Sicherer App-Store für Android

»App-Ray« schickt Android-Apps durch die digitale Röntgenröhre. Mitarbeiter können nur unbedenkliche Anwendungen installieren. <br>© Fraunhofer AISEC<br>

Jeder hat sie, jeder nutzt sie: Apps, kleine Computerprogramme. Installiert auf Smartphones und Tablets erleichtern sie den Alltag. Ein Fingertipp auf die quadratischen Icons und wir wissen, wo die nächsten Regenwolken zu erwarten sind, können von unterwegs unsere Zugtickets buchen und mobil Computerspiele starten oder unsere Lieblingsmusik hören.

Für die meisten von uns sind die mobilen Helferlein unverzichtbar geworden. Zusammen fast zwei Millionen von ihnen tummeln sich bereits heute auf den Plattformen der beiden größten Anbieter Apple und Google. Tendenz steigend.

Datenschutzrisiken und wirtschaftlicher Schaden

Doch die Miniprogramme tun nicht nur Gutes. »Das Geschäftsmodell lautet bei kostenlosen Apps oft: Für meine Dienstleistung brauchst du zwar nicht zu zahlen, aber dafür hole ich mir deine Daten«, gibt Dr. Julian Schütte von der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in Garching bei München zu bedenken. Die Apps greifen die Daten meist ohne das Wissen der Nutzer ab. Der Klau reicht von Adressdaten, über E-Mails und Aufenthaltsorten bis hin zur Identifikationsnummer des Endgeräts. Die App-Entwickler geben die Daten dann für orts- und personenbezogene Werbung an Dritte weiter. »Eine Tatsache, die vielleicht weniger kritisch gesehen wird oder sogar von Nutzen ist, wenn man die Apps privat nutzt. Für Unternehmen dagegen birgt sie große Risiken. Wenn Mails mit unternehmenskritischen Inhalten, Geopositionen von Mitarbeitern oder vertrauliche Kontaktdaten unerkannt weiter gegeben werden, ist das nicht nur datenschutztechnisch problematisch. Es droht auch wirtschaftlicher Schaden«, warnt Schütte.

Um sich vor diesen Gefahren zu schützen, verstärken die IT-Abteilungen der Unternehmen die Kontrolle der Apps, die Mitarbeiter nutzen. »Beim etablierten mobilen Betriebssystem ›iOS‹ haben Mobile Device Manager – IT-Mitarbeiter, die den Pool von Firmenhandys verwalten – bereits eine recht große Kontrolle über die Software, die auf den Geräten gespeichert ist. Aber für den mittlerweile marktführenden Nachzügler ›Android‹ existiert nach unseren Kenntnissen aktuell kein Werkzeug, mit dem die Unternehmens-IT das ›wilde‹ Downloaden von Apps verhindern kann«, schildert Schütte die Herausforderung für die Unternehmen.

Diese Lücke haben die Wissenschaftler am AISEC geschlossen. Ihr neuer App-Store filtert problematische Android-Apps automatisch heraus und bietet den Mitarbeitern nur mobile Anwendungen an, die konform mit den unternehmenseigenen Vorgaben zur IT-Sicherheit sind. »Administratoren und Mobile Device Manager können damit selbst bestimmen, welche Apps installiert werden dürfen und welche nicht«, beschreibt Schütte den Mehrwert. Weitere wesentliche Vorteile der AISEC-Lösung: Die Analyse der Apps ist flexibel und lässt sich an unterschiedlichste Firmen-Richtlinien anpassen. Die IT-Abteilung kann außerdem festlegen, dass Apps Daten nur verschlüsselt kommunizieren dürfen. »Kein unerhebliches Feature in Zeiten des NSA-Skandals«, so Schütte. Und schließlich funktioniert die Software nicht nur für Apps aus bestehenden Angeboten. »Mit Hilfe unseres App-Stores können Firmen Märkte mit eigenen Apps aufbauen, die sicherheitstechnisch sauber sind«, ergänzt Schütte.

Der Unbedenklichkeitsfilter für Android-Apps besteht aus einer App, die auf dem Endgerät des Nutzers installiert ist, und dem Analyse-System »App-Ray«. Letzteres ist im Backend direkt eingebunden in die IT-Architektur des Unternehmens. Suche und Download der Apps geschieht dabei ausschließlich über diese App. »Der Mitarbeiter bekommt so automatisch nur unbedenkliche Anwendungen präsentiert«, erklärt Schütte. Das gewährleistet das Herzstück des Stores – die Analyse im Backend. Es testet Apps automatisch auf Herz und Nieren und gibt sie dann entweder frei oder nicht. »Mit Hilfe von ›App-Ray‹ wissen wir, woher und wohin die Daten innerhalb von Apps fließen, können in ihnen enthaltene Dateien und Quelltexte untersuchen, alle Datenflüsse technisch nachstellen, die App innerhalb einer Testumgebung ausführen und dabei ihr Verhalten beobachten. So entsteht ein sicherheitstechnisches Gesamtbild jeder einzelnen verfügbaren mobilen Anwendung«, beschreibt Schütte die Funktionsweise. Die AISEC-Lösung funktioniert wie ein Framework und bindet bestehende Sicherheits-Features ein. Zum Beispiel ein Analyse-Tool, das die Apps mit 40 verschiedenen Virenscannern gleichzeitig untersucht.

Die Forscher haben einen Prototypen des sicheren App-Stores bereits programmiert. Ein Demo-Video von »App-Ray« kann unter folgender Webadresse angesehen werden: http://www.app-ray.de/

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