Metallbauteile zu lokalisieren, die den Funkkontakt zwischen den Modulen stören könnten.

Die Studierenden recherchierten auch nach technischen Ansätzen, um unzureichende Leistungen bereits auf dem Markt befindlicher Produkte zu vermeiden, darunter die begrenzte Reichweite derartiger Systeme. „Wir entschieden uns für ein Funknetz, das über Module mit verschiedenen Funktionalitäten verfügt, wie sie beispielsweise auch schon von Feuermeldern, Strommess-Adaptern oder dem Baby-Phone her bekannt sind“, erklärt Ronald Winter.

Das System besitzt ein Schnittstellen-Modul, das Nachrichten von ihm untergeordneten Funkmodulen empfängt. Diese Nachrichten übermittelt die Schnittstelle an das Smartphone des Nutzers. „Die Besonderheit unserer Entwicklung liegt darin, dass die einzelnen Module ihre Nachricht über die anderen Module übermitteln. Die Reichweite des Funknetzes wächst mit jedem zusätzlichen Modul“, erläutert Jonas Heil. Das Studierenden-Team versucht eine generische Schnittstelle zu schaffen, die sich mit möglichst vielen verfügbaren Haushaltsgeräten verknüpfen lässt.

Weitere Infos zum Projekt unter:
http://www.basys.fh-frankfurt.de/dokuwiki/de:asgm
„Der Studiengang Barrierefreie Systeme geht auf den Menschen in seiner Vielfältigkeit und seinen gesamten Lebenszyklus ein. ‚Barrierefrei‘ bedeutet Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle sowie Flexibilität in der Benutzung. Das kann bedeuten, barrierefrei für körperlich Beeinträchtigte zu sein, aber auch wandelbar für Kinder, Erwachsene oder ältere Menschen. Die Systeme, die die Studierenden in den Projekten entwickeln, sollten möglichst alle Kriterien aufweisen“, erklärt Prof. Dr. Gerd Döben-Henisch, Koordinator und Sprecher des Studiengangs. Der interdisziplinäre Master-Studiengang Barrierefreie Systeme (BaSys) der Fachhochschule Frankfurt bietet die fächerübergreifende systematische Auseinandersetzung mit der barrierefreien Gestaltung der Lebenswelt.

Ziel der Studien- und Forschungsarbeit von BaSys ist die Entwicklung von Wohn- und Lebensformen für ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben in allen Wohn-, Arbeits- und Freizeitbereichen. Die drei Ausrichtungen des Studiengangs, angesiedelt in der Architektur, Informatik und Ingenieurwissenschaften sowie Sozialen Arbeit und Gesundheit, sind aufeinander abgestimmt. So entstehen Konzepte, die die verschiedenen Ansätze der Disziplinen vereinen. Die Studierenden werden von drei Professor(inn)en der jeweiligen Fachdisziplin betreut: Prof. Dr. Gerd Döben-Henisch (Intelligente Systeme), Prof. Guido Jax (Architektur) und Prof. Dr. Annegret Horbach (Pflege und Soziale Arbeit).

Voraussetzungen für das Studium sind ein erster Hochschulabschluss (mindestens Note 2,5) aus den Bereichen Informatik und Ingenieurwissenschaften oder Pflege und Sozialwissenschaften sowie Ergo- und Physiotherapie und (Innen-)Architektur. Bei einer Abschlussnote über 2,5 gibt es die Möglichkeit, über den Nachweis einer geeigneten Zusatzqualifikation zum Studium zugelassen zu werden.

Bewerbungsschluss für Studienbeginn im Wintersemester 2013/14: 15. September 2013; Studiendauer: vier Semester.

Weitere Infos zu BaSys: http://www.fh-frankfurt.de → Fachbereiche → Übergreifende Angebote → Masterstudiengang Barrierefreie Systeme (http://www.fh-frankfurt.de/fachbereiche/uebergreifende_angebote0/basys.html)

sowie

http://www.basys.fh-frankfurt.de/dokuwiki/de:home

Kontakte: FH FFM, Angelika Plümmer, Telefon: 069/1533-3008, E-Mail: angelika.pluemmer@fh-basys.de

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Nicola Veith idw

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