Mobiles Internet der Zukunft startet in Berlin

Die wachsende IT-Branche und gebündeltes Know-how von Forschung und Industrie machen die Hauptstadt zu einem erfolgreichen Experimentierfeld für den Mobilfunk der vierten Generation. Möglich wird dies durch den neu entwickelten FUSECO Playground, der vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fraunhofer FOKUS) konzipiert und realisiert wurde.

Die FUSECO Playground (Future Seamless Communication) stellt eine der weltweit ersten offenen Test- und Entwicklungsplattformen dar – in Berlin entworfen, entwickelt und erstmals eingesetzt. Die Plattform liefert der Telekommunikationsindustrie, klein- und mittelständischen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen die notwendige Infrastruktur, um mobile Breitbanddienste der Zukunft sowie die dazu erforderlichen Netz- und Dienstinfrastrukturen zu erforschen, praxisnah zu erproben und schließlich zu optimieren.

Sportlich unterwegs
Ob interaktives Internet-TV oder Fußball-WM: Immer mehr Menschen wollen unterwegs per Smartphone Multimediadienste oder ihre Lieblingssendungen live als Videostream abrufen. Dieser Trend spiegelt sich ebenfalls in den Verkaufszahlen für Smartphones wider. Im ersten Quartal 2010 wurden weltweit etwa 54,7 Millionen Geräte verkauft – über die Hälfte mehr als im selben Zeitraum des ver¬gangenen Jahres. Bislang verhindern variierende Netzabdeckungen und lastabhängige Qualitätsschwankungen jedoch häufig das ungestörte Verfolgen einer TV-Sendung. Im Zusammenwirken mit künftigen Mobilfunkstandards schafft hier die neue Experimentierplattform der Fraunhofer-Forscher Abhilfe. Der FUSECO Playground liefert die entscheidende Basis, um neue Technologien für mobile Breitbandanwendungen zu entwickeln sowie auf aktuellen und neuen Endgeräten, wie Smartphones oder Tablet PCs, zu erproben. Industrie und Forschung können dadurch die mobile Zukunft in Berlin praxisnah testen und weiterentwickeln – und zwar unabhängig von speziellen Geräteherstellern, Mobilfunknetzbetreibern oder Dienstanbietern.
Berliner Luft
„Berlin ist eine wesentliche Innovationsschmiede für Informations- und Kommunikationstechnologien. Als internationale Metropole mit ihren vielfältigen Telekommunikationsinfrastrukturen, Dienstleistungsanbietern und einem aktiven Mittelstand stellt die Stadt den idealen Standort für die Entwicklung und Erprobung von innovativen Breitband-Multimediadiensten dar“, erklärt Prof. Dr. Thomas Magedanz, Fraunhofer FOKUS. Als offene Entwicklungsumgebung konzipiert, bietet der FUSECO Playground eine flexible Integrationsplattform, die je nach Bedarf beliebig erweitert werden kann. So lassen sich nicht nur bisherige und künftige Mobilfunk¬netze integrieren und nahtlos verknüpfen, sondern auch neue Anwendungen inklusive aller relevanten Funktionen und Komponenten praxisnah verwirklichen.
Die Spezialisten von Fraunhofer FOKUS führen derzeit erste Gespräche mit interessierten Industriepartnern. Sobald Prototypen von Multimediadiensten bereitgestellt werden können, sollen Nutzer aus Berlin die Technologie erproben. Magedanz: „Für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Berlins werden diese neuen Plattformen und Anwendungen einen entscheidenden Erfolgsfaktor darstellen.“ Es entstehen neue Geschäftsmodelle, wovon besonders kleine und mittelständische Unternehmen profitieren werden. Deren Anteil liegt in Berlin mit einer Quote von über 99 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch.

Mobilfunk der vierten Generation

Das Konzept des Berliner FUSECO Playgrounds sieht vor allem die nahtlose Verknüpfung bestehender und künftiger Mobilfunknetze vor. Dazu gehören zum Beispiel WLAN Hotspots, Femtozellen, 3G-Netze und insbesondere die neuen LTE-Netze (Long Term Evolution). Der Standard LTE ist als Nachfolger von UMTS der dritten Generation deutlich leistungsfähiger und übertrifft sogar die Geschwindigkeiten und Bandbreiten von DSL. Erst im April dieses Jahres hat die Bundesnetzagentur die neuen Lizenzen dazu im Digitalen Dividende Frequenzband versteigert.

Über das LTE-Advanced Testbed, das vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut, den Deutsche Telekom Laboratories und der Technischen Universität Berlin (TU) im Jahr 2007 in Berlin eingerichtet wurde, lässt sich die Datenübermittlung im FUSECO Playground via LTE-Netze unter Großstadtbedingungen erproben. Als weitere Testumgebung betreibt die TU Berlin die offene Forschungsplattform BOWL (Berlin Open Wireless Lab). Die IT-Spezialisten der verschiedenen Berliner Einrichtungen ebnen durch ihre gemeinschaftlichen und innovativen Forschungsaktivitäten im Kontext des FUSECO Playgrounds den Weg für eine neue Vielfalt mobiler Anwendungen – von hochauflösenden Videoübertra¬gungen und Multimediadiensten in Echtzeit, etwa Videokonferen¬zen und Multiplayer-Online-Spiele, bis hin zum nahtlosen Zugriff auf mobile Cloud-Anwendungen: ein klares Plus für Wirtschaft, Infrastruktur, Forschung und nicht zuletzt den einzelnen Bürger in der Hauptstadt.

Technologie für neue Geschäftsmodelle
Herzstück des FUSECO Playgrounds ist eine neue Kernnetzkontroll-Plattform, der so genannte OpenEPC (Open Evolved Packet Core) – entwickelt von Fraunhofer FOKUS und dem Lehrstuhl für Architek¬turen der Vermittlungsknoten an der TU Berlin. Dieses Software-Werkzeug sorgt dafür, dass sich IP-basierte (Internet Protocol) Dienstplattformen verschiedener Anwendungsdomänen nahtlos und gemäß neuester Mobilfunkstandards in die verschiedenen Breitbandnetze integrieren lassen.

Im Fall von Sportsendungen würde der OpenEPC die Streaming-Plattform eines Fernsehsenders mit geeigneten Mobilfunknetzen verknüpfen. Der FUSECO Playground stellt kontinuierlich die Auswahl der jeweils besten Verbindung sicher. Durch die neue Laborumgebung ist ein nahtloser und störungsfreier Übergang von einem Zugangsnetz ins andere gewährleistet, so dass der Nutzer eine Live-Übertragung auf seinem Smartphone absolut zuverlässig erleben kann – selbst bei einem Wechsel von UMTS zu WLAN oder umgekehrt. Darüber hinaus lassen sich je nach Kundenwunsch zum Beispiel Telefondienste, Premium-Internetzugänge oder Cloud-basierte Anwendungen für Geschäftskunden individuell optimieren. Der OpenEPC bewirkt, dass ausgewählte IP-Verbindungen mit Hilfe von Qualitätsmerkmalen, die auch bei Netzwerkwechseln erhalten bleiben, gezielt priorisiert und reserviert werden können.

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Eva Sittig idw

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