Mobile Web-Apps bieten Einfallstore für Datenspione (2)

Apps sind angesagt. Die Marktforscher von Gartner verzeichneten in 2013 weltweit 102 Milliarden Downloads aus allen App-Stores. Das schnelle Geschäft mit kurzen Entwicklungszeiten geht jedoch oft auf Kosten der Sicherheit, selbst bei Apps von großen Konzernen oder Banken. Wie sicher sind mobile Web-Apps eigentlich und welches sind die zentralen Schwachstellen?

Dieser Frage sind Wissenschaftler des Technologie-Zentrums Informatik und Informationssicherheit (TZI) der Universität Bremen auf den Grund gegangen. Sie haben aus dem Play Store von Google exemplarisch Apps namhafter Hersteller heruntergeladen und dann zum einen das Kommunikationsverhalten und zum anderen den Softwarecode analysiert.

Berechtigungen ermöglichen Spionen das Abgreifen von Daten

„Wir finden immer wieder zwei Einfallstore für Datenspione“, sagt TZI-Mitarbeiter Karsten Sohr. Zum einen fordern die Apps eine lange Liste von Berechtigungen, von denen viele gar nicht für die Funktionalität benötigt werden. Ein Beispiel ist die App eines großen Konzerns, über die Konzernnachrichten verbreitet werden.

„Insgesamt 22 Berechtigungen haben wir registriert, wirklich gebraucht wird eigentlich nur der Zugriff auf das Internet. Doch das Problem ist, dass diese Berechtigungen Spionen ermöglichen, Daten abzugreifen oder sogar auf Funktionen des Handys, wie Kamera, Mikro, Kontakte oder GPS-Ortung zuzugreifen. Das Perfide dabei: Der Nutzer bemerkt davon nichts“, sagt Christian Liebig, der am TZI seine Masterarbeit über das Thema schreibt.

Einspeisen von Schadsoftware durch Lücken in der SSL-Verschlüsselung

Das andere Einfallstor ist die sichere Verschlüsselung nach dem SSL-Standard. „Die Programmierer machen hier immer wieder Fehler, weil es sehr komplex ist und hohe Kenntnisse erfordert“, erläutert Sohr. Das Problem ist jedoch, dass Datenspionen eine minimale Sicherheitslücke im Softwarecode einer App ausreicht, um Java-Code einzuspeisen und das Smartphone übernehmen zu können.

„Wir haben selbst in sicherheitssensiblen Bereichen wie Online-Banking oder der Steuerung von Alarmanlagen unverschlüsselte Einfallstore in Apps gefunden“, berichtet Liebig. Basis für sehr viele Apps ist das Framework Cordova von Apache. Es kann von Programmierern ohne großen Aufwand für die verschiedenen App-Stores angepasst werden, fordert aber standardmäßig viele Berechtigungen.

„Doch wer Cordova einsetzt, muss den gesamten Softwarecode sicher machen. Und er muss sich die Zeit nehmen, nur die Berechtigungen vom Nutzer abzufordern, die für die Funktionalität der App unerlässlich sind“, sagt Liebig. Um Programmierern zu helfen, hat TZI-Kollege Bernhard Berger ein Tool entwickelt, mit dem sich jetzt Cordova-Apps für Android automatisiert auf Lücken testen lassen.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI)
Karsten Sohr
Tel. 0421 218-63922
E-Mail: sohr@tzi.de
oder
Knut Köstergarten
Tel. 0421 3800353
Mobil: 0176 28059267
E-Mail: koestergarten@wortpiraten.de

Media Contact

Eberhard Scholz idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-bremen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer