"Stepman" – Musik im Takt des Herzschlages

Wer im Takt der Musik joggen will, muss lange nach einem passenden Laufstil oder entsprechenden Titeln suchen. Eine Erweiterung für tragbare Geräte passt das Tempo der Musik unter anderem der Pulsfrequenz des Joggers an. Die Tonlage bleibt dabei unverändert.

Vierundzwanzig Jahre ist es her, dass der erste Walkman von Sony über die Ladentheke ging. Das Unternehmen leitete so den Siegeszug für tragbare Minigeräte ein. Walkman, Discman oder MP3-Player wurden für manchen mithörenden Fahrgast in U-Bahn oder Bus bald zu einer stampfenden Plage. Für viele Jogger hingegen gehört die mobile Musik mittlerweile so selbstverständlich zum Training wie ihre Laufschuhe. Diverse Studien haben gezeigt, dass Läufer Ausdauer und Leistung verbessern können, wenn sie mit Musik schwitzen: Sie laufen entspannter, die Schrittfrequenz ist gleichmäßiger und ihre Atmung wird tiefer. Jedoch stellte bisher die Auswahl der Titel den Jogger vor ein Problem: Die Lieblingsmusik passt meist nicht zum eigenen Laufrhythmus.

Am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Rostock arbeitet man deshalb seit über einem Jahr an StepMan. Dieses System ist als Erweiterung für MP3-Player und PDAs (Personal Digital Assistants) gedacht, die ebenfalls Musik abspielen können. Puls- und Blutdruckmesser sowie Beschleunigungssensoren am Jogger liefern ihre Daten an das Gerät. Je nach Geschwindigkeit und körperlicher Belastung passt eine Software das Tempo der Musik stufenlos dem Laufstil an. Die Tonhöhe ändert sich dabei nicht. Umgekehrt kann sich der Nutzer auch ein Trainingsprogramm mit Ruhephasen und Leistungsspitzen erstellen, bei dem sich der Läufer an die Geschwindigkeit der Musik anpassen muss. „Im stationären Betrieb hat sich StepMan bereits bewährt“, erklärt Gerald Bieber, Leiter des IGD-Bereichs „Mobile Multimedia Technologien“. „Nun müssen wir das System noch an die geringere Rechenleistung mobiler Geräte angepassen.“

Darüber hinaus wollen die Forscher in Kooperation mit dem Bereich Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Rostock eine medizinische Anwendung der Technik entwickeln. Durch das Bio-Feedback sollen etwa nervöse Patienten zur Ruhe kommen. Ein anderer Forschungsaspekt bei der Transformation von Audiosignalen in Echtzeit betrifft die Verständlichkeit von Sprache. Ein Beispiel dafür ist die „Akustische Lupe“. Als Hard- oder Softwarelösung können Ansagen von Anrufbeantwortern und Mobilboxen leichter verzögert abgehört werden. Das Forschungsgebiet reicht bis an Sicherheitsaspekte in öffentlichen Gebäuden, wenn Bieber zu bedenken gibt: „In welcher Geschwindigkeit müssen zum Beispiel Warnhinweise bei einem Brand im Flughafen abgespielt werden, damit sie in der jeweiligen Sprache verständlich sind?“

Media Contact

Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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