Künstliche Intelligenz – Die Fabrik, die sich selbst konfiguriert

Die „kognitive“ Produktionsanlage passt sich von allein an Nachfrageänderungen an. Foto: fortiss

Der Prototyp der „fortiss future factory“ besteht aus zehn Stationen, die miteinander vernetzt und beliebig kombinierbar sind. Derzeit kann die Anlage, die sich selbst konfiguriert, zwei Produkte mit je drei Varianten zusammenbauen. Das können beispielsweise Aufbewahrungsdosen, Thermometer, Spielfiguren oder Rasierapparate sein.

„Das Besondere an den Maschinen ist, dass sie sich selbst beschreiben können und ihre Fähigkeiten in virtuelle, ,Gelbe Seiten für registrierte Maschinen‘ hinterlegen“, erläutert Forschungsgruppenleiter Alois Zoitl. Die erforderlichen Produktbeschreibungen und Produktionsschritte sind im System gespeichert.

Definierte Schnittstellen erlauben den Zugriff auf automatisiert auswertbare Beschreibungen der Fähigkeiten der jeweiligen Fabrikmodule, die dann bei Auftragseingang ad hoc automatisch umgerüstet werden. Eine am fortiss entwickelte Planungssoftware fungiert als virtueller Operator, der Aufträge einplant, vergibt, steuert und den Produktionsprozess im „Blick“ behält.

Bessere Algorithmen

„Kern unserer Methode ist eine klare softwareseitige Entkopplung von Produktionsmaschinen und Komponenten voneinander sowie von den herzustellenden Produkten. Dadurch wird es erstmals möglich, Produktionsmaschinen und Komponenten beliebig zu kombinieren“, beschreibt Zoitl die Neuentwicklung. Möglich machen dies die höhere Rechenleistung in den Maschinen, eine höhere Vernetzungsbandbreite sowie bessere Algorithmen.

Sensoren sind elementarer Bestandteil der Anlage. Derzeit erfassen sie den Betriebszustand der Maschinen. Künftig möchten die fortiss-Informatiker aus den Sensordaten weitere Informationen wie mögliches Ausfallverhalten, anstehende Wartung oder Produktqualität gewinnen. Die größte Herausforderung besteht darin, die Komplexität zu meistern, die mit zunehmender Anzahl der Produkte und Produktionsschritte immer weiter steigt.

Das Konzept von fortiss lässt sich auch auf andere Anwendungsfälle übertragen, zum Beispiel für die Textilproduktion (Socken, Mützen etc.). Die Vision der Forscher ist, dass kleine oder große Kunden im Online-Shop ihre Spielfiguren oder Socken selbst gestalten und die Bestellung direkt von der wandelbaren Fabrik erledigt wird.

fortiss ist das Forschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme und Services mit Sitz in München. Das Institut beschäftigt derzeit rund 130 Mitarbeiter, die in Forschungs-, Entwicklungs- und Transferprojekten mit Universitäten und Technologie-Firmen in Bayern, Deutschland und Europa zusammenarbeiten. Schwerpunkte sind die Erforschung modernster Methoden, Techniken und Werkzeuge der Softwareentwicklung, des Systems- & Service-Engineering und deren Anwendung auf verlässliche, sichere cyber-physische Systeme wie das Internet of Things (IoT). fortiss ist in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH organisiert. Gesellschafter sind der Freistaat Bayern (als Mehrheitsgesellschafter) und die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.

http://fff.fortiss.org

Media Contact

Dr. Evdoxia Tsakiridou idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ultraleichte selbstglättende Spiegel

…erhöhen die Effizient hochmoderner Teleskope. Schon immer faszinierte den Menschen der Blick in den Sternenhimmmel und nicht minder faszinierend ist es, die Erde aus dem Weltraum zu betrachten. Möglich ist…

Überraschende Umkehr in Quantensystemen

Forschende haben topologisches Pumpen in einem künstlichen Festkörper aus kalten Atomen untersucht. Die Atome wurden mit Laserstrahlen gefangen. Überraschenderweise kam es zu einer plötzlichen Umkehr der Atome an einer Wand…

Magnetisch durch eine Prise Wasserstoff

Neue Idee, um die Eigenschaften ultradünner Materialien zu verbessern. Magnetische zweidimensionale Schichten, die aus einer oder wenigen Atomlagen bestehen, sind erst seit kurzem bekannt und versprechen interessante Anwendungen, zum Beispiel…

Partner & Förderer