Elektronische Fallakte zwischen zwei Klinikbetreibern demnächst im Pilotbetrieb

Die RHÖN-KLINIKUM AG, das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST und Siemens Medical Solutions diskutierten auf der Medica 2007 den Status der elektronischen Fallakte (eFA). Gleichzeitig gaben sie einen Ausblick auf die Zukunft dieser Plattform für den einrichtungs- und sektorenübergreifenden Datenaustausch im Gesundheitswesen. Siemens startet im Dezember ein Pilotprojekt zur elektronischen Fallakte. Dabei werden zwei namhafte Klinikketten, darunter die RHÖN-KLINIKUM AG, zum ersten Mal untereinander Daten austauschen. Siemens ist damit der erste Industriepartner, der die eFASpezifikation des Fraunhofer ISST inklusive der so genannten Peer-to-Peer- Kommunikation vollständig umgesetzt hat.

„Die elektronische Fallakte optimiert den Behandlungsprozess, indem sie die Vernetzung aller Leistungserbringer im Gesundheitswesen unterstützt. Dabei wollen wir Applikationen beisteuern, die Mehrwert für andere Dienste wie zum Beispiel die Gesundheitskarte haben“, erklärte Volker Wetekam, Leiter des Geschäftsgebiets Global Solutions bei Siemens Medical Solutions. „Die eFA-Initiative stärkt die Position der jeweiligen Leistungserbringer und reduziert Kosten, da die einzelnen Häuser sich stärker auf ihre Fachgebiete spezialisieren können, wenn die Zusammenarbeit untereinander vereinfacht wird. Mit dieser Initiative könnten wir nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zum Trendsetter werden.“

Die RHÖN-KLINIKUM AG betonte, dass sie besonderen Wert auf Datenschutz und die Berücksichtigung bestehender Systeme und Standards legt. „Die RHÖN-KLINIKUM AG war ein Teilnehmer der ersten Stunde, als das eFA-Konzept geboren wurde, und gehört zu den Vorreitern des Einsatzes von moderner Informationstechnologie im klinischen Bereich in Deutschland, was sich auch in unserem Konzept der Tele-Portal-Kliniken widerspiegelt“, erläuterte Dietmar Pawlik, CFO, RHÖN-KLINIKUM AG, Bad Neustadt/Saale. „Die Tatsache, dass wir im nächsten Monat die Fallakte bereits zwischen zwei Klinikbetreibern testen werden, beweist, dass wir unser System von Anfang an als offenes System aufgesetzt haben. Wir möchten uns mit anderen Kliniken, die mit unterschiedlichen Systemen arbeiten, bei der Leistungserbringung vernetzen. Dadurch erreichen wir Interoperabilität über Sektoren und Träger hinweg.“ Das Fraunhofer ISST stellte die nächsten Schritte in Sachen eFA vor: Das Projekt soll nun als eine gemeinsame Initiative des gesamten stationären Sektors in die Fläche gebracht und die Umsetzung der Spezifikationen zentral koordiniert werden. Dabei werden die Spezifikationen kontinuierlich weiterentwickelt und – wie auch bereits in der Vergangenheit – mit anderen Akteuren wie gematik, VHitG und IHE abgeglichen. „Die vom Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik im Auftrag des Konsortiums spezifizierte elektronische Fallakte ist auf dem besten Weg, sich als Lösung für die einrichtungs- und sektorübergreifende Kommunikation im deutschen Gesundheitswesen zu etablieren. Dass zwei Klinikbetreiber mit unterschiedlichen technischen Systemen in Kürze digitale Daten austauschen werden, demonstriert das Potenzial einer herstellerunabhängigen Spezifikation“, so Jan Neuhaus, stellv. Abteilungsleiter Business Communication Management am Fraunhofer ISST.

Wenn die Kommunikation zwischen Niedergelassenen und Krankenhaus elektronisch abläuft, geschieht das derzeit über von verschiedenen Herstellern entwickelte Portale. In Zukunft soll die komplette Behandlung eines Patienten vom primären Sektor über die Einweisung und die Behandlung im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge über die elektronische Fallakte ablaufen. Im Unterschied zur elektronischen Patientenakte konzentriert sich die eFA nur auf den jeweiligen Krankheitsfall. Das heißt, die an der Behandlung Beteiligten erhalten nur Zugriff auf die zum vorliegenden Behandlungsfall gehörenden Daten und nicht auf die lebenslange Akte mit der gesamten Patientenhistorie. Für die notwendige Zustimmung des Patienten liegt damit eine verständliche Zweckbindung vor.

Die Daten selbst können über einen „Fat Client“ oder browserbasiert über SOAP (Simple Object Access Protocol)-Webservices von allen behandelnden Ärzten eingesehen werden, während die Datenerzeugung und -speicherung in den IT-Systemen der jeweiligen Leistungserbringer erfolgt. Es kommt keine zusätzliche zentrale Datenhaltung hinzu, sondern es werden Referenzierungen auf die gekapselten Daten generiert. Die Fallakten lassen sich nur nach erfolgreicher Authentifizierung zum Beispiel mit einem Heilberufeausweis einsehen.

Hintergrund: elektronische Fallakte

Die Initiative zur Entwicklung und Etablierung elektronischer Fallakten (eFA), die einen sicheren, diagnosebezogenen Datenaustausch zwischen Gesundheitsdienstleistern ermöglichen, wurde Anfang 2006 von den privaten Klinikketten Asklepios Kliniken, RHÖN-KLINIKUM AG und Sana Kliniken GmbH & Co. KGaA sowie der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. und dem Fraunhofer ISST gestartet. Mittlerweile haben sich mit dem Universitätsklinikum Aachen, der Charité Berlin, dem Klinikum Dortmund, den Helios-Kliniken, dem Städtischen Klinikum München, dem Universitätsklinikum Tübingen und dem Vivantes-Konzern weitere Krankenhausträger angeschlossen. Die Initiative wird von der IT-Industrie aktiv unterstützt, die in aktuell zehn Modellprojekten die Umsetzung und Anwendung der eFA-Spezifikationen testet. Außerdem sind die Anbieter von IT-Lösungen im Gesundheitswesen aktiv in die Weiterentwicklung der Spezifikationen eingebunden.

Hintergrund: eHealth bei Siemens

Das eHealth-Produktspektrum von Siemens Med umfasst Sicherheitskomponenten und die Software Soarian Integrated Care, in der bereits ein fallbasiertes Konzept realisiert und in der webbasierten elektronischen Patientenakte (WebEPA) für die RHÖNKLINIKUM AG implementiert ist. Die kommende eFA-Spezifikation 1.2 ist größtenteils in der Software entwickelt, der erste Peer-to-Peer-Pilot mit der RHÖN-KLINIKUM AG und einem weiteren Partner ist für Dezember 2007 geplant.

Die RHÖN-KLINIKUM AG versteht sich als Gesundheitsdienstleister mit höchsten Ansprüchen an Patientenorientierung, Qualität und Preiswürdigkeit der Leistung. Gegenstand des Unternehmens sind die Errichtung und der Betrieb von Krankenhäusern, vorwiegend des Akutbereichs in allen Versorgungsstufen. Die RHÖN-KLINIKUM AG ist seit 1989 – als erster deutscher Klinikkonzern – börsennotiert. Im Geschäftsjahr 2006 erzielte der Konzern einen Umsatz in Höhe von knapp 2 Mrd Euro sowie einen Gewinn von 108 Mio Euro. Die RHÖN-KLINIKUM AG teilt die Werte und Ziele des deutschen Sozialsystems, dessen Leistungsfähigkeit sie nach dem Motto „Rationalisierung vor Rationierung“ auch künftig gewährleisten will. Aktuell umfasst der Konzern 46 Kliniken (44 Akut-/2 Reha-Bereich) an 35 Standorten mit ca. 15.000 Betten und Plätzen. Im Konzern sind derzeit mehr als 31.000 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Informationen unter: http://www.rhoen-klinikum-ag.com. Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST berät Firmen sowie öffentliche Einrichtungen bei der Konzeption, der Realisierung, der Einführung und dem Betrieb von langlebigen, evolutionsfähigen Informations- und Kommunikations-Infrastrukturen. Hierfür entwickelt es innovative Konzepte, Techniken und Verfahren im Software- und System-Engineering. Das Dienstleistungsangebot reicht von der klassischen Innovationsberatung über die Erstellung von Gutachten bis hin zu strategischen Kooperationen zum Zweck der Prototyp-Entwicklung. Derzeitige Anwendungsfelder des Fraunhofer ISST liegen vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bauen und Wohnen, öffentliche Verwaltung, Automotive sowie in Industrie- und Logistikunternehmen. Siemens Medical Solutions ist weltweit einer der größten Anbieter im Gesundheitswesen. Der Bereich versteht sich als medizinischer Lösungsanbieter mit Kernkompetenzen und Innovationsstärke in diagnostischen und therapeutischen Technologien sowie in der Wissensverarbeitung einschließlich Informationstechnologie und Systemintegration. Mit seinen Akquisitionen in der Labordiagnostik wird Siemens Medical Solutions das erste voll integrierte Diagnostik-Unternehmen, das Bildgebung und Labordiagnostik, Therapielösungen und medizinische Informationstechnologie miteinander verbindet und um Beratungs- und Serviceleistungen ergänzt. Das Unternehmen bietet Lösungen für die gesamte Versorgungskette unter einem Dach – von der Prävention und Früherkennung über die Diagnose bis zur Therapie und Nachsorge. Siemens Medical Solutions beschäftigt weltweit rund 48.000 Mitarbeiter und ist in über 130 Ländern präsent. Im Geschäftsjahr 2007 (bis 30. September) erzielte Siemens Medical Solutions nach U.S. GAAP einen Umsatz von 9,85 Mrd. € sowie einen Auftragseingang von 10,27 Mrd. €. Das Bereichsergebnis betrug 1,32 Mrd. € (vorläufige Zahlen, nicht testiert).

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Marion Bludszuweit Siemens Medical Solutions

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