Fraunhofer Forscher machen Mut zum Lesen

Im Rahmen des Verbundprojektes „alph@bit“ entwickeln die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung Rostock (IGD) computerbasierte Lernszenarien, mit denen lese- und schreibschwache Erwachsene auf spielerische Weise lernen, sich in Alltagssituationen besser zurecht zu finden.

Mehr als vier Millionen Menschen haben hierzulande Probleme mit den Anforderungen einer durch Schriftsprache geprägten Umwelt. Da sie Lesen, Schreiben und Rechnen nur unzureichend beherrschen, bereiten ihnen schon einfache Alltagssituationen wie das Lesen eines Fahrplans oder bestimmter Produktinformationen beim Einkaufen große Schwierigkeiten. In Folge dessen geben sie das Lesen und Schreiben im täglichen Leben weitestgehend auf. Unter diesem Vermeidungsverhalten leidet nicht nur die persönliche Weiterentwicklung der Betroffenen. Eine aktive Teilnahme an einer leistungsorientierten Gesellschaft, in der die Fähigkeit zu Lesen und Schreiben eine Schlüsselrolle spielt, ist so kaum noch möglich.

Die Forscher des Fraunhofer IGD wollen Betroffenen nun zu einem sicheren Umgang mit der Schriftsprache verhelfen und ihnen damit den Weg in das Gesellschaftsleben ebnen. In dem Projekt „alph@bit: Game Based Training in der Grundbildung“ werden neue Möglichkeiten des Lesenlernens in der Erwachsenenbildung mit Hilfe des PCs erforscht. „Computerspiele gehören auch bei vielen Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwäche durchaus zum Alltag. Unser Hauptaugenmerk liegt daher auf der Entwicklung von digitalen Lernszenarien, in denen spielerisch typische Problemsituationen des Alltags gelöst werden sollen“, sagt Steffen Malo vom Fraunhofer IGD Rostock.

Die Wissenschaftler nutzen hierfür die Prinzipien und Technologien aus dem Computerspielebereich, mit denen sie eine spannende und gleichzeitig effektive Lernumgebung gestalten. Dabei handelt es sich beispielsweise um Levelspiele mit spannenden Rahmenhandlungen, in die bestimmte Aufgaben eingebettet sind, die das Lesen und Schreiben schulen. „Der entscheidende Vorteil solcher Programme liegt darin, dass die Anwender sie auch unabhängig von Bildungseinrichtungen und bestimmten Seminarzeiten nutzen können“, so Malo weiter. „Vielen Betroffenen, die aus verschiedenen Gründen solche Kurse nicht besuchen würden, könnte so der Zugang zum Lesenlernen erleichtert werden.“

„alph@bit“ ist im November 2007 als Verbundprojekt zwischen dem Fraunhofer IGD Rostock, dem Deutschen Volkshochschul-Verband, dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und dem Volkshochschul-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufen worden. In Zusammenarbeit mit diesen Partnern werden in den nächsten drei Jahren innovative Motivierungs- und Lernmöglichkeiten für die Entwicklung einer angemessenen Grundbildung bei Erwachsenen erforscht. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunktes „Alphabetisierung/Grundbildung für Erwachsene“, der die von UNO und UNESCO ausgerufene „Alphabetisierungsdekade“ zwischen 2003 bis 2012 in Deutschland unterstützt.

Kontakt:
Steffen Malo
Fraunhofer IGD Rostock
Joachim-Jungius-Straße 11
18059 Rostock
Tel.: 0381/40 24 110
E-Mail: steffen.malo@igd-r.fraunhofer.de
Kurzprofil Fraunhofer IGD:
Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD betreibt angewandte Forschung im Bereich der graphischen Datenverarbeitung. Zu den Kernkompetenzen des Instituts gehören unter anderem Visualisierung und Simulation, Animation, Modellierung, Virtuelle und Erweiterte Realität, Sicherheitstechnologien sowie Ubiquitous Computing. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte: Den Erhalt von Semantik über den gesamten Modellierungsprozess hinweg, die Wechselwirkung von Graphik und Vision sowie die Bearbeitung bibliothekarischer Fragestellungen im Kontext dreidimensionaler Modelle. Das Anwendungsspektrum der innovativen Konzepte, Modelle und Praxislösungen reicht von Virtueller Produktentwicklung über Medizin und Verkehr bis zu Multimedialem Lernen und Training. Im Auftrag von Kunden entstehen Prototypen und Komplett-Systeme, die optimal auf deren spezifische Anforderungen abgestimmt sind. So entwickeln die dreizehn Abteilungen in Darmstadt, Rostock und Singapur neue Technologien, erstellen Studien und realisieren Anwendungen und Systeme (Hard- und Software), die sich durch hohe Benutzerakzeptanz, gute Bedienbarkeit und ergonomische Gestaltung auszeichnen. Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Fraunhofer IGD haben direkten Bezug zu aktuellen Problemstellungen in Industrie und Wirtschaft. Zahlreiche Ausgründungen gewährleisten, dass Prototypen schnell in marktfähige Produkte umgesetzt werden.

Das Fraunhofer IGD kooperiert eng mit der Technischen Universität Darmstadt, der Technischen Universität Graz und der Universität Rostock. Das Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) in Singapur, gegründet 1998, sichert die Präsenz auf den Zukunftsmärkten Asiens. Das Fraunhofer IGD beschäftigt in Darmstadt und Rostock rund 140 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unterstützt durch etwa 140 wissenschaftliche Hilfskräfte. Der Etat betrug 2006 über 14 Millionen Euro.

Media Contact

Bernad Lukacin idw

Weitere Informationen:

http://www.igd.fhg.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer