Wasser für die Wüste: Studierende präsentieren Gerät zur Wassergewinnung

Oasis ist die erste Initiative im Rahmen des „product innovation project“, organisiert am Institut für Industrietriebslehre und Innovationsforschung der TU Graz, bei dem Studierende gemeinsam mit namhaften Industriepartnern Praxiserfahrung mit höchster Anwendungsrelevanz sammeln.

Das Konzept kommt aus Finnland, die Idee dabei ist einfach: Studierende verschiedener Disziplinen und Universitäten in mehreren Ländern arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe. Ziel ist – unterstützt von einem namhaften Industriepartner – im Team einen funktionierenden Prototypen zu bauen. Der Maschinenbau-Wirtschaft-Studierende Mario Fallast brachte den Gedanken von seinem Auslandsstudium an der Helsinki University of Technology mit an die TU Graz. In seiner Diplomarbeit stellte er Überlegungen an, wie sich eine solche Initiative in Graz realisieren lässt – das „product innovation project“ war geboren.

Tätigkeit jenseits der Schreibtischkante

„Die Projektidee bringt für die Studierenden wichtiges Training für verschiedene Aspekte, die im Arbeitsleben zählen: Sie lernen über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und in einem interdisziplinären, länderübergreifenden Team gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten“, zeigt sich TU-Rektor Hans Sünkel begeistert. „Wir sind auf diese und andere Initiativen unserer Studierenden sehr stolz, da sie alle mit viel Engagement, Kreativität und Zielstrebigkeit stattfinden.“ An der TU Graz sind etwa auch der siegreiche Studierendenrennstall „TU Graz Racing Team“ sowie vier der fünf österreichischen Robocup-Teams, kürzlich beim RoboCup, den „Europameisterschaften“ im Roboterfußball teilgenommen haben, beheimatet.

„Für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind weit mehr Qualifikationen als das reine Fachwissen gefragt. Die Arbeitsplätze von heute enden nicht an der Schreibtischkante, interkulturelle Erfahrung und Kompetenz in der Kommunikation sind wesentliche Erfolgsfaktoren“, erklärt Projekt-Initiator Mario Fallast. „Die Idee einer interdisziplinären Lehrveranstaltung, in der Studierende mehrerer Universitäten in mehreren Ländern ein Team bilden und gemeinsam ein Produkt entwickeln, hat mich von Beginn an fasziniert“, so Fallast, der am Institut für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung der TU Graz als Studienassistent tätig ist.

Oase für die Armen

Das Pilotprojekt im Rahmen des „product innovation project“ heißt „oasis – water is life“. Ein Studienjahr lang entwickelten elf Studierende aus fünf verschiedenen Disziplinen ein Gerät zur Wassergewinnung in Wüstengebieten. „Ziel war es nicht nur ein schlüssiges Produktkonzept zu erstellen, sondern einen funktionierenden Prototypen zu bauen“, erklärt Fallast. Die Studierenden kamen aus den Bereichen Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Telematik, Betriebswirtschaftslehre und Architektur von TU Graz, Karl-Franzens-Universität Graz und Helsinki University of Technology und wurden dort von verschiedenen Instituten betreut. Die finanzielle Unterstützung steuerte das Center of Competence von Philips in Klagenfurt bei.

Im ostafrikanischen Tanzania leben rund 39 Millionen Menschen konfrontiert mit Problemen wie Arbeitslosigkeit, Armut und fehlendem Trinkwasser. Gemeinsam mit einer Team-Kollegin war Projektmanagerin Schmied vor Start der Initiative vor Ort und erkundigte die Bedingungen. „Es hat uns erschüttert, dass laut Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als die Hälfte der Menschen in Afrika keinen Zugang zu Trinkwasser haben“, berichtet Schmied. „Daher haben wir gerne die Projektidee des Center of Competence von Philips in Klagenfurt aufgegriffen“, so Schmied, die an der Karl-Franzens-Universität BWL studiert.

Wasser aus der Luft

In Wüstengegenden, wo es kein Wasser gibt, ist auch elektrische Energie Mangelware. Die Studierenden konzipierten ihr Gerät daher energietechnisch völlig unabhängig: Die notwendige Energie kommt aus der Kraft der Sonne über Solarzellen und wird gespeichert. Der erzeugte Strom betreibt ein Kühlaggregat. Die Luftfeuchtigkeit kondensiert an den Kühlrippen des Prototypen, wird gesammelt und rinnt von dort in ein Behältnis. Das Prinzip ist einfach, aber gut und funktioniert am besten in der Nacht: Denn dann ist die relative Luftfeuchtigkeit auch in Wüstengegenden deutlich höher als am Tag.

Wichtig in der Entwicklung war, dass das Produkt auch für Menschen mit wenig technischem Know-how möglichst einfach zu bedienen ist. Weiteres Kriterium war ein wartungsfreies Gerät zu schaffen, da in Wüstengegenden bereits einfache Reparaturen zum Problem werden können. „Wir alle haben von der Möglichkeit in einem interdisziplinären Studierendenprojekt mit hohem Praxisbezug und gleichzeitig großer sozialer Relevanz mitzuarbeiten, sehr profitiert. Ich bin überzeugt, dass diese Projektarbeit für mich und meine Teamkollegen nicht nur einen wichtigen Beitrag für den späteren Berufseinstieg, sondern auch wertvolle Erfahrungen für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung gebracht hat“, resümiert Teamchefin Schmied. Die erfolgreiche Initiative soll daher auch im nächsten Jahr weiter geführt werden.

Bildmaterial bei Nennung der Quelle TU Graz/Lunghammer honorarfrei
http://www.presse.tugraz.at/webgalleryBDR/data/Oasis/index.htm
Weitere Informationen zum Projekt:
http://www.productinnovation.tugraz.at
Rückfragen:
Gabriele Schmied
Projektmanagerin „oasis – water is life“
Email: schmiega@stud.uni-graz.at
Mobil: 0664 418 59 55
Mario Fallast
Initiator „product innovation project“
Email: mario.fallast@tugraz.at
Mobil: 0664 333 23 55

Media Contact

Alice Senarclens de Grancy idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Innovative Produkte

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer